Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
der Stirn erhob sich ein gewundenes perlmutten glänzendes Horn.
    Es war so schön, dass Constance weinen wollte. Und als wäre das eine noch nicht bezaubernd genug, erschienen zwei weitere Wesen seiner Art. Nun musste Constance blinzeln, weil sie zu angestrengt gestarrt hatte. Eines der neuen stupste seine Nüstern an das erste, und alle drei verschwanden.
    Mac drehte sich zu ihr um, und seine Augen leuchteten. Er legte einen Arm um Constance. »Hast du das gesehen?«
    »Sie stammen aus den unteren Ebenen«, antwortete sie. »Wenn sie so weit hier hinauf in die Korridore getrieben wurden, müssen die unteren Höhlen einstürzen.«
    »Was befindet sich sonst noch dort unten?«, fragte Mac besorgt.
    Constance schüttelte den Kopf. »Das weiß niemand genau.«
     
    Alessandro folgte Lors Beta durch ein Ganggewirr, bei dem es sich um das schlimmste Rattenlabyrinth der Burg handeln musste. Hier waren alle Gänge schmal, kalt und manche derart eng, dass Alessandro nur seitlich hindurchpasste. Fackeln waren rar und manchmal das Licht selbst für einen Vampir knapp genug. Aber er beklagte sich nicht, denn bisher hatten sie keine Wächter getroffen, und die Hunde schienen sich ihres Weges sehr sicher.
    »Wie weit noch?«, fragte Caravelli.
    Der Leithund drehte den Kopf zu ihm um. Er hieß Bevan und war ein junger, verlässlich wirkender Kerl, der sowohl Lors Freund als auch dessen rechte Hand zu sein schien – oder rechte Pfote?
    »Fünf Minuten noch«, antwortete er mit jenem Anklang eines slawischen Akzents der Höllenhunde. Wenigstens sprach dieser hier mit Nichthunden, was viele andere entweder nicht konnten oder nicht wollten.
    Alessandro nickte und duckte sich, als die Decke niedriger wurde. Sein Breitschwert hatte er bereits gezogen und trug es vor sich her. In engen Räumen behinderte die Waffe ihn ziemlich.
    Sechs Hunde folgten ihm, sechs Paar schabende Füße und sechs klopfende Herzen.
Hunde sind kein Essen,
ermahnte er sich, konnte jedoch nichts gegen das vage Hungergefühl tun.
Das ist nur die Anspannung.
Wenn er hinreichend lange in der Burg blieb, würde der Nährdrang ganz verschwinden, erstickt von der Burgmagie.
    Erstickt.
Das Wort hallte ihm durch den Kopf, während ein klaustrophobisches Gefühl zwischen seinen Schulterblättern kribbelte.
Für diese Tour habe ich bei Lor wahrlich einiges gut.
    Bevan blieb stehen und hob eine Hand, um sie alle zu stoppen. Dann reckte er schnuppernd den Kopf. Alessandro tat es ebenfalls und fragte sich, was ihren Anführer irritieren mochte. Etwas Fremdes traf seine Sinne, subtil, nicht mehr als eine schwache metallische Note.
    »Los!« Bevan sprang nach vorn und einen Abhang hinab, der nicht mehr als ein Loch im Steinboden darstellte.
    Alessandro widersprach nicht. Er rannte dem Höllenhund in Vampirgeschwindigkeit nach, die Bevans in nichts nachstand. Nach ungefähr dreihundert Metern weitete der Gang sich wieder, so dass sie etwas mehr Bewegungsraum hatten. Alessandro hörte die Hunde hinter sich, von denen einer panisch zu heulen begann. Es hörte sich befremdlich halb nach Mensch, halb nach Hund an.
Was ist da hinten?
    Im nächsten Moment begann der Tunnel zu beben, Staub fiel in dichten Wolken herab, als würde ein Bäcker Hände voller Mehl werfen. Alessandro hörte das Klackern von Steinen, die sich verschoben, und das Prasseln von losem Mörtel. Vor ihm erhob sich das Tunneldach, und er richtete sich dankbar auf. Zugleich vergrößerte er seine Schritte.
    Der Gang mündete in eine Höhle, und endlich sprang Alessandro ins Fackellicht, dicht auf Bevans Fersen. In der Höhle wimmelte es von Hunden, die allesamt aufgeregt losbrabbelten. Lor hatte gesagt, dass die Gruppe aus vierzig Hunden bestand, doch es mussten mindestens anderthalbmal so viele sein, von denen manche noch kleine Babys waren. Der Vampir drehte sich um und sah hinter sich. Der Letzte des Trupps sprang mit fuchtelnden Armen und Beinen aus dem Gang.
    Hinter ihm verschwand der Tunnel mit dem Gleitgeräusch einer schweren Schiebetür. Alessandro hätte ein Krachen erwartet, eine Lawine von herabstürzenden Steinbrocken. Für einen Moment stand er staunend da, ehe er sich zu Bevan umwandte.
    »So geschieht es«, erklärte der Hund. »Die äußeren Bereiche sind schon fort.«
    »Wenn wir noch in dem Tunnel gewesen wären?«
    Bevan zuckte mit den Schultern.
    Leider musste Alessandro seine Hände zwingen, nicht zu zittern, als er sein Schwert wieder in die Scheide an seinem Gürtel schob. Seine Gedanken

Weitere Kostenlose Bücher