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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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wir.«

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20
    8. Oktober, 19.55 Uhr
101.5 FM
    B aba Yagas Restaurant bietet exquisite Küche nach alter Tradition im Herzen der Altstadt von Fairview. Unsere reichhaltige Speisekarte garantiert Ihnen ein unvergessliches Dinner-Erlebnis. Unsere Spezialität ist Geflügel, aber auch alle anderen Speisenwünsche werden diskret erfüllt. Wegen des starken Andrangs bitten wir um Tischreservierungen.«
     
    Constance klammerte sich an Macs Arm, denn auf ihren wunderschönen, verflucht gefährlichen Schuhen bewegte sie sich höchst unsicher. In den Sachen, die er ihr geschenkt hatte, kam sie sich vollständig entblößt vor, und das von den Knöcheln bis zum Hals. Ihr hochgestecktes Haar ließ ihren Nacken frei, so dass sie jedes Mal erschauderte, wenn eine Luftbrise über ihre Haut strich – nicht vor Kälte, sondern weil die Luft sich so sinnlich schwer anfühlte.
    Ebenso gut hätte sie in ihrem Hemdchen herumspazieren können, nur dass es nicht seidig und sündhaft schwarz war. Dies hier war ein Frauenkleid, kein Mädchenkleid. So viel verriet ihr allein Macs Blick.
    Er hatte ihr Blumen mitgebracht. Rote und weiße Rosen. Seit Jahrhunderten hatte Constance nicht mehr die samtigen Blütenblätter echter Blumen gesehen, sie gerochen oder sie berührt. Und immer noch schienen ihre Sinne von ihnen erfüllt, ihr Duft an ihren Händen zu haften.
    Mac selbst sah sehr elegant aus, wie einer der Männer in den Zeitschriften, nur schöner, denn er war Conall Macmillan, der sich wie ein Prinz kleidete und dazu das Funkeln eines Teufels in den Augen hatte.
    Er hatte Constance in einer Staubwolke aus der Burg gezaubert. Das Erste, was sie wahrnahm, als sie wieder zu ihrer richtigen Gestalt wurde, war der regengewaschene offene Raum um sie herum. Als Nächstes hatte Mac ihre Hand über seinen Unterarm gelegt. Ja, er behandelte sie mit formvollendeter Höflichkeit, wie eine vornehme Aristokratin. Und für diesen einen Abend würde sie sich ausmalen, sie wäre tatsächlich eine solch feine Dame. Mac hatte versprochen, auf sie achtzugeben. Dieser Abend sollte ganz allein ihr gehören.
    Die Erinnerung an sein Versprechen bändigte die Schmetterlinge in ihrem Bauch ein wenig. Sie fühlte sich überwältigt, verlegen und schwindelerregend glücklich. Von monströsem Hunger jedoch war keine Spur.
    Ach, wie herrlich alles war! Überall leuchteten Lichter, als sie um die Ecke in eine Straße einbogen, und ein oder zwei Straßen weiter erreichten sie ein Gebäude, über dessen Eingangstür BABA YAGA ’S in hellen rosa schimmernden Buchstaben prangte. Constance hatte alle Mühe, nicht mit offenem Mund auf das Schild zu starren, das so seltsam und hübsch war, genauso, wie sie sich anstrengte, weder die Autos anzugaffen noch die hohen Gebäude noch die anderen Menschen, die so selbstgewiss an ihnen vorbeischritten. Schließlich wollte sie nicht wie ein gieriges Vogelküken aussehen, das mit weit aufgesperrtem Schnabel nach Würmern verlangte. Nein, sie wollte aussehen, als gehörte sie hierher, an Macs Arm. Ach, was für eine Wonne!
    Als sie unter dem rosa Leuchtschild hindurch in das Restaurant traten, kam ein Mann ganz in Schwarz und Weiß gekleidet auf sie zu. Er war keinen Deut weniger fein und vornehm angezogen als Mac und begrüßte sie mit »Hier entlang, bitte«. Dann führte er sie durch ein Gewirr aus Tischen mit weißen langen Decken. Constance schaute sich um, ermahnte sich allerdings, nicht zu starren.
    »Was denkst du?«, flüsterte Mac ihr zu.
    Der Raum mit seinen hohen Decken war voller Menschen in eleganter Garderobe, und überall standen Kerzen und Blumen. Bedienstete achteten darauf, dass es den Gästen an nichts fehlte, genau wie es das Personal in den reichen Häusern zu Constances Zeit getan hatte. Zumindest hatte man es ihr so erzählt. Was wusste sie denn schon? Sie hatte ihr Leben bei den Kühen im Stall verbracht. »Es ist wundervoll.«
    Er lächelte ihr zu und drückte ihre Hand behutsam. Constance wäre gewiss vor Freude gestorben, wäre sie nicht schon längst tot gewesen. Sie setzten sich an einen Tisch hinten an der Wand, und der Diener verschwand. Constance blickte sich abermals um. Einige der anderen Gäste waren menschlich, andere nicht. Sie konnte Werwölfe riechen.
    Sie wandte sich wieder Mac zu. Sein Haar war frisch geschnitten. Alle anderen weiblichen Gäste drehten sich zu ihm um, und das sollten sie auch. Er war schön anzusehen, doch vor allem hatte er eine dunkle, elektrisierende Ausstrahlung,

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