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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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der ausgeleierte Flanellstoff sich unschön beulte, kaum dass der Inhalt entfernt war.
    Als Mac wieder aufblickte, bemerkte er Connies zauberhaften Gesichtsausdruck. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihr Mund stand offen. In Zeitlupe streckte sie ihre Hände nach der Kiste aus, nahm sie Mac ab und presste sie an ihren Busen.
    »Du hast ihn nach Hause geholt«, hauchte sie. »Du hast ihn heimgeholt!«
    Es war nicht das erste Mal, dass Mac ein verlorenes Kind zurückbrachte, aber eindeutig das seltsamste. Er grinste. »Süße, ich halte meine Versprechen.«
    Die Kiste einhändig weiter an sich gedrückt, umarmte Connie ihn wortlos. Erst einen Moment später wurde Mac klar, dass sie weinte. Sie schluchzte stumm an seiner Brust. Ein Erleichterte-Mutter-Ding. Das war normal, und Mac kannte es schon. Zwar versuchte er immer, es leicht zu nehmen und nicht zu sehr an sich heranzulassen, aber es war doch jedes Mal wieder wunderbar.
    »Schhh!«
Er strich ihr übers Haar. »Alles ist gut.«
    Gott, riecht sie herrlich!
Er fühlte, wie die Hitze unter seiner Haut anstieg, kribbelnd und elektrisierend.
Reynard hat recht. Gefühle speisen die Hitze.
    »Hat der Captain ihn dir gegeben?«, wollte Connie wissen, die von ihm zurückwich.
    »Hmm, na ja, ich glaube, er mag mich nicht besonders.«
    Als sie lächelte, glänzten neue Tränen in ihren Augen. »Aber er hat ihn vor den anderen Wächtern beschützt. Wenigstens das tat er.«
    Ja, das stimmte.
Und ich habe Reynard beinahe erwürgt.
Oder der Dämon in ihm.
Auf den muss ich besser aufpassen.
    Mac wurde ernst, als seine Stimmung eine Talfahrt machte. Das Abenteuer hatte ihn eine Menge gelehrt, und manchem davon stellte er sich höchst ungern. Um Haaresbreite hätte er ein Blutbad angerichtet. Schlimmer noch: Es hatte ihm gefallen. Die Gewalt bescherte ihm ein völlig neues Hochgefühl.
    Sein Blick streichelte Constance, als sie die Kiste auf den Boden stellte.
Ich laufe Gefahr, mich in eine Killermaschine zu verwandeln. Schon wieder.
    Constance glitt mit ihren schmalen Fingern über alle Seiten des Würfels.
    Das kann nicht ich sein! Ich bin der, der tut, was getan werden muss. Ich biege Dinge gerade, rette Leute. Das darf ich nicht verlieren, denn es ist das Einzige, was von mir übrig ist. Nicht mal ein Dämon kann mir das nehmen!
    Hoffe ich.
    Die Kiste klickte, und der Deckel sprang auf. Constance trat einen Schritt zurück. Bei aller Sorge packte auch Mac die Neugier, und er beobachtete die Szene gespannt. Von Inkuben hatte er bisher nur gehört, aber noch nie einen gesehen.
    Sanftes Licht strömte aus der Kiste. Es stieg aus dem Schimmern im Innern auf – Staub, aber anders als das rauchige Schwarz von Macs körperloser Form. Diese Wolke war surreal schön, weder funkelnd noch matt, sondern schimmernd wie Perlen.
    Mac sah zu, wie sie größer wurde und die feste Gestalt eines großen Jungen annahm. Er war blass mit fast reinweißer Haut, hatte dunkle Augen und langes silbernes Haar, das ihm bis zu den Hüften reichte. Was Mac jedoch am meisten auffiel, waren die Flügel, die schön geschwungen und von zarten rosa Adern durchzogen waren.
    Ach du Schande! Der Knabe hat Fledermausflügel! Und da regten sich einige Eltern über Piercings auf!
    Was als Nächstes geschah, ließ sich bestenfalls als ein lautloser Tanz beschreiben. Der junge Dämon – Sylvius – streckte seine Hand nach Connies aus und ergriff sie. Connie drehte sich zu ihm und umfing ihn in einer fließenden Bewegung, ähnlich einer Tanzfigur. Und es bestand kein Zweifel: Der Junge war ihr Kind, zumindest nach allen Kriterien, die zählten.
    »Es tut so gut, dich zu sehen!«, sagte der Inkubus und legte seine Flügel um Connie. Es war die merkwürdigste und zärtlichste Geste, die Mac jemals bezeugt hatte. Die beiden, Mutter und Kind, verharrten eine ganze Weile vollkommen still, während das Kerzenlicht an den Rändern der sie umgebenden Schatten flackerte. Es war so still, dass Mac sein Atmen zu laut vorkam.
    Gönn ihnen diesen Moment!
    Er war ein Außenseiter. Dieses Wiedersehen gehörte Connie – Connie und ihrem Sohn.
    Wie ein dunkler Traum flog Mac davon.
    6. Oktober, 19.05 Uhr
101.5 FM
    »Zu den weiteren Nachrichten: Fairviews kurzfristig einberufener Rat der Übernatürlichenanführer warf die Frage der ungenehmigten Zuwanderungen auf und fordert, dass alle übernatürlichen Einwohner ohne Papiere umgehend bei ihnen gemeldet werden.«
     
    Na gut. In den letzten achtundvierzig Stunden habe ich

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