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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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nicht männlich.
    Die Frau in der Lederkluft war etwas größer als Holly, blonder, hatte aber dieselben grünen Augen – die Alessandro von oben bis unten musterten. Sie wirkte schmuddelig, ihr Haar plattgedrückt vom Helm und das Kinn etwas zu hart. Alessandro kannte diesen Typ Frau: Sie fluchten derbe, tranken viel und reinigten sich die Zähne mit angespitzten Holzspießen – ehe sie selbige einem unglücklichen Vampir ins Herz rammten.
    Was schlicht unhygienisch war.
    Niemand sagte etwas. Der Spülenhahn tropfte rhythmisch. Alessandro hielt die Scheide seines Schwerts in der Hand, bezweifelte allerdings, dass er es für heute Nacht wegstecken konnte.
    »Hi«, gab Holly zurück.
    »Was ist los?«, wiederholte er mit strengem Blick zu der Biker-Braut.
    »Das ist meine Schwester, Ashe.«
    »Die Vampirjägerin«, ergänzte Ashe mit einer Stimme wie dreckiger Schnee.
    Ah, großartig!
    Hollys Miene signalisierte ihm: »Gib mir nicht die Schuld, ich habe sie nicht eingeladen!« Alessandro versuchte zu lächeln, spürte aber, dass es nur eine verunglückte Grimasse wurde. Er mochte Hollys Großmutter. Hollys Eltern waren tot. Das war bisher alles, was er von seiner »Schwieger«-Familie wusste.
    Sieht man von der Tatsache ab, dass diese ›Schwägerin‹ mit Schwarzer Magie experimentierte und dadurch ihre eigene Kraft zerstörte, die ihrer Schwester beinahe vernichtete, versehentlich ihre Eltern umbrachte und dann weglief, um auf der Straße zu leben: Klar kann sie kommen und ein paar Wochen bleiben!
    Dann entsann er sich wieder, dass Ashe die Hälfte dieses Hauses gehörte. Technisch gesehen war er hier der Besuch.
    Das wird ja immer besser!
    Alessandro sank auf einen Stuhl Ashe gegenüber und legte sein Schwert in Reichweite ab. Angesichts ihrer Miene fragte er sich, ob das Schwert und die drei Messer, die er bei sich trug, hinreichend Schutz boten.
    »Du bist also Alessandro Caravelli, der berühmte Krieger der Vampirkönigin.«
    Ashes Augen verengten sich. Er wusste, dass sie acht Jahre älter war als Holly, folglich musste sie Mitte dreißig sein. Ihre Falten machten sie älter.
    »Ich stehe nicht mehr im Dienst der Königin«, erwiderte er steif. »Ich arbeite allein.«
    »Ich dachte, so was tun Vampire nicht.«
    »Mit mir arbeitet es sich nicht gut zusammen.« Die Wahrheit war, dass er mit der und für die gesamte Übernatürlichengemeinde von Fairview arbeitete und genauso für Ordnung sorgte wie zu jenen Zeiten, als er der Königin gedient hatte. Aber darum ging es nicht. »Warum willst du das wissen?«
    »Du bist mit meiner kleinen Schwester zusammen. Du bist ein Vampir. Überleg mal!«
    »Ich denke, du ziehst voreilige Schlüsse.«
    »Wobei? Beim Sex oder den Reißzähnen?« Sie schob eines der Lehrbücher so grob beiseite, dass es auf einen vollen Kaffeebecher zurutschte.
    Mit übermenschlicher Schnelligkeit knallte Alessandro seine Hand auf das Buch und stoppte es. Ein simpler Test, mit dem sie seine Unmenschlichkeit demonstrieren wollte. Ihm zeigen, dass er einer der Untoten war. Wut überkam ihn, kratzend wie rohe Wolle.
    »Warte mal kurz«, mischte Holly sich ein, die einen ihrer Stifte aufnahm und auf das Buch vor ihr tippte. »Wie hast du von uns erfahren?«
    »Grandmas Brief erreichte mich mit einiger Verspätung. Ich habe versucht, sie aus Calgary anzurufen, aber da war sie schon zum Familientreffen in Waikiki unterwegs. Vielleicht hättest du deinen Lover mitnehmen sollen. Ihr hättet euch in der Sonne vergnügen können.«
    Holly bedachte Ashe mit einem sehr unfreundlichen Blick. »Du hast gesagt, dass du hier bist, um mich zu sehen. Was du eigentlich meinst, ist, dass du den ganzen Weg von … egal woher gefahren kommst, um mich vor Alessandro zu retten?«
    »Ich war in Calgary«, antwortete Ashe, »einen Auftrag erledigen.«
    »Vampire ermorden?«, fragte Alessandro unverhohlen drohend.
    »Ja, und der Typ hat mich gut bezahlt. Hast du die Maschine draußen gesehen? Die war nur der Bonus.«
    Alessandro verkniff sich ein Lachen. Die Schwester hatte wahrlich Nerven, ihm das auf den Kopf zu zu sagen, das musste er ihr lassen.
    Holly wurde blass und ließ das Trommeln auf ihrem Buch. »Was für ein Schwachsinn! Du bist abgehauen, als ich noch ein Kind war, hast nie geschrieben, nie angerufen. Was zur Hölle schert dich jetzt auf einmal mein Leben?«
    Ashe verschränkte die Arme. »Damals hatte ich andere Probleme.«
    Hollys Lippen bebten für einen kurzen Moment, und rasch biss sie sich auf die
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