Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
Funktionierte das auch bei einem anderen Lebewesen? Oder würde es schrecklich schiefgehen?
    Wieder klopfte Atreus ihm auf den Rücken. »Was ist es, das du mir rauben willst?
Was?
«
    Mac verharrte in der Bauchlage und gab sich redlich Mühe, hilflos und eingeschüchtert zu wirken. Er war hergekommen, um seine Menschlichkeit zu suchen. Jetzt hatte Ashes Rettung oberste Priorität. Trotzdem könnte er diesem Fiasko vielleicht noch etwas Positives abgewinnen. Er bewegte einen Fuß und einen Arm. Die Lähmung ließ nach.
Gott sei Dank!
    »Ich bin hergekommen, um Fragen zu stellen.«
    Bedenklich schwankend, trat Atreus vor ihn und blieb stehen, nur Zentimeter vor seinem Gesicht. Mac konnte die bestickten Schuhe des Zauberers sehen, deren fadenscheinige Spitzen nach oben gebogen waren. An beiden Spitzen hingen lose Fäden, als wären dort einst Glasperlen befestigt gewesen.
    »Was wolltest du fragen?«, donnerte Atreus. »Ich gewähre dir nur eine Frage, denn ich bin mit Staatsangelegenheiten beschäftigt.«
    Eine Frage. Mac hatte unzählige, die alle irgendwie auf die Burg hinausliefen.
    »Wer war der Avatar?«
    Atreus wirkte wie versteinert. »Sie war die Mutter meines Kindes. Ich formte sie aus der Sonne und dem Regen, und dann tötete ich sie.« Das Bedauern in seiner Stimme fühlte sich grau und kalt wie ein Ozean im Winter an.
    Häh?
    War das Wahnsinn, eine Metapher oder Gattinnenmord?
    Atreus wandte sich um, ging zum Thron und stieg hinauf. Nachdem er sich gesetzt hatte, zupfte er an seinem Gewand, bis es perfekt über seine Knie fiel. Dann legte er die Arme auf die breiten aufwendig geschnitzten Holzlehnen und blickte hinab, als wäre der Raum mit Untertanen gefüllt, die Wohltaten von ihm erbettelten. Er nickte und gestikulierte vornehm Leuten zu, die gar nicht da waren.
    »Leider«, murmelte er, »kann nur wahres Leben Leben erzeugen. Meine Schöpfungen weisen bloß die begrenzte Kraft meiner Zauberkunst auf.«
    Für jeden Psychiater dürfte dieser Typ ein Geschenk sein.
Wäre Atreus nicht so verflucht gefährlich gewesen, hätte Mac Mitleid mit ihm gehabt.
    Aber dafür hatte er keine Zeit. Ashes Atem wurde rasselnder. Mac versuchte zu erkennen, ob er und Ashe im Sichtfeld des Zauberers waren, konnte es jedoch nicht einschätzen. Er musste auf sein Glück setzen. Seine Haut prickelte vor Hitze, als er seine Kräfte sammelte.
    Er wurde zu Staub und materialisierte sich fast auf Ashe. Mit riesigen Augen starrte sie panisch zu ihm auf. Sie versuchte, ihn wegzustoßen, nur war sie völlig entkräftet. »Was ist mit dir? Du bist glühend heiß.«
    »Ach ja? Danke.«
    »Du bist ein Dämon!«
    »Und Sternzeichen Schütze, also ist das heute dein Glückstag.«
    Atreus hievte sich von seinem Thron, die Arme erhoben wie Zeus, der einen Blitzschlag wirken wollte. Hastig schlang Mac seine Arme um Ashe und konzentrierte sich darauf, wieder zu Staub zu werden.
    Es war ein seltsam intimes Gefühl. Er spürte, wie sie sich beide auflösten, und er fühlte den Magieschwall, der in die Mauer krachte, wo sie sich eben noch befunden hatten.
Gerade rechtzeitig!
    Mac glitt schwerfällig durch die Burg, nur wenig über dem Boden. Es war schwierig, eine andere Person mit sich zu tragen, schmerzlich anstrengend. Er verplemperte keine Zeit damit, sich an bestimmte Pfade zu halten, sondern drang durch Fußböden und Wände, um den kürzesten Weg zur Tür zu nehmen.
    Sobald sie draußen waren, sorgte er zuerst dafür, dass sein Passagier wieder seine richtige Gestalt annahm, vorsichtig zu allem wurde, was Ashe ausgemacht hatte. Das Letzte, was Mac wollte, war, mit einem verquirlten Ashe-Klon dazustehen.
    Sie beide hockten auf den Zedernbohlen, aus denen der Boden in der Gasse bestand, Ashe mit dem Rücken an die alten fleckigen Steine der Mauer gelehnt. Mac kniete ihr gegenüber, so dass seine Jeans die Feuchtigkeit aus dem Gras aufsog, das zwischen den Bohlen wuchs. Es hatte geregnet, während sie drinnen gewesen waren.
    »O Göttin!« Ashe hielt sich die Seite und verzog das Gesicht vor Schmerz.
    Die Höllenhunde waren zurück und umringten die beiden. Einer von ihnen sprach in sein Handy.
    »Ruft einen Krankenwagen!«, befahl Mac dem mit dem Telefon und packte Ashes Schultern. Sie kippte langsam nach vorn und sackte auf den Boden. Ihm blieb nichts anderes, als ihren Fall abzufangen und ihren Kopf mit einer Hand zu stützen, bis einer der Höllenhunde seine Jacke als Kissen anbot.
    Ashe sah Mac mit glasigen Augen an. »Du hast mir da

Weitere Kostenlose Bücher