Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
stirbt, sich paart und Familien gründet. Die Liebe innerhalb unseres Rudels verleiht uns die Kraft, den Kerker zu überleben, macht uns aber zugleich verwundbar. Als wir vor einem Jahr entkamen, mussten wir viele von uns zurücklassen.«
    Mac legte die Gabel hin, um Lor seine volle Aufmerksamkeit zu widmen.
    Der Hund schaute auf, musterte Mac abermals von oben bis unten und schätzte seine Reaktion ein. »Wie ich schon sagte: Nun, da ich frei bin, kann ich meine Magie nutzen, um in die Burg und wieder hinaus zu gehen. Ich schmuggle Sachen hinein, um diejenigen meiner Leute freizukaufen, die als Sklaven festgehalten werden.«
    »Was?«
Dann fügte Mac die Puzzleteile zusammen, wobei er zunächst außer Acht ließ, wie wahnsinnig gefährlich das war, was Lor tat. »Entfernen die Wachen vor der Tür sich deshalb so oft von ihrem Posten? Du treibst deine Tauschgeschäfte in der Zeit, in der du offiziell die Burgtür bewachen sollst?«
    »Ja.«
    Mac schüttelte bloß den Kopf, denn so empört der sicherheitsbewusste Cop in ihm war, erkannte er allmählich die größeren Zusammenhänge.
    Lor fuhr fort: »Der Vampir Caravelli heuerte auch Werwölfe als Wachen an. Viele von ihnen haben uns geholfen, aber einige wenige beschweren sich bei ihren Rudelführern. Sie sind dagegen, dass noch mehr Burggefangene freikommen. Bald setzt sich der Rat zusammen, und sie werden mich bestrafen. Ich brauche deine Hilfe.«
    »
Meine
Hilfe?«, wiederholte Mac.
    »Ich brauche einen Anwalt vor dem Übernatürlichenrat.«
    Mac löffelte von dem gebratenen Reis, weil er Zeit schinden wollte. »Ich bin kein Anwalt. Außerdem hasst der Rat mich. Ich war ein Böser, schon vergessen?«
    Lor lehnte sich vor, was bedeutete, dass er nun zum Wesentlichen kommen würde. »Die Höllenhunde gehören zu den niedersten der übernatürlichen Arten. Wir überleben nur, indem wir bescheiden und unter uns bleiben. Wir konnten uns nie mächtige Freunde machen.«
    Das stimmte.
    »Deshalb habe ich chinesisches Essen mitgebracht. Du musst uns helfen.«
    Macs geschätzter außerbörslicher Kurswert rangierte mithin auf einer Höhe mit einer extragroßen Portion Fastfood. Gut zu wissen! »Wieso ich?«
    »Du bist … gesegnet. Die Götter haben dich erwählt. Aber das willst du sicher nicht hören.«
    »Nein, will ich nicht.«
    »Dann musst du deine eigenen Gründe finden.«
    »Und wenn es meine Aufgabe ist, kenne ich sie schon«, leierte Mac herunter, der sich erinnerte, was Lor bei einem früheren Gespräch geäußert hatte.
    »Genau.« Der Höllenhund blickte auf seinen Teller hinab. »Überzeuge den Rat, mir die Erlaubnis zu erteilen, meine Leute zu befreien! Und es sind noch andere dort gefangen, nicht nur wir. In Zeiten, als jedwede Magie für böse gehalten wurde, sperrte man dort alle ein, die über irgendwelche Kräfte verfügten – sogar Tiere und Vögel. In der Burg harren viele aus, die nicht eingekerkert sein sollten.«
    Wie die kleine Constance.
    »Du musst den Machthabenden begreiflich machen, dass die Burg in die Verantwortung aller paranormalen Arten fällt. In der menschlichen Welt überleben wir nur, wenn wir zusammenarbeiten. Darum sitze ich hier und esse mit dir. Jemand muss anfangen, uns zusammenzubringen. Und es kann ebenso gut mit mir beginnen.«
    Mac sah im Geiste Graf Dracula vor sich, der »We Shall Overcome« vor einem lauten Chor dirigierte.
    Der Höllenhund verstummte. Er war eindeutig erschöpft, weil er so viel geredet hatte. Schatten von der Deckenlampe betonten die starken Knochen in seinem Gesicht. »Wirst du mir helfen?«
    Wie zum Geier sollte Mac das wohl anstellen? Andererseits musste der Job gemacht werden, und ihm fiel niemand ein, der den Teil der Burg gesehen hatte, den er kannte: wo Unschuldige eingesperrt waren, die nichts lieber täten, als ein ganz gewöhnliches Leben zu führen. Jemand musste sich für die einfachen Wald- und Wiesenmonster einsetzen, und Mac war darauf programmiert, Leuten in Not zu helfen.
    »Klar.«
    6. Oktober, 23.00 Uhr
In der Burg
    Ashe schlich einen weiteren Burggang hinunter, einen Pflock in der einen, ihr Messer aus dem Stiefel in der anderen Hand. Das waren nicht annähernd genug Waffen, aber vor ungefähr tausend Flüsterhöhlen waren ihr die Kugeln ausgegangen.
    So etwas wie das hier hatte sie noch nie gesehen: Gang an Gang, einer wie der andere. Magie waberte in den Korridoren wie Nebel und ließ die spärlichen Reste ihrer angeborenen Hexensinne zu Staub zerbröseln. Als der Zauber, den

Weitere Kostenlose Bücher