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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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aufspießen.«
    Du hast versucht, einen Zauberer zu pfählen? Toll gemacht, Ashe!
»Ja, das ist ungehörig.«
    »Ich vermute, das ist eine Waffe, was du da hältst.«
    »Jawohl.«
    »Das ist ebenfalls ungehörig.«
    Ehe Mac reagieren konnte, rutschte ihm die Halbautomatik aus der Hand und segelte quer durch die Halle, so dass sie zu Atreus’ Füßen landete. Dort drehte sie sich und schmiegte sich an den Saum seines Gewands. Atreus bückte sich, hob sie auf und betrachtete sie interessiert. »Welch Spielzeuge die Menschen doch ersinnen!«
    Er schloss seine Finger um die Waffe, schien einen kurzen Augenblick lang die Handwerksarbeit zu begutachten, ehe sie mit einem Fingerzucken schlicht zu Staub zerfiel. Keine gemurmelten Zaubersprüche, kein Flackern von geisterhaftem Licht. Dies hier war Zauberei, die so heimlich ablief, dass sie fast unsichtbar war.
    Mac merkte, wie ihm der Mund vor Staunen offen stand, als seine Überraschung der Angst den Weg ebnete.
    Der Zauberer bedachte ihn mit einem superfinsteren Blick. »Du bist wie sie, Dämon. Dir mangelt es an Respekt.«
    Atreus’ Geste schien die Luft um Mac herum zu falten, so dass ihn der feste Druck in die Knie zwang. »Verbeuge dich vor mir!«
    Er wurde nach unten gedrückt, bis seine Stirn den kalten körnigen Boden berührte. Er biss sich auf die Zunge, als plötzlich ein scharfer Blutgeschmack seinen Mund ausfüllte.
    Vorsichtig drehte er den Kopf weit genug zur Seite, dass er Ashes Gesicht sehen konnte. Sie war totenbleich, hatte die Augen geschlossen, und ihre Haut schimmerte vor Schweiß. Aber noch atmete sie in schnellen ruckartigen Zügen. Sie brauchte einen Notarzt und einen Krankenwagen, der sie in die nächste Klinik brachte. Weder das eine noch das andere würde sie hier bekommen.
    Mac konnte nicht zu Staub werden und sie im Stich lassen. Er konnte sich gar nicht bewegen. Eine Klaustrophobie regte sich in ihm, die schon beinahe exotische Ausmaße annahm.
    Derweil durchmaß Atreus den Raum mit langen Schritten. Sein Gewand rauschte hinter ihm her wie etwas Lebendiges, bauschte und drehte sich. Der dramatische Effekt war beeindruckend! Er nahm einen langen Stab zur Hand, um die Wirkung zu vollenden. »Mein Reich erstreckte sich über ganze Stadtstaaten. Dies alles war mein Land. Ihr alle habt die Neun vergessen, die diesen Ort schufen!«
    Schön ruhig bleiben, Mac! Ein Atemzug nach dem anderen!
    »Waren Sie einer der Neun?«, fragte Mac. Er steckte schon so tief im Schlamassel, dass diese Frage es kaum mehr schlimmer machen konnte.
    »Das war ich. Ich gab diesem Himmel die Sonne.«
    Und war ihm aufgefallen, dass sie nicht mehr da war? »Wann war das?«
    Atreus trat drei große Schritte vor und piekte den Stab fest auf die Stelle zwischen Macs Schulterblättern. »Bevor das Licht aus der Welt schwand, du Narr. Und nun zerbricht die ganze Welt. Seit sechzehn Jännern zerfällt die Burg.«
    Ein elektrisches Kribbeln, ähnlich einem Stromschlag, schoss aus dem Stab und durch Macs sämtliche Nervenbahnen.
Schmerz. Schmerz. Schmerz.
    Und dann wohltuende Taubheit. Mac sackte in sich zusammen wie schmelzende Knetmasse; Wallace, der zu lange in der Sonne gestanden hatte. Atreus entfernte sich wieder mitsamt seinem Stab.
    »All meine Untertanen haben sich gegen mich gewandt. Sie scherte einzig meine Macht.«
    Connie hatte recht: Dieser Typ hatte nicht alle Nadeln an der Tanne. Mac versuchte, seine Hand zu bewegen, was ihm nicht gelang. Derweil wurde Ashe bleich wie ein Fischbauch, aber ihre Lider hoben sich flatternd.
    Komm schon, Dämon, streng dich mal ein bisschen an, und hilf mir hier!
    Aber er sprach mit sich selbst, denn da war kein zweites Ich mehr in ihm. Das war er, sonst nichts. Diese Erkenntnis erschreckte ihn, doch er schob sie beiseite. Darüber konnte er später in Ruhe nachdenken.
    Er fühlte, wie seine Haut brannte und die Dämonenhitze in seine Glieder fuhr. Ein Geruch von heißem Stoff stieg um ihn herum auf, als würde seine Kleidung Feuer fangen.
Das wäre peinlich
UND
schmerzhaft.
    Endlich Bewegung! Sein Finger zuckte.
Ein bisschen besser sollte es möglichst noch werden.
    Atreus lamentierte weiter. »Zuerst wandte Viktor sich gegen mich und zog sich in seine Bestiengestalt zurück. Dann stahl Josef sich davon. Und nun hat mich sogar mein kleines Mädchen verlassen.«
    Macs Gedanken überschlugen sich. Okay, zurück zur Geiselbefreiung! Wenn er etwas in den Händen hielt, während er in seine Dämonenform wechselte, reiste es mit ihm.

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