Vampirdämmerung / Roman
sie als Teenager gewirkt hatte, nach hinten losgegangen war, verlor Ashe die Fähigkeit, Energie zu manipulieren. Doch bis heute konnte sie sie fühlen. Hier wummerte sie in Ashes Kopf wie eine Migräne.
Das Flackerlicht der Fackeln machte es nicht unbedingt besser. Zuerst war es irgendwie schräg und witzig gewesen, als liefe man durch einen schlechten Horrorfilm. Inzwischen hatte Ashe längst genug von dieser Stimmungsbeleuchtung und vor allem von den Kreaturen, die sie in Fetzen geschossen hatte.
Weiß die Göttin, was die Dinger waren! Uärgs!
Vier waren es bisher gewesen. Ashe waren schon eine Menge Monster über den Weg gelaufen, aber bei diesen hier konnte sie nicht einmal sagen, dass sie irgendeiner Art angehörten. Sie schienen aus mieser Laune und noch fieserem Atem zu bestehen, sonst nichts.
Ashe hatte ihre Waffen und ihre Nahkampfkünste einsetzen müssen, um sie loszuwerden. Hartnäckige Bettler mit Keilzähnen. Leider hatte Ashe sich dabei einen Muskel in der Kniekehle gezerrt.
Trotzdem war es ein guter Kampf gewesen. Diesen Teil mochte sie einfach immer, und der Adrenalinrausch wurde nie langweilig.
Da sie sich einen Moment ausruhen musste, blieb sie an einer Ecke stehen. Alle Korridore, die von hier abgingen, sahen gleich aus. Ashe hatte sich verlaufen. Zeit und Richtung besaßen keine Bedeutung mehr, seit … tja, sie hatte keinen Schimmer, seit wann nicht mehr. Wie lange dauerte es, um sich von einer Tür verjagen zu lassen, die Verfolger zu erledigen und dann festzustellen, dass man komplett verwirrt war? Und danach war die Zeit schlicht vergangen. Wie viel, wusste Ashe nicht. Sie hatte weder Hunger noch Durst, wurde jedoch unglaublich müde.
Wie in aller Welt sollte sie wieder nach draußen finden?
Ich komme hier raus. Ich lande immer auf den Füßen.
Und sobald ich draußen bin, bringe ich Caravelli um.
Wenn
ich rauskomme.
Zweifel rumorten in ihrem Magen wie billiger Fusel. Unweigerlich musste Ashe an ihre Tochter denken und hielt inne. Eden war ihre Freude und ihre Schwäche, und weder an das eine noch an das andere durfte sie jetzt denken. In ihrer Lage musste sie eiskalt und wütend sein, denn nur das konnte sie heil nach Hause bringen.
Das hätte mir nicht passieren dürfen! Ich bin ein guter Mensch. Ich kille Monster, damit die Welt ein bisschen besser wird. Ich erledige eine wertvolle Arbeit!
Wild entschlossen klammerte sie sich an die letzten Reste ihrer inneren Ruhe. Ein Haus voller übler Typen hochzunehmen war etwas völlig anderes. Zum einen gab es da Türen.
Wo zur Hölle ist diese Tür abgeblieben?
Etwas heulte. Ashe zuckte vor Schreck zusammen. Das Geräusch hallte durch die Gänge und wurde von einer Wand zur nächsten zu einem solch schwingenden Verzweiflungslaut aufgebaut, dass ihre Knie nachzugeben drohten. Der Schrei gellte von den Steinmauern, Welle an Welle, so dass selbst dann noch ein Summen blieb, als der Laut selbst nicht mehr zu hören war.
Ashe rang zittrig nach Atem, und Schweiß rann ihr über die Rippen. Dann hörte sie das Schaben von Nägeln auf Stein, das Tappen von riesigen Pfoten und ein Keuchen wie vom Blasebalg des hölleneigenen Schmieds. Nein, übler, denn das hier war ein feuchtes, tiefes Schnaufen.
Irgendein Tier.
In der Nähe.
Gleich um die Ecke.
Sicher stank Ashe nach Angst wie leckere, saftige Beute.
Und wenn ich weglaufe, gebe ich eine besonders lustige Mahlzeit ab.
Sie hatte kaum genug Spucke, um zu schlucken. Ashe war nicht feige, aber sie war auch nicht bescheuert. Ihre Waffen in den Händen, betete sie, was immer da kam, möge einfach wieder verschwinden.
Eine Nase tauchte an der Ecke auf, feucht, schwarz und gigantisch. Ihr folgte ein Kopf mit stumpfbraunem Fell. Sabber tropfte in schleimigen Perlen von den Lefzen.
O Göttin!
Das Ding sah aus wie eine Kreuzung aus einem Mastiff und einem prähistorischen Bären … und der Mutter aller Wollmäuse.
»Viktor!«, rief die Stimme eines jungen Mannes.
Der Rest des Fellungetüms erschien und hätte Ashe beinahe mit seinem stinkenden Pelz gestreift. Instinktiv duckte sie sich nach hinten. Das Biest gab ein tiefes
Wuff
von sich und schlug ihr seinen wedelnden Schwanz an die Schulter. Vor lauter Panik hätte sie fast ihren Plock fallen gelassen. Sie wich zur Seite aus und ging in eine halbgebeugte Angriffsstellung, denn sie würde ihr Leben bestimmt nicht allzu billig hergeben.
Eine weiße Gestalt, die sich zu schnell bewegte, als dass man sie hätte erkennen können, schwang von der
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