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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Wucht wurde Alessandro weggeschleudert. Sein Schwert ragte aus dem Nacken der Bestie.
    Er schlug unsanft auf dem Boden auf und fühlte sich, als stieße seine Wirbelsäule gegen seine Backenzähne. Eine Schockwelle durchfuhr seine sämtlichen Muskeln. Der Drache drehte sich um und schwenkte den Kopf. Gleichzeitig landete eine seiner Klauen auf Alessandros Brust, wo die langen schwarzen Krallen Leder, Stoff und Haut durchschnitten.
    Eine wahre Schmerzflut rollte über den Vampir hinweg. Er roch verbranntes Fleisch, sein eigenes, und fühlte, wie ihm sein dunkles träges Blut an den Rippen hinunterlief. Er stemmte mit aller Kraft nach oben, aber der Drache war zu schwer.
    Dann nahm er seitlich eine Bewegung wahr. Ashe rollte sich herum und richtete sich auf die Knie auf. Sie hustete krampfartig, konnte sich kaum aufsetzen, aber sie legte das Gewehr an.
    Der Drache fixierte Alessandro mit dem starren Blick einer jagenden Katze. Das Blatt hatte sich gewendet: Nach Jahrhunderten als Raubtier war Alessandro zur Beute geworden. Er wehrte sich heftig, doch es war sinnlos.
    Mündungsfeuer erhellte den Gang, und ein plötzliches Reißen ließ Alessandro kurzfristig die Sinne schwinden, als der Drache seine Krallen hob, deren Widerhaken noch mehr von Caravelli zerfetzten. Ashe sank auf ihre Fersen, feuerte wieder und wieder, doch der dichte Schuppenpanzer schützte die Bestie.
    Alessandro fluchte im Takt der Gewehrsalven. Allein sein Zorn verlieh ihm die Kraft, aufzustehen und sich aufs Neue in den Kampf zu stürzen. Zunächst stand er recht wacklig auf den Beinen, doch er weigerte sich, das scheußliche Gefühl auf und in seiner Brust zu beachten. Er war ein Vampir. Seine Verletzungen würden schnell heilen.
    Sobald er aufrecht stand, übernahm sein Instinkt. Er sprang in die Luft und packte nochmals sein Schwert. Mit der Stärke der Verzweiflung riss er es aus dem sehnigen Drachennacken. Es war nicht viel tiefer als in die Schuppen eingedrungen, musste sich also eher wie ein Wanzenbiss angefühlt haben. Die Kreatur brüllte erbost und zog die Lefzen weit zurück. Die Zahnreihen waren von einer gruseligen Symmetrie und jeder Zahn so lang wie Alessandros Unterarm.
    Er hieb nach den Augen. Der Drache schnappte und bäumte sich so weit auf, wie es das Steingewölbe über ihnen zuließ. Alessandro flog hoch, musste allerdings ausweichen, als der Drachenschwanz nach vorn schnellte. Verwundet war er weniger wendig, so dass der Schwanz ihn seitlich erwischte und gegen die Mauer knallte.
    Der Drache fiel wieder auf alle viere; zuvor jedoch hatte Ashe Caravelli das Schwert entrissen. Und als der Drache sein Maul aufriss, um einen weiteren Flammenstrahl auszustoßen, zielte sie auf den Hals, auf den weichen Gaumen oberhalb der Zunge.
    Leider biss der Drache zu, ehe Ashe den Hieb vollführen konnte. Sie musste sich zur Seite werfen und konnte nur knapp ihren Arm retten. Das Schwert hatte weniger Glück, denn das spie der Drache aus wie ein zerkautes Pommes-frites-Stäbchen. Dann schüttelte er seinen Kopf wie eine nasse Katze.
    Ashe richtete die Automatikwaffe auf das Biest, die Füße leicht ausgestellt. »Raus hier mit dir!«, schrie sie. »Kusch!«
    Kusch?
    Die Waffe sprühte einen Kugelhagel direkt vor die Drachenfüße, so dass Steinbrocken aufstoben. Tatsächlich tapste der Drache rückwärts und legte angewidert den Kamm um seinen Hals an. Wieder bäumte er sich auf, schlug mit seinen kurzen Vorderbeinen in die Luft und drehte seinen langen Körper von dem lästigen Steinregen weg. Zwischen ihren Hustenattacken feuerte Ashe weiter und ließ überall Funken sprühen, wo die Kreatur ihre Füße aufsetzen wollte.
    Hoppelnd und schlingernd entfernte der Drache sich ungefähr ein Dutzend Meter von ihnen. Der lange Schwanz glitt im weiten Bogen hinter ihn. Dann blieb er stehen, den Rücken gewölbt. Einzig die Schwanzspitze bewegte sich, zuckte wütend vor und zurück.
    Es funktioniert!
Alessandro staunte. Mit Scharfsinn hatte Ashe fertiggebracht, was brutale Gewalt nicht schaffte. Er richtete sich wieder auf, fühlte sich aber leider wie eine Marionette, der die Fäden fehlten.
    Noch verblüffender war, dass ausgerechnet Ashe auf diese Idee gekommen war. Niemals hätte er das von ihr erwartet. Sie feuerte direkt auf die Fersen des Drachens. Mit einem mächtigen, zornigen Brüllen rannte die Bestie los und eilte in ihrem komischen Wiegeschritt davon. Bald war nichts mehr von ihr zu sehen.
    Die Wandfackeln erwachten britzelnd wieder zum

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