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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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leibliche Mutter und was es bedeutete, dass er von ihr abstammte. Sie hatte den überwältigten Ausdruck in Macs Augen verstanden, als er sie zum Abschied küsste und mit Alessandro ging, um den Rat der Übernatürlichenanführer von Fairview zusammenzurufen. Sie fühlte sich fast genauso.
    Als sie die Wand erreichte, drehte sie abermals um und ging wieder zurück in die andere Richtung. Sie war von einer solchen Anspannung erfüllt, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn ihre Haut Funken versprüht hätte.
    Nichtsahnend blätterte Sylvius eine Seite um. Er sorgte sich nicht, denn er war überzeugt, dass Mac sich um alles kümmern würde. Ihm fehlte die Vorstellungskraft einer Mutter.
    Sie fing an zu glauben, dass Mac recht hatte. Sie sollten einfach alle die Burg verlassen. Constance würde die volle Wucht ihres Blutdurstes ertragen, wenn Sylvius sich nur außer Gefahr befand. Falls die Burg zerfiel, weil der Sohn des Avatars nicht mehr dort war, täte es ihr leid, aber ihr Junge wäre wenigstens sicher. Ob es recht war oder nicht, er hatte für sie Vorrang. Sie blieb stehen, um ihren lesenden Sohn zu betrachten, der Inbegriff des Müßiggangs. Ein unvernünftiger Impuls in ihr forderte sie auf, Sylvius vom Sofa zu werfen und eine Reaktion von ihm zu fordern, zu verlangen, dass er sich ebenso sehr sorgte wie sie. Sie liebte ihren Sohn, doch es gab Zeiten, da wollte sie ihn erwürgen. An manchen Tagen war diese Inkubusruhe schlicht zu viel für sie.
    Hoffentlich ist es bald vorbei!
Sie drehte sich um, schritt in die andere Richtung und wünschte, sie selbst wäre phlegmatischer. Doch sie befürchtete, dass sie nie müde genug werden konnte, um zur Ruhe zu kommen.
Hätte ich diese Kraft gewollt, wenn ich gewusst hätte, wie sie sich anfühlt?
Übernatürliche Stärke war eine unbequeme Gabe.
    Mac hatte gesagt, dass er sich genauso fühlte, als er sich verwandelte. Was war es, das er über Lor erzählt hatte? Und über Atreus? Dass sie ihm sagten, er hätte eine Bestimmung, einen Auftrag?
Er hat eine Bestimmung, aber Lor erklärte mir, wenn ich nach meiner Kraft greife, riskiere ich, das Gute zu zerstören, das diese Bestimmung bringt.
    Was bedeutete das? Waren es zwei Hälfte derselben Prophezeiung? Hieß es, dass Constance auf irgendeine Weise Macs Bestimmung zunichte machte?
    Was für ein Monstrum bin ich? Oder lese ich zu viel in Lors Worte hinein?
    Mit einem lauten Krachen splitternden Holzes flog die Tür auf. Der Gestank von etwas Verkohltem, eine Mischung aus Magie und Schießpulver, trieb Constance Tränen in die Augen.
Wächter!
    Sie hatten einen Hexer benutzt, der ihnen an Lors Schutzzauber vorbeihalf. Viktor war binnen einer Sekunde auf den Beinen und eine weitere Sekunde später in der Luft. Der Hexer versank unter einer Masse knurrenden Fells. Zwei Wächter bemühten sich, das Werbiest von ihm zu schlagen, doch gegen Viktors feste Haut konnten ihre Schwerter nur wenig ausrichten.
    Ein Speer segelte durch den Raum und landete mit einem dumpfen Knall in der Rückenlehne eines Stuhls, der gegen die Mauer knallte. Glas und Bücher flogen, während Holzsplitter durch den Raum stoben, und eine Schale auf dem Boden explodierte wie ein Gewehrschuss.
    Sylvius stieg rasch zum Deckengewölbe auf. Er gehorchte dem Instinkt aller Flugtiere und suchte Sicherheit in der Höhe. Constance stürmte nach vorn, auf die Wachen zu. Kein Plan trieb sie an, sondern einzig die tödliche Gewissheit, dass ihr Platz zwischen Sylvius und diesen Männern war.
    »Versteck dich!«, rief Sylvius ihr zu, der auf einem Bücherregal hockte. »Schütze dich! Ich kann kämpfen.«
    »Wie ich auch!«, konterte sie.
Ich besitze jetzt meine Vampirkräfte.
»Wo ist der Hexer, der meine Tür zerstört hat?«
    Besagter Hexer rappelte sich mühsam hoch und stolperte heulend vor Angst nach draußen. Viktor setzte ihm nach und kläffte, als handelte es sich um ein lustiges Spiel. Einen Moment darauf war ein ängstliches Wimmern zu hören. Viktor liebte es, mit seinen Puppen zu spielen.
    Constance jedoch ging der Laut durch und durch. Einer der Wächter war Bran. Von den anderen dreien wusste sie die Namen nicht, erkannte aber ihre Gesichter wieder. Reynard war nirgends zu sehen.
    »Wo ist Captain Reynard?«, fragte sie streng.
    »Er ist keiner mehr von uns, Mistress Vampir«, antwortete Bran vorgetäuscht höflich. »Captain Reynard war ein Dämonenliebhaber. Er weigerte sich, den Inkubus zu unserer Rettung zu nutzen, geschweige denn uns ein wenig

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