Vampirblut (German Edition)
Nur wie? Ein Krankenhaus kam ja wohl nicht infrage. Ich legte ihn auf das große Bett, in dem auch ich geschlafen hatte, als William mich gerettet hatte.
Ich war nicht bereit William aufzugeben. Nachdem ich ihn hingelegt hatte, und ihn seine Kleidung vom Körper gerissen hatte, stürmte ich in die Küche zu dem Kühlschrank, der Williams Blutreserven beherbergte. Ich nahm alle mit, die ich darin fand.
Dakota stand wie erstarrt in der Tür der Bibliothek. „Was ist los. Wo ist Tucker?“
„Zu Hause. Sein Vater ist Okay. Ich muss ... William. Es geht ihm nicht gut. Tut mir leid ...“, stotterte ich und stürmte die Treppen wieder nach oben.
Der Geruch von Blut schwappte mir entgegen, als ich die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Ich beachtete ihn nicht. Ich wollte nicht an die Möglichkeit denken, dass William es nicht schaffen könnte. Solche Gedanken verdrängte ich so weit ich es nur konnte. Er würde es schaffen. Etwas anderes kam gar nicht infrage. Seinen Tod würde ich niemals akzeptieren. Er musste überleben. Für mich überleben.
William war noch blasser, als er es sonst schon war. Sein Körper zitterte und bebte. Das, was dort im Bett lag, war nicht mehr der junge, gut aussehende Mann, den ich so sehr liebte. Nur eine leere Hülle dessen, was er mal gewesen war, lag da vor mir.
Ich schluckte. Ich konnte – nein wollte – nicht glauben, dass ich heute schon wieder einen geliebten Menschen verlieren sollte. Ich konnte das nicht zulassen.
Ich beugte mich über William und hauchte ihm einen Kuss auf seine zitternden, spröden Lippen.
„Oh mein Gott“, hörte ich Dakota. Sie stand in der Tür des Schlafzimmers. Die Augen weit aufgerissen, starr vor Schreck. „All das Blut. Oh mein Gott.“
„Geh. Ich schaff das schon“, schrie ich sie an. Ich hielt William den ersten Beutel mit Blut an die Lippen. Appetitlich sah das Zeug nicht aus, aber mir war alles recht, wenn es ihn nur retten konnte. Mit der anderen Hand hob ich Williams Kopf leicht an. „Trink“, forderte ich ihn auf.
Er schüttelte den Kopf. „Das bringt nichts. Das wird nicht helfen“, keuchte er.
„Warum nicht?“ Doch mir fiel die Antwort schon ein. „Nur ein Snack für zwischendurch. Um bei Kräften bleiben zu können, brauchen wir frisches Blut“, hatte William gesagt. Es war noch gar nicht so lange her, als wir darüber gesprochen hatten, unten in seiner Küche. Und doch verschwamm diese Erinnerung jetzt vor meinem geistigen Auge, als wäre es schon Ewigkeiten her.
Tränen rannen mir über die Wangen, als mir bewusst wurde; das Einzige, was William jetzt noch retten konnte, war frisches Blut. Nur woher sollte ich das nehmen? Und blieb noch genug Zeit für mich auf die Jagd zu gehen? Ich wusste ja noch nicht einmal, wie man jagt.
Es gab nur eine Möglichkeit. Nur diese Eine. Und diese würde ihm vielleicht noch schneller helfen als das Blut von Tieren. Er musste von mir trinken.
Ich nahm William hoch. Ohne darauf zu achten, dass sein Blut Flecken auf meinen Sachen hinterlassen würde, drückte ich seinen Oberkörper fest gegen meine Brust. Seinen Kopf legte ich nahe an meinen Hals, seine Lippen an die kleine Senke unterhalb meines Ohres, unter der mein Blut pulsierte. „Trink“, flehte ich.
William versteifte sich in meinen Armen. Ich schloss die Augen, wartete auf den Schmerz, der seinen Biss begleiten würde. Dann spürte ich seine Lippen, wie sie sich auf meiner Haut bewegten, und hörte, wie er leise murmelte: „Niemals. Lass mich runter, Josie.“
„Nein. Du trinkst. Ich weiß, dass dich das retten wird. Trink! Ich habe es für dich getan. Habe für dich dein Blut getrunken. Du tust das jetzt für mich. Trink!“, forderte ich jetzt energischer.
William schüttelte den Kopf und presste seine Hände gegen meine Brust. Es war eine Schwache, aber entschlossene Reaktion auf das, was ich von ihm verlangte. „Nein, Josie.“
Ich legte ihn zurück auf sein Kissen und überlegte verzweifelt, was ich tun sollte. Mein Entschluss stand fest. Ich musste ihn dazu bringen, von mir zu trinken und das schnell, denn sein Atem ging nur noch sehr flach. Seine Brust hob und senkte sich fast gar nicht mehr. Gleich würde er sterben und alles was von ihm übrig bleiben würde, wäre ein Häufchen Asche. Und dafür war ich nicht bereit. Ich war nicht bereit ihn gehen zu lassen. Ihn einfach ohne Weiteres davon kommen zu lassen. Nein, er würde hier bei mir bleiben. Dafür würde ich sorgen.
Verzweifelt suchte ich nach etwas
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