Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
uns gewesen, hatte es aber wundersamerweise geschafft, nicht von dem Schneematsch getroffen zu werden. Als ich sah, wie selbstgefällig sie dreinblickte, kam ich zu dem Schluss, dass da gar kein Wunder im Spiel gewesen war.
„Ich nehme an, du möchtest dich anbieten, die Bluse zu verbrennen, hm? ʺ , fragte ich, fest entschlossen, sie nicht merken zu lassen, wie sehr mich diese Beleidigung getroffen hatte. Ich wusste sehr wohl, dass mein Modebewusstsein während der letzten zwei Jahre wohl oder übel gelitten hatte. „Oh, Moment mal ‐ Feuer ist ja gar nicht dein Element, nicht wahr? Du arbeitest mit Wasser. Was für ein Zufall, dass wir gerade eine Menge davon abbekommen haben. ʺ
Mia machte ein Gesicht, als wäre sie beleidigt worden, aber der Glanz in ihren Augen verriet, dass sie dies hier viel zu sehr genoss, um nur ein harmloser Zuschauer zu sein. „Was soll das denn heißen? ʺ
„Mir ist es egal. Aber Mrs Kirova wird wahrscheinlich das eine oder andere zu sagen haben, wenn sie herausfindet, dass du Magie gegen eine andere Schülerin eingesetzt hast. ʺ
„Das war kein Angriff ʹ , höhnte sie. „Und ich war es auch gar nicht. Es war ein Akt Gottes. ʺ
Zu ihrem großen Entzücken lachten einige andere. In meiner Fantasie antwortete ich: Genau wie das hier. Dann rammte ich sie gegen die Kirchenmauer. Im echten Leben stieß Lissa mich aber lediglich an und sagte: „Lass uns gehen. ʺ
Sie und ich verschwanden in Richtung unserer jeweiligen Wohnheime und wandten uns von dem Gelächter und den Witzen über unsere nassen Kleider ab.
Außerdem hörte ich hinter uns Bemerkungen darüber, dass Lissa von Spezialisierung nichts wissen könne. Innerlich schäumte ich vor Wut. Ich musste etwas wegen Mia unternehmen, das begriff ich. Abgesehen davon, dass ich selbst von Mia absolut angekotzt war, wollte ich vor allem vermeiden, dass Lissa noch mehr Stress bekam, als es ohnehin der Fall war. In dieser ersten Woche waren wir ganz gut zurechtgekommen, und ich wollte, dass es so blieb.
„Weißt du ʺ , begann ich, „ich denke mehr und mehr, dass es eine gute Sache wäre, wenn du Aaron zurückgewinnen würdest. Das wird der Babyschlampe eine Lehre sein. Und ich wette, es wäre sogar ganz einfach. Er ist doch immer noch verrückt nach dir. ʺ
„Ich will aber niemandem eine Lehre erteilen ʺ , erwiderte Lissa. „Und ich bin nicht verrückt nach ihm. ʺ
„Komm schon, sie sucht Streit und redet hinter unserem Rücken über uns. Mich hat sie gestern beschuldigt, meine Jeans von der Heilsarmee zu haben. ʺ
„Deine Jeans sind von der Heilsarmee. ʺ
„Hm, ja ʺ , schnaubte ich, „aber sie hat kein Recht, sich darüber lustig zu machen, wenn sie selber Sachen von Target trägt. ʺ
„He, an Target ist doch nichts auszusetzen. Ich mag Target. ʺ
„Ich auch. Darum geht es gar nicht. Sie versucht, ihre Sachen zu präsentieren, als seien sie von der verdammten Stella McCartney. ʺ
„Und das ist ein Verbrechen? ʺ
Ich setzte eine ernste Miene auf. „Absolut. Du musst dich rächen. ʺ
„Ich hab ʹ s dir schon gesagt, ich habe kein Interesse an Rache. ʺ Lissa warf mir einen Seitenblick zu. „Und für dich sollte dasselbe gelten. ʺ
Ich lächelte so unschuldig ich konnte, und als wir uns trennten, war ich einmal mehr erleichtert, dass sie meine Gedanken nicht lesen konnte.
„Also, wann findet der große Zickenkrieg denn statt? ʺ
Mason erwartete mich draußen vor unserem Wohnheim; ich hatte mich gerade von Lissa verabschiedet. Süß, wie er da lässig mit vor der Brust verschränkten Armen an der Mauer lehnte und mich beobachtete.
„Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was du damit meinst. ʺ
Er löste sich von der Wand, reichte mir in ritterlicher Geste seinen Mantel ‐ meinen hatte ja Lissa bekommen ‐ und begleitete mich hinein. „Ich habe euch draußen vor der Kapelle Maß nehmen sehen. Hast du denn gar keinen Respekt vor dem Haus Gottes? ʺ
Ich schnaubte. „Du hast doch ungefähr so viel Respekt davor wie ich, du Heide. Du bist nicht mal in der Messe gewesen. Außerdem waren wir, wie du sagtest, draußen. ʺ
„Und du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. ʺ
Ich grinste nur und schlüpfte in seinen Mantel.
Wir befanden uns im Gemeinschaftsteil unseres Wohnheims, einem gut überwachten Aufenthaltssaal mit Studienbereich, wo männliche und weibliche Schüler sowie Moroigäste zusammen sein konnten. Wie immer war es sonntags ziemlich voll. Ich entdeckte einen kleinen, freien
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