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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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hierlassen, bist du tot«, entgegnete Mac, der ihn stirnrunzelnd ansah. Mit wenigen raschen Bewegungen zog er die Uniformjacke auf und zerriss das feine Baumwollhemd darunter. Dann hielt Mac den Atem an. »Eine Schwertwunde?«
    »Brans Axt.«
    Mac fühlte, wie ihm zum zweiten Mal schlecht wurde. »Habt ihr Jungs noch nie was von Stein, Schere, Papier gehört?«

[home]
26
    W
as zum Hades?
    Der Geruch war das Erste, was Alessandro auffiel. Ein Gestank wie geschmolzenes Gummi, der einem die Nase verklebte und einen bitteren Belag hinten auf der Zunge bescherte.
    Er schlich einen Gang hinunter, ein dunkles Gewölbe, dessen Schatten zusehends tintiger wurden, als er eine Biegung umschritt.
    Es brauchte einen Moment, ehe er begriff, was hier nicht stimmte.
    Die allzeit brennenden Fackeln waren erloschen. Oder vielleicht wurde auch bloß der Gestank schlimmer. Alessandro näherte sich der Dunkelheit Schritt für Schritt. Sein rechter Ärmel streifte Mauersteine und lieferte ihm so eine Begrenzung zu der einen Seite. Wenn er weiter in Berührung mit der Mauer blieb, könnte er so seinen Weg zurück finden, falls das nötig war. Der schwarze, lichtlose Raum vor ihm schien auf seiner Haut zu pulsieren. Gleichzeitig kribbelte ihm Angst im Nacken und die Arme entlang.
    Wenn die magischen Fackeln erloschen sind, ist auch die Burgmagie erloschen. Oder es gibt etwas hier drinnen, das die Macht des hiesigen Lichts übertrumpft.
    Alessandro erstarrte. Er reagierte auf das Geräusch, noch ehe ihm bewusst wurde, dass er es gehört hatte. Das Echo seiner Stiefelschritte war verhallt und alles still. Dann, leise wie das Flüstern von Roggenhalmen im Wind, schabte etwas langsam über die Steine. Stocksteif lauschte er, wartete. Es verging eine volle Minute, ehe er es wieder hörte.
    Vergebens bemühte Alessandro sich, dem, was seine Sinne ihm mitteilten, ein Bild zuzuordnen. Die undurchdringliche Schwärze gab ihm keinerlei Hinweis; und der faulige Geruch, der ihm warm entgegenwehte, fühlte sich wie unangenehmer Atem an.
    Was immer vor mir sein mag, ist viel zu nahe.
    Er hörte wieder ein Geräusch, diesmal hinter ihm.
Gefangen!
Alessandro drückte seinen Rücken an die Steinwand, sein Schwert erhoben. Die unsichtbare Bedrohung befand sich zu seiner Rechten. Zu seiner Linken war ein dünner Lichtschimmer von dort, wo die Fackeln noch brannten, aber kaum genug Helligkeit für seine Augen lieferten. Die Gangkrümmung verbarg, was dahinter lag. Alessandro war zwischen zwei Unbekannten gefangen.
    Na herrlich!
    Ein verschwommener Umriss löste sich aus den fleckigen Schatten und glitt ölig in die Mitte des Korridors. Alessandro erkannte die Silhouette an ihrer Größe und Haltung.
Ashe. Will sie die allgemeine Verwirrung nutzen, um mich doch noch zu exekutieren?
Er sah, dass sie innehielt, und spürte ihren Blick.
    Auf keinen Fall würde er es ihr erleichtern. Er verlagerte seine Hände auf dem Schwertheft und wartete. Sollte sie ruhig zu ihm kommen! Er beugte seine Knie und machte sich bereit, um sein gesamtes Gewicht auf den schnellen Schwerthieb zu konzentrieren. Diese Technik hatte er wieder und wieder angewandt, als er noch der Vollstrecker der Königin gewesen war. Ein schwunghafter Schlag trennte den Kopf vom Körper – gnädig und endgültig.
    Gleichzeitig hörte er das Schaben in der Finsternis rechts von ihm. Die Anspannung kroch ihm kalt über seine Haut, und der Gestank im Korridor war so bestialisch, dass Alessandro fast würgen musste.
    Ashe schlich vorwärts. Sie bewegte sich beinahe so lautlos wie Alessandro. Es war purer Zufall, dass er sie überhaupt hörte. Dann blieb sie außer Reichweite seines Schwertes stehen, stützte eine Hand gegen die Mauer und krümmte merkwürdig die Schultern.
Sie hat noch Schmerzen von ihrem Kampf mit dem Hexer.
    »Was machst du hier?«, flüsterte er, wobei er misstrauisch in die Finsternis blickte.
    »Da unten ist was«, antwortete sie leise, »was Großes.«
    »Ich weiß. Es blockiert den Weg nach draußen.«
    »Sind die Hunde hinter der Kurve?«
    »Ja, Frauen und Kinder.«
    »Ich weiß. Junge, Welpen, was auch immer.«
    »Was tust du hier, Ashe?«, wiederholte er.
    »Ich bin der Spähtrupp für Lor. Ich bin hier runtergelaufen, weil ich dachte, es wäre sicherer. Weiter westlich wimmelt es von Wächtern, an denen ich nicht vorbeikomme.«
    Sie machte einen Schritt nach vorn. Alessandros Schwert zuckte, und Ashe blieb stehen.
    »Entspann dich, Reißzahn! Ich bin nicht deinetwegen hier.«

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