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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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kleine Mutter. Niemand kann hierbleiben, nicht einmal sie. Wir sind Atreus’ Reich zu nahe.«
    Der Hund stieß noch ein durch Mark und Bein gehendes Heulen aus – kein einsames Winseln wie zuvor, sondern irgendwie anders. Alle krümmten sich bei dem Laut, und die Vampirin hielt sich die Ohren zu. Solch ein Geräusch gab kein Hund von sich, sofern er keine Gefahr spürte.
    »Was ist los?«, fragte Ashe, deren Puls sich noch mehr beschleunigte. Ihr Urinstinkt befahl ihr, zu kämpfen oder zu fliehen, und zwar
jetzt gleich.
    Die Vampirin hob den Kopf und schnupperte. »Atreus ist nahe.«
    »Atreus?«
    »Sylvius hat recht. Hüte dich vor ihm, denn er ist unberechenbar! Ziemlich von Sinnen.« Die Vampirin sah misstrauisch aus, nur eine Nuance von offener Furcht entfernt. Sie legte eine Hand auf den Arm des Jungen, als böte allein die Berührung eine Art Schutzschild. »Wir müssen gehen – wir alle. Du auch.«
    Es war ein Reflex, dass Ashe ihren Griff um den Pflock anspannte. Der Blick der Untoten ging ihr durch und durch.
Das ist eine Mutter mit Kind. Okay, sie sind nicht menschlich, aber sie fürchten sich vor etwas noch Üblerem. Was für ein Ekelpaket würde einer Mom, ihrem Kind und ihrem Hund Angst einjagen?
    Wer das auch war, Ashe gefiel die Person kein bisschen.
    »Wo wohnt dieser Atreus?«
     
    Als Mac am nächsten Morgen aus dem Bett stieg, fragte er sich, ob er den Verstand verloren hatte. Irgendwann im Laufe des gestrigen Gesprächs hatte er sich tatsächlich bereiterklärt, Lor das zweite Schlafzimmer zu vermieten. So sehr er seine Privatsphäre schätzte, seine Geldprobleme waren dringlicher.
    O Mann, mit ihm hatte Lor echt das Paketangebot erwischt: den Superhelden und Vermieter in einem! Nun, einen Großteil der Zeit würde Mac sowieso in der Burg verbringen, denn seine Liste an Dingen, die er dort erledigen musste, war inzwischen ziemlich umfangreich. Solange die Burg noch existierte …
    Wie er erfahren hatte, wussten die Höllenhunde, dass der Riesenkerker auseinanderfiel, ganze Abschnitte schlicht verschwanden. Es gab Warnzeichen, und die Bewohner mussten ständig in andere Bereiche übersiedeln. In jene, die nicht mit den Steinen zusammen verpufften.
    Mac setzte sich im Geiste eine wichtige Fußnote: Die magischen Marschbefehle der Wächter besagten, dass sie das Gefängnis nur für kurze Zeiten verlassen konnten. Entsprechend hatten sie am meisten zu verlieren, wenn das Ding komplett zusammenbrach. Lor vermutete, dass sie wohl sterben würden.
    Es war bezeichnend für Reynards eiserne Disziplin, dass seine Männer noch nicht vor Panik den Aufstand probten.
    Mac war dankbar, in einem weichen, sicheren Bett aufzuwachen. Es wäre perfekt gewesen, hätte Connie hier bei ihm sein können.
Ob sie die Burg verlassen wollen würde?
Ihm schien es offensichtlich, aber er hatte ja auch nicht jahrhundertelang an dem einen Ort gelebt. Vielleicht hing sie aus irgendwelchen Gründen an ihrem Kerker. Andererseits, sollte die Burg einstürzen, bliebe ihr keine andere Wahl.
    Mac streckte sich und rollte seine massigen Schultern, in denen es ominös knackte.
    Kaffee. Ich muss unbedingt Kaffee haben!
    Er sah auf den Wecker neben seinem Bett. Zehn Uhr.
Mist!
Er hatte verschlafen. Blinzelnd öffnete er die Schlafzimmerjalousien und sah hinaus. Ein schöner Herbstmorgen.
Wie gut es tut, am Leben zu sein!
    Der Dämon war da, strömte durch jede Faser und jeden Knochen, fühlte sich aber natürlich an. Er war ein Feind, den er in seinem Körper trug, die dunklere Seite von Macs Ich: gefährlich, wild und voller Hitze.
    Wie gefährlich?
Dämonen zerstören. Es liegt in ihrer Natur.
    Mit jedem Atemzug, jeder Bewegung war er sich seiner Fähigkeit zu mörderischer Raserei inne. Sie glich einer permanenten Versuchung, einer verkorkten Flasche des besten Jahrgangs, die darauf wartete, ausgeschenkt und genossen zu werden. Der Dämon dürstete nach ihr wie ein schwerer Trinker.
    Aber ich bleibe stocknüchtern.
    Kühne Worte, denn es würde alles andere als leicht. Zu Anfang hatte Mac geglaubt, der Schlüssel, um seine Menschlichkeit wiederzuerlangen, läge in der Burg. Deshalb war er nach seiner Unterhaltung mit Holly dorthin zurückgekehrt. Ironischerweise jedoch verließ er die Burg jedes Mal ein bisschen – oder deutlich – weniger menschlich. Das letzte Mal bildete keine Ausnahme. Nun machte es sich sein Dämon in der aufgemotzten Hülle richtig gemütlich.
    Aber Mac hatte nicht direkt verloren. Ohne seine

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