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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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die Andeutung eines Lächelns. »Ich kriege den spaßigen Teil ab.«
    Mit einer Grimasse fügte er sich einen ungefähr fünfzehn Zentimeter langen Schnitt am linken Unterarm zu. Träges Blut wallte auf, dicker als menschliches. Er hielt die Wunde unter Connies Nase, und sie erweckte sie so schnell wie altmodisches Riechsalz.
    Caravelli neigte sich vor ihr auf ein Knie und führte ihren Kopf zu der offenen Ader. »Trink!«, forderte er sie auf, was verdächtig nach den allseits bekannten Schurken in schlechten Filmen klang.
    Constance griff nach Macs Knie, so dass ihre langen Nägel sich in seine Haut bohrten. Er sah, wie ihre Halsmuskeln arbeiteten, denn der Druck zu trinken war offenbar genauso stark wie der, nicht zu trinken.
    »Vampire schmecken nicht wie Menschen«, erklärte Caravelli. »Wir sind normalerweise keine Nahrung füreinander.«
    Mac nahm ihre Hand und löste sie von seinem Bein. »Mach schon, tu es! Es ist okay.«
    Sie gab einen angewiderten Laut von sich, gehorchte ihm aber. Nach einem Moment zog sie ihre Hand von Macs Knie, um Caravellis Arm zu umfassen und an ihre Lippen zu ziehen. Der Vampir zuckte vor Schmerz, als sie zubiss.
    Mac fühlte sich erleichtert und auch denkbar unwohl. Es war schon schlimm genug, dass er sie in diesen Schlamassel hineingeritten hatte. Die Tatsache, dass er ihr im entscheidenden Augenblick nicht helfen konnte, war noch schlimmer. Nicht einmal sein Blut konnte er ihr geben!
    »Auf dem Weg hierher habe ich im Krankenhaus angerufen«, sagte Caravelli leise. »Das Opfer war mehr erschrocken als verletzt. Ich bezweifle, dass wir größere Beschwerden von den Menschen zu erwarten haben.«
    »Gift?«, fragte Mac automatisch.
    »Nein.«
    Das war das Erste, was jeder Polizist fragte, der mit Übernatürlichenverbrechen zu tun hatte. Nachgewiesenes Gift im Blutkreislauf eines Opfers war ein rechtsgültiger Beweis für einen Vampirangriff. Ohne diesen gab es wenig, was ein Opfer tun konnte.
    »Constance hat Glück«, stellte der Vampir finster fest.
    »Das wird ihr nicht viel nützen, wenn sie …« Mac verstummte, denn Wut und Enttäuschung schnürten ihm die Kehle zu.
    »Sie wird wieder, aber du musst verschwinden«, erklärte Caravelli, der das Gesicht verzog, als sie an seiner Wunde leckte und zerrte.
    Das war wahrlich kein Bild, das Mac sich für ein erstes Date ausgemalt hatte. »Aber …«
    »Ich bringe sie nach Hause.« Caravelli fixierte ihn mit diesem Bernsteinblick, der unter den Scheinwerfern eines entfernten Wagens aufglitzerte, und prompt standen Mac die Nackenhaare zu Berge. »Sie ist im Moment nicht sie selbst, was sie auch nicht wieder sein wird, ehe sie sich ausgeschlafen und wieder genährt hat. Es ist sinnlos für dich, sie so zu erleben, und sie wäre dir nicht zwingend dankbar dafür.«
    »Aber mein Platz ist an ihrer Seite!«
    »Vertrau mir, ich sorge dafür, dass sie bekommt, was sie braucht.«
    Mac wusste, was er meinte. Mehr Blut. Menschliches Blut – und diesmal von einem willigen Spender.
    »Komm morgen Abend zu uns. Dann wird sie bereit sein, dich zu sehen.«
    Mac nickte, obwohl er sich komisch vorkam. Jede Faser seines Seins wollte sie sein eigen machen, Caravelli beiseitedrängen und sie fortschleppen.
Ja, das wäre ja echt sinnvoll! Werd endlich erwachsen, Dämonenpimpf!
    Als Caravelli über Constances Kopf strich, hatte das etwas eindeutig Väterliches. Mac musste ein böses Knurren unterdrücken.
    »Es ist gut, Macmillan. Sie ist sicher bei mir.«
    Mac seufzte innerlich.
Du führst ein Mädchen aus, und am Ende trinkt sie das Blut von einem anderen Kerl.
Wichtig war nur, dass sie die Hilfe bekam, die sie nötig hatte. Hier ging es nicht um seine Bedürfnisse.
    Trotzdem wollte Mac vor Wut toben. Er hatte Constance ein Kleid geschenkt. Caravelli schenkte ihr Leben.
    Wahres Leben schafft mehr Leben,
hatte Atreus gesagt.
Meine Schöpfungen weisen bloß die begrenzte Kraft meiner Zauberkunst auf.
    Und dann, wie ein Blitz aus einer wirren Wolkenansammlung, traf ihn die Erinnerung an das, was Connie gesagt hatte: Atreus schuf eine Frau aus dem Avatar der Burg und raubte ihr so die Magie.
    Mac hatte gehört, wie Atreus behauptete, sie getötet zu haben. Der Zauberer hatte außerdem gesagt, dass die Burg seit sechzehn Jännern zerfiel. Atreus hatte vor sechzehn Jahren ein Findelkind aufgenommen.
    Heiliger Flederjunge!
Sylvius war das Kind des Avatars. Atreus hatte sie nicht getötet, nein, sie war im Kindbett gestorben!
Meine Schöpfungen weisen

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