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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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Fäuste, Gewehre, sofern jemand welche hatte. Aber die Unterdrückung der Magie traf nicht auf jeden gleich zu. Es gab Zauberer, die auch hier den einen oder anderen Magieschwall zustande brachten. Und Mac hatte Werwölfe gesehen, die hin und wieder ihre Gestalt wandelten. Merkwürdige Dinge passierten. Manchmal drang Magie durch die Spalten und Risse des Gemäuers.
    Er begann, auf und ab zu gehen, etwa einen halben Meter zur einen Seite der Tür, dann einen halben Meter zur anderen.
Durch die Spalten dringen?
Der Gedanke nagte an ihm. Etwas daran sollte ihn aufmerken lassen. Aber was? Er fühlte regelrecht, wie sein Polizistengehirn eine Verbindung herstellen wollte.
    Warum konnte er zu Staub zerfallen?
    Wenn ich immun gegen die Anti-Magie-Regeln hier bin …
    Nein, das stimmte nicht. Er war nicht immun. Irgendwie hatte er die Kräfte
wiedergewonnen,
die er verloren hatte. Dieser Teil des Burg-Spuks wirkte quasi entgegengesetzt.
    Wenn die Magie hier nicht dieselbe Wirkung auf mich hat …
    In der Welt außerhalb der Burg brauchten Dämonen keine Scheißschlüssel. Sie kamen und gingen, wie sie lustig waren, fädelten sich in Staubform durch winzigste Ritzen und Löcher.
    In der Burg war es anders. Hier prallten Dämonen gegen Portale wie Vögel gegen Fenster. Doch was, wenn er es hindurchschaffen könnte?
Kriech durch die Ritzen!
    Falls es schiefgeht …
    Die Alternative war, das nächste Jahrtausend an der Tür zu hocken wie ein Hund, der auf seinen Spaziergang wartet. Dieses Komische, das dafür sorgte, dass die Magiesperre nicht so auf ihn wirkte wie auf andere, könnte mit der Zeit schwinden, und dann hätte er seine einzige Chance verpasst.
    Und wenn ich in dem Portal steckenbleibe oder es nur halb nach draußen schaffe …
    Hör schon auf!
Manchmal bot einem das Leben nur die Wahl zwischen blöd und noch übler.
    Mac fühlte nach jener kalten Stelle in seinem Innern, an der er seine verborgenen Kräfte wiederentdeckt hatte. Er wusste, was er tat. Und er wusste auch, dass er es bereuen würde.
    Ein schwindelerregender Kälteschwall ergoss sich in ihm, als würde Väterchen Frost ihm höchstpersönlich in die Knochen kriechen. Diesmal war das Gefühl stärker als vorher, aber verlangsamt. Mac sah flüchtig, wie sich schwarze Adern auf seiner Hand abzeichneten, sich zu einem dichteren Muster verwoben und schließlich ineinanderflossen, während er ins Nichts entschwand. Stück für Stück fiel jede sinnliche Wahrnehmung von ihm ab, als hörte er schlicht auf zu existieren.
    Die Auflösung verlief stets in derselben Reihenfolge: Als Erstes waren die Ränder seine Sichtfelds fort, dann seine Gliedmaßen, von den Extremitäten angefangen, und schließlich wurde sein Kern zu einem Flecken Finsternis, einer Art Nachbild, das wie dünner Rauch verpuffte. Dieses Mal hielt Mac sich an seinem Fetzen von Bewusstsein fest, der ihn durch die Tür führte. Das war alles: ein Gedanke.
    Er schwebte zur Tür, wo er sich durch einen Spalt zwischen zwei dicken aufrechten Holzbohlen fädelte. In diesem Moment fiel ihm ein, dass es gar keine echte Tür war. Es sah nur wie eine aus, war in Wahrheit aber ein Portal aus Erdenmagie.
    Mac hatte keinen Körper, konnte aber trotzdem die sirrende Energie des Portals spüren, die wie ein Ameisenschwarm über ihn hinwegkrabbelte. Dabei besaß er momentan überhaupt keine Haut. In dem Kraftfeld wurden die Staubpartikel verwirbelt, aus denen er bestand, stoben auseinander oder flogen wild auf. Mac zog sich zu einem festen Knoten von Dunkelheit zusammen und zwängte sich wie eine Kugel durch das Feld, sein Denken ganz auf die Gasse hinter dem Portal ausgerichtet.
    Er schoss zwischen zwei Höllenhunden hinaus, von denen er einen beinahe am Ellbogen erwischt hätte, und schleuderte auf das Neonschild von »Naughty Nanette’s« zu.
    Macs Lachen war nur ein Wispern in der raschelnden Brise.
    Und es erstarb, sobald er begriff, was er getan hatte.

[home]
7
    1. Oktober, 21.55 Uhr
101.5 FM
    E he wir zum Schluss kommen, Dr.Elterland, lassen Sie uns über Vampire reden.«
    »Um ehrlich zu sein, Errata, gehören die nicht zu meinem Forschungsgebiet.«
    »Wieso nicht?«
    »Über sie gibt es nichts Neues zu erforschen.«
    »Verstehe. Wie viele Vampire haben Sie schon kennengelernt, Dr.Elterland?«
     
    Alessandro Caravelli ging zurück zum Friedhof, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Es war ein langer Spaziergang, doch das machte ihm nichts aus. Er brauchte ohnehin Zeit, um wieder zur Ruhe zu kommen.
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