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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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ewig dort drinnen eingesperrt bleiben.« Sylvius schritt ebenfalls los, den Blick nach vorn gerichtet. »Ich brauche Freiraum, um zu fliegen.«
    »Du kannst jederzeit gehen. Wir finden einen Platz für Viktor. Überrede Connie, die Burg zu verlassen, dann seid ihr alle in Sicherheit.«
    »Sie würde nicht ohne mich gehen, nicht wahr?«
    »Nein.« Mac versuchte, möglichst neutral zu klingen, denn er wollte dem Jungen keine Schuldgefühle einreden. »Dies hier ist alles, was sie kennt. Alle, die ihr etwas bedeuten, sind hier, du eingeschlossen. Ganz besonders du.«
    »Ah.« Sylvius blieb stehen und sah Mac an. »Ich wünschte, ich könnte es einfacher machen anstatt schwieriger.«
    Sie erreichten die Ecke, an der ein anderer Gang ihren kreuzte. Weiter fort wollte Mac nicht laufen. Die Wandfackel hinter dem Inkubus beleuchtete das Adergeflecht in der dünnen Haut seiner Flügel. Einen Moment lang betrachtete Mac den Jungen mit dem silbernen Haar und den schwarzen Augen. So bizarr seine Erscheinung auch anmuten mochte, war sein Gesicht doch das eines sehr jungen Mannes.
    Mac konzentrierte sich darauf, weil er eine gemeinsame Basis brauchte. »Wenn du nicht gehst, weiß ich nicht, wie ich dir sonst helfen kann.«
    Er hätte Sylvius zwingen können, die Burg zu verlassen. Sollten Sylvius, Connie und Viktor nach der Ratsversammlung noch hier sein, wäre er sicher sehr versucht, genau das zu tun. Aber solange es anders ging, wollte er keinen Druck ausüben. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie sich dafür entschieden.
    Sylvius verschränkte seine Arme vor der Brust und neigte den Kopf. »Falls ich bin, was vom Avatar übrig ist, kann ich nicht wagen fortzugehen. Wie ich schon sagte: Was ist, wenn ich das Letzte bin, was die Burg zusammenhält? Was ist, wenn ich hier rausgehe und alles zu Staub zerfällt?«
    »Das glaube ich nicht. Es klingt zu verrückt.«
    »Verrückt ist, dass Atreus meine Mutter aus Sonnenstrahlen schuf und sie dann tötete.«
    »Deine Mutter starb, als sie dich geboren hat«, korrigierte Mac sanft. »Das ist nicht dasselbe.«
    »Schuldgefühle haben Atreus wahnsinnig gemacht. Das ist so gut wie ein Geständnis.«
    »Könnte der Zerfall der Burg mit ein Grund sein, dass er so krank ist?«
    »Nein!« Vor Wut war Sylvius’ Stimme belegt. »Vielleicht. Falls es nur das wäre, hätte er nie dir gegenüber gestanden.« Er sank gegen die Mauer, sein Gesicht zum Stein gewandt, und Mac hörte die Tränen in seinen Worten. »Es gab andere, die sie brauchten, nicht nur er. Sie war die Sonne und der Regen. Es war nicht recht von ihm, sie ganz für sich zu wollen, mich zu zeugen. Ich dürfte gar nicht existieren.«
    »Unsinn!«, erwiderte Mac streng und legte eine Hand auf Sylvius’ Schulter. Er hatte damit gerechnet, dass der Junge traurig und wütend war, aber bei seinen verzweifelten Worten sträubten sich Macs Nackenhaare. Das war nichts Übernatürliches, sondern die pure Gefühlsintensität eines Teenagers. »Und glaub nicht, dass du den Avatar zurückbringen kannst, indem du stirbst! Das ist Schwachsinn!«
    Sylvius schüttelte den Kopf, die Augen auf den Stein unter seinen Füßen gerichtet. »Wüsste ich, dass es wahr ist, würde ich mir selbst die Kehle durchschneiden und alles wieder so werden lassen, wie es sein sollte. Ich würde den Wächtern die Mühe ersparen.«
    Mac sah dem Jungen an, in welcher Zwickmühle er steckte. Bleiben und den Tod riskieren. Gehen und riskieren, dass alle anderen hier starben. Was zur Hölle sollte Mac mit ihm machen? Sechzehn Jahre war das Alter, in dem man auf Schulbällen feierte und Hockey spielte!
    »Mac?«
    »Ja?«
    »Du findest eine Lösung, nicht?«
     
    Constance hatte das Sommerzimmer immer geliebt.
    Da war nur ein Problem.
    Nichts hier dämpfte ihre Blutgier, und nun litt sie, denn ihr Hunger zerfraß sie innerlich. Sie versuchte, ihn als unwichtig zu ignorieren. Sylvius war hier geschützt, wo sie ihn sehen konnte.
    Constance lief auf und ab, wobei sie das leichte Rascheln von Hollys Baumwollrock an ihren Waden spürte. Ihr gefiel die Freiheit, die moderne Kleidung ihr bot, auch wenn sie sich nach wie vor halbnackt vorkam. Allein ihr alter Unterrock war viel dicker gewesen. Und wärmer. Sie fror schrecklich.
    Ihr Sohn lag ausgestreckt auf dem Sofa und las eine Zeitschrift. Viktor schlief neben ihm und füllte die andere Hälfte des Zimmers aus. Constance war die Einzige, die von Angst gequält wurde.
    Stundenlang hatte sie mit Sylvius geredet, über seine

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