Vampirblut (German Edition)
ihn verloren“, fügte ich flüsternd hinzu. „Du kennst ihn nicht. Für ihn gibt es nichts Wichtigeres, als die Menschheit vor diesen Monstern da draußen zu beschützen.“
„Es tut mir leid, wenn ich ihn falsch beurteilt habe, aber das ändert nichts an der Sache ...“ Sie zögerte kurz. „Nichts an der Sache, was er aus dir gemacht hat.“
Jetzt war ich diejenige, die geschockt guckte. „Ich bin kein Vampir“, sagte ich entrüstet.
„Ich weiß, aber du hast seine Kräfte.“ Sie rückte ihren Stuhl näher an mich heran und nahm meine Hände in ihre. „Ich war mir erst nicht sicher und ich weiß auch nicht, ob es richtig ist dir das zu erzählen, aber nach dem was ich heute Morgen gesehen habe, kannst nur du es sein.“
„Was sein?“ Ich war verwirrt.
„Ich schlage vor, du gehst erstmal duschen und ziehst dich um. Deine Mutter braucht von alle dem nicht zu wissen. Und wirf die Sachen weg.“
Zwar wollte ich unbedingt wissen, was hier vor sich ging, aber eine Dusche und saubere Klamotten klangen auch sehr verlockend.
Ich steckte meine Sachen in einen schwarzen Müllsack, dann nahm ich mir meine Trainingshose aus dem Schrank und einen Pullover, denn irgendwie war mir ziemlich kalt. Die Müdigkeit steckte mir in den Gliedern.
Ich stellte den Wasserstrahl der Dusche besonders heiß ein und genoss das brennende Gefühl auf der Haut. In Gedanken war ich bei William. Ich hoffte, dass er wieder gesund werden würde. Und ich hoffte, dass nicht eintrat, was Dakota befürchtete; dass William in einen Blutrausch verfallen würde. Ich schüttelte diese Vorstellung ab, denn William war stark. Stark genug, um diesen Drang zu bekämpfen. Schließlich tat er das ja nun schon seit mehr als einhundert Jahren.
Nachdem ich den heutigen Tag von mir gewaschen hatte, lief ich wieder zurück in die Küche. Meine Großmutter wartete noch immer auf mich. Sie hatte uns Tee gekocht und der herrlich würzige Duft stieg mir in die Nase und wirkte belebend. Ich setzte mich zu ihr an den Tisch und wartete gespannt auf das, was sie mir erzählen wollte.
Langsam hob sie ihre Tasse an ihre Lippen, nippte etwas an ihrem Tee und stellte die Tasse zurück auf ihren Untersetzer. „Geht es dir jetzt besser? Es ist zwar schon reichlich spät, aber ich dachte, du könntest vielleicht hungrig sein. Du hast heute sicher noch nichts gegessen“, sagte sie.
Ich nickte. Die Wärme meiner Teetasse kroch von meinen Fingern langsam in meine Arme. Ich nahm einen Schluck und genoss, wie der heiße Tee meine Speiseröhre hinunter rann und meine Brust mit wohliger Wärme erfüllte.
Meine Großmutter öffnete die Backröhre und der köstliche Duft von Lasagne vermischte sich mit dem Duft von Kräutertee. Sie stellte einen Teller mit Lasagne auf den Tisch und lächelte. „Nur aufgewärmt, nicht frisch.“
Ich schlang den halben Teller herunter. „Du wolltest mir etwas sagen“, murmelte ich zwischen zwei Bissen.
„Ja, das wollte ich“, stimmte sie mir zu. „Es fällt mir wirklich nicht leicht, dir das zu erzählen.“ Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und räusperte sich. „Heute Morgen, da hast du dich so schnell bewegt wie ein Bluttrinker. Und du hast mit Leichtigkeit diesen Dämon besiegt. Ich hatte es schon vermutet, als ich das erste Mal auf William traf. Da fiel mir diese alte Legende der Miwok wieder ein.“ Meine Großmutter runzelte ihre Stirn und wischte ein paar Tränen aus ihren Augenwinkeln. „Ich hatte so sehr gehofft, dass nicht du es bist“, fuhr sie zögernd fort.
Ich schob meinen Teller beiseite und griff nach den Händen meiner Großmutter. „Nun sag schon. So schlimm kann es doch nicht sein. Es ist nur eine Geschichte, die sich die Ureinwohner am Abend bei einem Lagerfeuer erzählt haben“, ermutigte ich sie weiter zu reden.
„In einer dieser Geschichten heißt es:
Eine Anführerin wird kommen.
Geboren vom Blute der Miwok,
Erschaffen vom Blut der Anderen,
Wird einzig sie das Wissen und die Macht besitzen,
Zu besiegen den der da kommen wird.“
Bei den letzten Worten brach ihre Stimme. Jetzt liefen die Tränen über ihr Gesicht und ihr Körper zuckte unter dem Schluchzen.
Ich streichelte ihre Hände, um sie etwas zu beruhigen. „Aber Oma, was hat das mit mir zu tun?“
„Verstehst du denn nicht Josie? Du bist es. Du bist die Anführerin“, sagte sie energisch.
„Wie kommst du darauf?“
„In der Legende heißt es; Sie wird ausgestattet sein mit den Kräften der Anderen und doch ist sie ein
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