Vampirdämmerung / Roman
kam, aber für Macs Karma war es trotzdem einer Massenkarambolage gleichgekommen.
Constance drehte sich wieder zu ihm und wies mit ihrer Hand auf den Sessel, dessen Kissen sie eben aufgeschlagen hatte. »Bitte, nimm Platz!«
Mac setzte sich. In diesem Raum war die Burgmagie fast mit Händen zu greifen. Bewusstsein. Die Schwingungen – oder vielleicht die Nachwirkungen des Kampfes – machten Mac duselig, als hätte er zu viel auf leeren Magen getrunken. Was ihn daran erinnerte, dass sein Mittagessen ausgefallen war.
Moment mal! Wenn er Hunger hatte, hieß das doch, dass sein Appetit tatsächlich nicht mehr gedämmt wurde. Dies musste also derselbe Raum sein, von dem Holly gesprochen hatte, in dem das Verlangen freigesetzt wurde.
Pass auf deine Impulse auf! Und pass auf die hübsche kleine Vampirin auf!
Sein Blick wanderte zu Constance, die auf und ab schritt. Ihr schmaler gerader Rücken war quasi ein Ausrufezeichen. Beim Gehen wiegten sich ihre Hüften, so dass die Röcke seitlich ausschwangen. Mac blinzelte, fasziniert von ihren Kurven. Das Denken wurde zunehmend schwieriger.
Reynard. Inkubus. Bran. Richtig.
Zumindest was die Wächter betraf, brauchte es kein Genie, um zu wissen, was als Nächstes passieren würde. Der Captain mochte ein anständiger Typ sein, aber es gab nur einen Reynard in einer ganzen Burg voller Brans. Und mit einem Hauptgewinn wie einem Inkubus im Spiel war es bloß eine Frage der Zeit, bis die bereits brüchige Disziplin der Wächter endgültig nachgab und einstürzte wie ein Kartenhaus.
Das war gar nicht gut.
Mac neigte den Kopf an die Sessellehne. Constance setzte sich ihm gegenüber hin, ihre Miene angespannt. »Was können wir tun?«, fragte sie und fingerte dabei wieder an ihrer Halskette herum.
Es war ein eigenartiger Moment, auch wenn die Situation Mac vertraut erschien. Er hatte einen vermissten Jugendlichen, eine trauernde Mutter und eine Gang böser Buben. Das war nicht direkt ein Honigschlecken, aber er wusste, wie solche Sachen liefen. Er hatte es mit einem Problem zu tun, das er mit Verstand und Tatkraft angehen konnte, und angesichts der vielen Dinge, die in seinem Leben gar keinen Sinn mehr ergaben, stellte das allein schon eine wohltuende Abwechslung dar.
Ich nehme die Entführung für zweihundert.
»Erzähl mir mehr von dieser Dämonenfalle! Sie fängt den Dämon in Wolkenform ein, stimmt’s?«
»Ja. Die Fallen sind zumeist ungefähr so groß«, antwortete sie und imitierte mit den Händen einen kleinen Würfel. »Der Dämon wird entweder durch einen Befehl gezwungen hineinzugehen, oder er tut es freiwillig.«
»Wie war es bei Sylvius?«
»Er ist selbst hineingegangen.«
Mac hörte, wie sie zittrig einatmete. Er konnte beinahe fühlen, wie ihre Beherrschung schwächelte und so unausweichlich zusammenzubrechen drohte wie sein eigener Körper, wenn er zu Staub wurde. Dasselbe hatte er schon unzählige Male bei Opfern oder Zeugen gesehen, und dennoch schmerzte es ihn, Constance dabei zuzuschauen.
Keine Emotionen! Du brauchst einen klaren Kopf.
Leider hatte die Warnung keinen rechten Biss mehr. Er hatte Constance vor den Bösen gerettet. Sie bot ihm einen Fall an. Sie brauchten sich gegenseitig.
Constance versuchte noch zu reden. Sie gestikulierte mit ihren Händen, doch es kamen keine Worte mehr heraus. Auch beim zweiten Anlauf wurde das, was sie sagen wollte, von einem erstickten Schluchzer verschluckt.
Dann vergrub sie das Gesicht in ihren Händen.
Mac erstarrte. »Constance, was ist los?«
»Sylvius hat es getan, um mich zu schützen«, entgegnete sie, nahm die Hände herunter und schluckte. »Er hat sich ausgeliefert, damit mir nichts geschieht. Und Atreus hat einfach zugesehen.«
Zorn packte Mac.
Constance holte noch einmal Luft, die es nur mit Mühe in die schmerzliche Enge ihrer Brust schaffte. Mac kniete neben ihrem Sessel und sah sie mit diesem besorgten Ausdruck an, der typisch für Männer war. Als würde sie jeden Moment Feuer fangen oder sich Schaum vor ihrem Mund bilden! Ihrer Erfahrung nach konnte kein Mann Tränen ertragen.
Mac hielt ihre Hand. Mit dem Ärmel der anderen Seite wischte sie sich die Augen trocken. »Was sollen wir tun?«, fragte sie. »Wo fangen wir an?«
Seine Wangenmuskeln zuckten, als würde er die Zähne aneinanderreiben. »Erzähl mir noch einmal alles, jede Einzelheit!«
Bittere Enttäuschung bildete einen Belag auf ihrer Zunge. Sie zog ihre Hand aus seiner. »Ich will nicht mehr reden. Ich will
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