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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Schwert gäbe dir eine größere Reichweite.«
    »Unbemerktes Anschleichen und Genauigkeit sind ebenso wichtig. Euch Männern geht es stets um Größe. Ihr seid jämmerlich berechenbar.«
    »Schuldig.«
    Sie schmunzelte und betrachtete die Sig Sauer. »Allerdings ist etwas wie dieses Ding recht praktisch.«
    »Alle Frauen mögen die laute Knallerei. Entzückend berechenbare Geschöpfe!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nun klingst du, als würdest du prahlen.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, dass du denkst, ich hätte Grund dazu.«
    »Das Schmeicheln scheint mir eher deine Kunst.«
    »Ja, so sagt man.«
    »Ich frage mich, wie oft du schon hübsche Worte in das Ohr einer Maid geflüstert hast.«
    »Ich glaube nicht, dass ich besonders viele schöne Maiden kenne.«
    »Und als Nächstes möchtest du mir wohl weismachen, das wäre deine Schuld.«
    Als sie weitergingen, konnte Mac nicht umhin, zu dem Kobold zu sehen, den er erschossen hatte, und zu dem Speer, der ihnen quer im Weg lag. Constance raffte ihre Röcke und wich dem Blutbad aus.
Wie kann sie an diesem Ort leben, wo es von Gewalt wimmelt, und trotzdem so unschuldig wirken?
    Das ist sie nicht. Sie ist eine Vampirin. Und du spielst mit dem Feuer.
    Sie durchquerten die Höhle, in der lange Nebelfäden waberten, die Constances Haar befeuchteten, so dass es glitzerte wie eine Juwelenmantille. Am anderen Ende der Höhle stiegen sie die grob gehauenen Stufen hinauf. Wo man das Deckengewölbe erwartet hätte, bauschten sich tiefe Schatten. Auf einmal rutschten Macs Halbstiefel auf etwas Weichem.
    »Was ist das für ein Dreck?«
    »Moos«, antwortete Constance. »Gib acht!«
    »Ich wusste nicht, dass hier irgendetwas wächst.«
    »Die Legende besagt, dass hier einst Gärten waren.«
    Mac sah sie ungläubig an.
    Doch sie zuckte mit den Schultern. »In einer der großen Hallen stehen tote Bäume, folglich könnten die Geschichten wahr sein.«
    Das blieb abzuwarten.
    Über die Treppe gelangten sie in einen Korridor, der anders aussah als die vorherigen. Hier besaßen die Mauern einen dumpfen Glanz, und der Gang führte auf einen weiten Platz, der von Balkonen umringt war. In der Mitte thronte ein dunkles Wasserbecken, dessen funkelnd schwarze Oberfläche sich im schwachen Wind kräuselte. Weißer Marmor umrahmte das Wasser, der an den Rändern geriffelt und nach außen gebogen war. Die Form des Beckens war geometrisch, einander überlappende Quadrate, die Mac an chinesisches Design erinnerten. Anstelle von Fackeln brannten Feuer in vier Kohlenpfannen, die an den Beckenrändern standen. So schön alles war, hallte es in diesem Raum befremdlich. Und das bewirkte, dass Mac an all die Menschen und Orte denken musste, die er verloren hatte.
    »Wo sind wir?«, fragte er und schaute sich um. Etwas an der offenen Halle versetzte seine Sinne in Alarmbereitschaft, als hätten die unbeleuchteten Ecken Augen.
    »Soweit ich weiß, hat dieser Ort keinen Namen«, antwortete Constance. »Atreus kam früher her, um zu meditieren.«
    Kein Wunder, dass der bekloppt ist!
    Constance sah sich um. »Ich hatte gehofft, dass Viktor hier ist. Er findet immer seinen Weg nach Hause, aber er mag diese Halle. Und mit Miru-kais Soldaten in der Nähe wäre mir wohler, wenn ich wüsste, wo er ist.«
    Mac folgte ihrem Blick und suchte die tintige Dunkelheit ab, bis Constance seine Hand nahm und ihn mit sich zog wie ein Kind. Er ließ sich von ihr führen, während er zusah, wie ihre Röcke beim Gehen um ihre Knie wippten. Die vielen Stofflagen raschelten rhythmisch, was eine eigene, verführerische Melodie ergab.
    Durch die Halle kamen sie abermals in einen langen Korridor, der hier und da von Fackeln beleuchtet war. Der Gang machte eine Biegung und teilte sich dann in drei kleinere Korridore. Constance wählte den linken. Schließlich blieb sie am Eingang zu einem weiteren großen Raum stehen. Mac griff um sie herum und öffnete die Tür. Sie quittierte die höfliche Geste mit einem Kopfnicken und ging hinein. Mac folgte ihr.
    Ein Schwall süßlicher Luft wehte ihm entgegen. Mac blickte sich staunend um. Ihm war, als wäre er von Frankensteins Burg geradewegs in einen Palast aus
1001 Nacht
versetzt worden. »Diese Halle nennt man den Sommerraum«, klärte Constance ihn auf. »Ich glaube, niemand sonst weiß mehr, dass es ihn gibt.«
    Besonders sommerlich sah der Raum nicht aus, aber er war zweifellos außergewöhnlich. Säulenkerzen spendeten sanftes Licht, und die Wände waren mit Gobelins geschmückt,

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