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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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dass sie umgehend in die Burg zurückkehren musste, doch sie wäre verdammt, sollte sie diesen Abend so vorzeitig beenden. Er hatte doch eben erst begonnen. Sie sah Mac in die Augen, der sie neugierig anschaute.
    In ihrer Hilflosigkeit zitierte sie einen Satz, den sie in ihren Heften gelesen hatte. »Entschuldige mich. Ich muss mir die Nase pudern.«
    Sie nahm ihre winzige schwarze Handtasche und ging zur Damentoilette, wobei sie sehr vorsichtig auf ihren hohen Absätzen stakste.
    Sich zu bewegen half. Abstand zu Macs Essen zu gewinnen ebenfalls. Auf seinem Teller befand sich genügend Fleisch, um eine ganze Familie eine Woche lang satt zu bekommen. Nie hätte Constance sich gedacht, dass ein Dämon derart viel essen konnte!
    Mac war so anders. Er war nicht der Sohn eines Lords oder eines Farmers. Er war auch gar nicht wie der Vampir, der Constance hatte verwandeln wollen. Der war ein englischer Soldat gewesen oder zumindest jemand in einer englischen Soldatenuniform. Lieutenant Clarendon. Er hatte ihr hübsche Geschenke gemacht – einen silbernen Fingerhut, ein Holzkästchen für ihre Nadeln –, bis sie einwilligte, ihn eines Abends bei Mondschein am Bach zu treffen.
    Constance erreichte die Tür mit den Umrissen einer Frau darauf und stieß sie auf.
    Im Nachhinein fragte sie sich manchmal, wie lange Clarendon selbst ein Vampir gewesen war. Er war charmant gewesen, aber nicht so wie die älteren Vampire, denen sie in der Burg begegnet war. Die Vorstellung, dass sie von einem Neuling eingefangen worden war, beschämte sie ziemlich.
    Constance stellte ihre Handtasche seitlich auf den Waschtisch und starrte auf das Waschbecken. Sie wollte sich mit Wasser kühlen, nur wie? Es gab Spuren von Wasser in dem Becken, aber leider keinerlei Hinweis, woher es gekommen war.
    Auf einmal war sie wütend. Sie ballte die Fäuste, so dass die scharfen Nägel sich in ihre Handflächen bohrten. Der Schmerz tat gut, als würde man an einer juckenden Stelle kratzen.
    Wasserhähne. Mischbatterien. Constance hatte Bilder gesehen. Sie griff nach dem Hahn und drehte ihn auf. Sofort sprühte ein kräftiger Wasserstrahl hervor, der ihr auf das Kleid spritzte.
    »Verdammt!« Rasch drehte sie den Hahn wieder zu. Dann fiel ihr Blick auf den Spiegel. Sie war unwirklich bleich, die Augen zu dunkel, die Lippen zu rot.
Tot.
    Die Tür hinter ihr schwang auf, und eine Frau kam herein. Sie war blond und trug ein Kostüm aus heller Seide. Und sie duftete nach Iris und reichhaltigem menschlichen Blut. Macs Duft war für Constance schon reizvoll gewesen, aber dieses Aroma war unerträglich köstlich.
    Constance fing an zu zittern und war plötzlich sehr, sehr hungrig.
O nein!
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte die Frau. »Oh, sehen Sie nur, Sie sind ganz nass!«
    Sie griff ein flauschiges Handtuch aus einem Korb auf dem Waschtisch und reichte es Constance. Diese nahm es zaghaft und achtete darauf, nur ja nicht die Finger der anderen zu berühren. »Vielen Dank. Ich hatte ein Missgeschick mit dem Wasserhahn«, sagte sie leise.
    »Das trocknet wieder«, entgegnete die Frau munter, holte einen Lippenstift aus ihrer Tasche hervor und neigte sich weit zum Spiegel. Sie hatte getrunken, daher fiel es ihr nicht leicht, sich die Lippen nachzuziehen.
    Constance schaute an sich herab. In ihrer seltsamen Taubheit übersah sie die Wasserflecken auf ihrem Kleid. Alle Kraft wich aus ihren Gliedern, die von einem merkwürdig gummiartigen Gefühl erfüllt wurden. Ihr glitt das Handtuch aus den Fingern und fiel auf ihre Füße. Zugleich legte sich ein weißer Nebel über ihr Denken, löschte es aus. Sie vergaß ihren Namen, ihren Willen, alles bis auf den Drang zu überleben.
    »Ach du liebe Güte! Lassen Sie mich das machen.« Die Frau bückte sich, um das Handtuch aufzuheben.
    Constance packte zu, drehte den Kopf der Frau zur Seite, als diese sich gerade wieder mit dem Handtuch in der Hand aufrichtete. Es ging so schnell, dass nicht einmal Constance selbst ihren Bewegungen folgen konnte. Die Frau wollte sich ihr entwinden, doch das erregte nur die Jägerin in Constance. Flink wie ein Greifvogel riss sie die Fremde an sich.
    Irgendwo tief in dem weißen Dunst empfand Constance blankes Entsetzen, konnte jedoch nichts gegen das tun, was ihr Körper machte.
    Sie leckte über die Haut unterhalb des Ohrs der Frau, malte einen Bogen mit der Zunge über den Kiefer und den Hals hinab bis zu der Vertiefung, in der ihr Puls flatterte wie ein ängstlicher Vogel. Die

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