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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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wir irgendwelche anderen Gesetze beachten sollten außer den Ruf der Wildnis!«
    Das ist gar nicht gut.
Alessandro saß da und kraulte gedankenverloren Brekks, der ihm auf den Schoß stieg.
    Errata fuhr fort: »Fangen wir bei den grundsätzlichen Unterschieden an. Es ist unbestritten, dass Menschen und die menschliche Wirtschaft die Oberhand haben. Die Integrationsverfechter sagen, wir sollen genauso wohnen, arbeiten und Steuern zahlen wie alle anderen. Sie finden, dass wir uns einfügen und das Vertrauen der menschlichen Gesetzgeber gewinnen müssen, und das heißt, dass wir uns an einem strengen Regelwerk für friedliches Verhalten orientieren müssen.«
    »Womit wir beim eigentlichen Problem dieser neuen Integrationsphilosophie wären.« Die Vampirerwiderung kam so scharf, dass Brekks seine Ohren aufstellte. »Die Gesetze meines Volkes sind nicht demokratisch. Bei uns herrschen die Stärksten. Wir sind nicht ›alle anderen‹, sondern die
Nosferatu.
«
    »Stimmt!«, bestärkte Errata ihren Gesprächspartner, die bei der Aussicht auf einen heftigen Live-Streit beinahe schnurrte. »Ich schätze, wir wissen jetzt, welchen Standpunkt unser Gast vertritt. Wie steht es mit unseren Hörern? Die Telefone sind freigeschaltet, und die heutige Frage lautet: Sollen wir Monster oder Vorzeigebürger sein?«
    Alessandro seufzte.
Soll ich anrufen und sagen, was allen klar sein müsste?
Menschen mochten ein Nahrungsmittel darstellen, aber sie waren keineswegs hilflos. Die Erfindung der Computer und vernetzten Datenbanken hatten der Methode, sich das Cape überzuwerfen und ins nächste Dorf zu ziehen, endgültig den Garaus gemacht. Eine solche Tarntechnik war heute ein Witz. Selbst wenn man es sich leisten konnte, jedes Mal die Identität zu wechseln, wenn die Van-Helsing-Brigade aktiv wurde, gestaltete sich eine Neuerfindung seiner selbst längst nicht so einfach, wie es in Filmen oft aussah.
    »Ich würde gern etwas anfügen, Errata«, ließ George de Winter sich vernehmen, der im Moment fast vernünftig klang. »Viele Leute glauben, die nichtmenschlichen Separatisten wären bloß Dinosaurier, die sich gegen die glorreichen neuen Zeiten sträuben.«
    Ja, das trifft es ungefähr.
Alessandro lehnte sich auf die Armlehne der Couch und neigte den Kopf.
Und während du Idiot deine Ansichten erklärst, versetzt du die menschliche Mehrheit in solche Panik, dass sie uns sämtlichst im Schlaf pfählt.
Es wurde offenbar wieder einmal Zeit, dem Albion-Clan klarzumachen, dass er sich bedeckt und vor allem den Mund halten sollte. Das schien er jedes Jahr aufs Neue zu brauchen.
    De Winter redete weiter: »Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass die Menschen uns nicht hier haben wollen. Wir sind nicht gleichberechtigt. Wir zahlen Steuern, dürfen aber nicht wählen. Wir bekommen keine Geschworenenprozesse, sondern werden Opfer von Hinrichtungen im Schnellverfahren. Ich könnte weiter aufzählen, aber belassen wir es dabei, dass wir bloß Bürger zweiter Klasse sind. Wir wollen, dass das aufhört.«
    »Was wir durch zivilen Ungehorsam erreichen?«, fragte Errata.
    »Rebellen sind nichts als unterdrückte Individuen, die ihre Rechte einfordern.«
    De Winter hatte nicht einmal ganz unrecht, doch die Kälte in seiner Vampirstimme war schlimmer, als wenn er geknurrt hätte. Brekks sprang mit einem dumpfen Knall auf den Boden und verkroch sich unter der Couch. Alessandro, dessen Instinkt ihn ebenfalls alarmierte, dass Gefahr drohte, rutschte an die Sofakante.
    Da klopfte es an seine Studiotür. Alessandro sprang auf. Er war so auf das Radio konzentriert gewesen, dass er gar nicht gehört hatte, wie jemand ins Haus kam. Als er zur Tür sah, entdeckte er Holly, die nur ihren Kopf ins Zimmer steckte. »Bist du beschäftigt?«, erkundigte sie sich.
    Alessandro sah, wie erschöpft sie war, und stellte das Radio aus. »Nein, bin ich nicht. Ich dachte, du rufst an und lässt dich von mir abholen. Bist du für heute fertig mit Büffeln?«
    »O ja!«
    Sie kam herein. In ihren plüschigen Hausschuhen bewegte sie sich lautlos, sank neben ihn auf die alte Couch, winkelte ihre Beine an und lehnte sich an Alessandro. Die warme Schwere ihres Körpers und der Duft ihrer Haut waren berauschend. In ihrem Haar hing noch der Geruch der Nachtluft, als käme sie direkt von draußen. Alessandro legte einen Arm um ihre Schultern, wobei der weiche Flaum ihres Kapuzenpullis ihn an den Fingern kitzelte. Holly schloss die Augen.
    »Warum gehst du nicht ins Bett?«, fragte er

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