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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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etwas
tun!
Sie haben meinen Jungen!«
    Mitgefühl spiegelte sich in seinen starken, kantigen Zügen. Wäre es Mitgefühl mit jemand anders gewesen, hätte sie dahinschmelzen können. Aber weil es ihr galt, kam sie sich bloßgestellt vor.
    Mac nahm wieder ihre Hand, die er mit seiner umfing. »Langsam! Niemand denkt klar, wenn er aufgeregt ist.«
    Aufgeregt? Wie konnte er ihren Kummer und ihre Furcht als Aufgeregtheit bezeichnen? Fast hätte sie ihn geohrfeigt. »Wir haben keine Zeit!«
    Sie wusste, dass es kindisch klang, doch Mac blieb vollkommen ruhig.
    »Unbemerkt zu bleiben ist wichtiger als Stärke«, erklärte er sanft. »Und das erfordert Planung. Weißt du, wo die Wächter ihre Gefangenen unterbringen?«
    »Ich verfolgte Bran, als du dich eingemischt und ihn zu Boden geschlagen hast.«
    Im ersten Augenblick wirkte er überrascht, dann zerknirscht und schließlich amüsiert. »Ah. Mein Fehler.« Während er lächelte, zeigte er hübsche, nur ein klein wenig schiefe Zähne.
    »Ja, das war es.« Abermals zog Constance ihre Hand zurück und stand auf. Sie war zu nervös, um stillzusitzen.
    Mac erhob sich ebenfalls und verschränkte seine Arme. Er trug einen weichen Pullover in der Farbe von Maulbeeren, die seinen Bronzeteint gut zur Geltung brachte. Neben ihm wirkte ihre Haut bleich und fahl wie Knochen.
    Doch solche Dinge sollten ihr im Moment gar nicht auffallen. Es war keine Zeit, außer … Oh, er duftete köstlich menschlich! Das hatte sie bei ihrer ersten Begegnung getäuscht. Der Dämonengeruch war da, aber zuvor hatte der menschliche ihn überlagert.
    Sie konnte seine Hitze spüren wie die einer Lampe, und sie zog Constance an, als hätte Mac ihren entsetzlichen Verlustschmerz lindern können. Sie wollte, dass er sie in seine Arme nahm. Noch niemand hatte sie je in den Armen gehalten. Sie erinnerte sich an seine salzige Haut, das maskuline Aroma. Solche Gedanken waren ihr wie dunkle Schmetterlinge des Verlangens durch den Kopf gegeistert, als sie auf die Idee kam, in diesen Raum zu gehen, wo kein Zauber die Leidenschaft begrub.
    Und Leidenschaft war es, was sie brauchte. Ob Mac zur Hälfte ein Dämon war oder nicht – Constance war willens, darauf zu vertrauen, dass sein Blut noch menschlich genug wäre, um sie zu verwandeln. Sie hatte ihn glauben gemacht, dass er sicher wäre, obgleich sie die Idee, sein Blut zu trinken, noch nicht verworfen hatte. Dieser Raum mit all seiner Sinnlichkeit diente ihr als Falle.
    Andere glaubten immerfort, sie wäre so unschuldig, und bislang hatte Constance auch an ihrer Unschuld festgehalten. Was jedoch nicht hieß, dass sie nichts von Täuschung verstand. Sie hatte lediglich noch nie etwas gehabt, für das es sich lohnte, ihre Sittlichkeit zu opfern. Bis sie ihren Sohn verlor.
    Nun war sie vor eine böse Wahl gestellt: Nahm sie ihr erstes Menschenblut innerhalb der Burg zu sich, selbst in dem Sommerraum, bliebe ihr erspart, sich in eine rasende Bestie zu verwandeln. Oder etwa nicht? Wäre das nicht ein guter Grund, Mac zu täuschen?
    Er mochte auf der Hut sein, doch kein Mann war vorsichtig, während er fleischlichen Wonnen frönte. Jedenfalls sagten das andere Mädchen, denn Constances eigene Erfahrungen waren jämmerlich gering. Sie musste also mit großer Sorgfalt vorgehen.
    Aber war es recht, ihn nun zu beißen, nachdem er sie gerettet hatte? Nachdem er so freundlich gewesen war? Nachdem er versprochen hatte, ihr zu helfen? Ihr Sinn für Fairness sollte sie nicht behindern – genauso wenig, wie sie die ganze Sache mit dem Beißen furchtbar finden sollte.
Bring es endlich über dich, um Gottes willen!
    Mac sah sie interessiert an, als hätte er sie beim Tagträumen ertappt. Und Constance bemerkte, dass sie sich nicht entsann, was sie gesagt hatte.
    Er strich ihr sanft mit den Fingern über die Wange. Welch intime Vertrautheit! Seine Haut war rauh und warm. »Als Erstes müssen wir die Wächter auskundschaften. Wir können nichts entscheiden, ehe wir wissen, womit wir es zu tun haben.«
    Als er zu ihr hinabsah, spiegelte ihr Gesicht sich in seinen Pupillen. Ein kalter Schauer von Furcht und Verlangen lief Constance über den Leib.
    »Keine Sorge!«, beruhigte er sie. »Was bei Entführungen zu tun ist, habe ich gelernt. Diese hier ist zwar ein bisschen anders, mit, na ja, dem Monsterfaktor eben, aber ich sehe durchaus, welche Möglichkeiten wir haben.«
    Er lächelte verschmitzt. »Das wird spaßig, glaub’s mir!«
    Mitgerissen von seiner anziehenden Wärme,

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