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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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eleganten Kleider aus den Zeitschriften – den neueren, in dem die Röcke schamlos die Knie entblößten. Sie malte sich auch Schuhe aus, die wunderschöne dünne, hohe Absätze hatten und bewiesen, dass die Frau, die sie trug, noch keinen Tag in ihrem Leben hatte arbeiten müssen. Denn gewiss konnte niemand auf solchen messerdünnen Absätzen einen Heuballen heben oder einen Fußboden schrubben.
    Sie würde die Tür hübsch gekleideten Gästen öffnen, die ihr sagten, sie wäre wunderschön. Mac stünde neben ihr, sähe sie an und wäre mächtig stolz auf sie und die Art, wie sie ihr gemeinsames Heim sauber und ordentlich hielt.
    Was für ein herrliches Leben! Keinen Deut wie meines.
    Sollte sie in die Welt der schönen Heime und hübschen Schuhe gehen, würde sie zu einem mordenden Alptraum. Nichts wäre das wert – außer, es ginge um Leben und Tod.
    Und Sylvius war nun in Sicherheit. Somit hatte Constance moralisch kein Recht mehr, auf die Jagd zu gehen. Selbst wenn die Wachen ihr das Kind wieder wegnehmen sollten, wäre Mac bereit, ihr zu helfen. Wozu also brauchte sie ihre vollständigen Vampirkräfte? Sie konnte fortan bleiben, wie sie war, ohne Blut, das auf ihrem Gewissen lastete.
    Sie hatte sich der Wahrheit gestellt, als sie die Kriegerin gehen ließ – und wie zum Beweis, dass Constances Entscheidung richtig gewesen war, hatte die Fremde Wache gestanden, als Constance ihre Familie außer Gefahr brachte.
    Nein, Constance musste sich nicht ändern.
    Niemals.
    Sie konnte bleiben, was sie war, und das für immer.
    Ohnedies begann sie, sich zu fühlen wie ein Glas mit Eingemachtem, das langsam verdarb. Sie wollte eine Kostprobe jener Zeitschriftenwelt – Macs Welt – mit ihm. Vielleicht einmal nachts in irgendeiner Stadt stehen, anschauen, wie die künstlichen Lichter gleich Sternen blinzelten, die aus der Erde wuchsen, und dabei hübsche Schuhe anhaben.
    Seit wann gibt dir die Welt, was du dir wünschst? Denk an das, was Lor gesagt hat: Sei vorsichtig, wenn du mit dem Schicksal verhandelst!
    Es musste falsch sein. Constance war es so leid, wie ein Geist zu leben, auf andere angewiesen zu sein, die ihr Leben lenkten – seien es der Herr über ihr Zuhause in der Kindheit, Atreus oder sogar Mac. Selbst wenn er das Beste für sie wollte, schien es wenig klug, sich vollständig auf ihn zu verlassen, was die Sicherheit ihres Sohnes und ihre eigene betraf. Sollte ein Vampir, selbst ein Halbvampir, nicht ein paar eigene Kräfte besitzen?
    Welch rebellische Gedanken dies für ein Bauernmädchen waren, das als Milchmagd angefangen und Jahrhunderte als Atreus’ Dienerin verbracht hatte! Dennoch ließen sie Constance keinen Frieden. Sie spürte, dass ihr Leben sich veränderte, und ihre Courage wuchs und schwand wie der Mond – einmal war sie stark und leuchtend, dann wieder so gut wie fort. Die Wandlung schien unlenkbar wie ein durchgehendes Pferd. Constance konnte nicht sagen, wohin dies alles sie führen würde.
    Aber Wünschen musste doch zu etwas nütze sein, und sie wünschte sich mit aller Kraft jenen Moment mit Mac, die romantischen Stadtstraßen um sie herum. Romantik in ihrer beider Herzen. Die schöne Szenerie. Hätte sie ihr Leben in eine Richtung dirigieren können, hätte sie diese gewählt.
    Sylvius setzte sich neben sie auf die Bank, still wie fallender Schnee. »Du denkst an ihn«, stellte er fest.
    »Wieso sagst du das?«
    Sylvius berührte den Anhänger an ihrem Hals, den er gefertigt hatte, mit einem Finger. »Macmillan macht dich glücklich. Das ist gut.«
    Sie sah Sylvius an. Die Zeit, die er in dem Dämonengefängnis verbracht hatte, war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Seine schwarzen Augen, die einen solch starken Gegensatz zu seiner blassen Haut bildeten, wirkten auf eine Weise älter, die Constance nicht benennen konnte.
    »Muss ich mich sorgen, weil Mac nun ein Dämon ist?«
    »Auch ich bin einer«, antwortete Sylvius ruhig und mit einem verhaltenen Grinsen.
    Wie schnell er erwachsen wird! Er ist wahrlich kein Kind mehr.
»Du bist ein Inkubus. Deine Kraft ist Liebe, nicht Gewalt.«
    »Dein Macmillan ist ein Beschützer. Die Welt braucht beide. Und außerdem magst du ihn.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin nicht blind.«
    »Kinder sollten solche Dinge nicht über ihre Mütter denken.«
    »Ich bin auch nicht dumm. Und zudem bin ich nun alt genug, um meinen eigenen Weg zu finden. Du wirst etwas Neues brauchen, dessen du dich annehmen kannst.« Er küsste sie auf die

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