Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Prioritäten.”
„Sie lassen euch ohne Schutz. Ihr könnt allein nicht dort hinaus gehen!”
„Ich bin nicht schutzlos, Rose. Das habe ich dir schon gesagt. Und wenn ich wirklich einen Wächter wollte, könnte ich dem Rat auf die Nerven gehen, aber das wäre mir viel zu anstrengend. Für den Augenblick habe ich alles, was ich brauche.”
Dimitri sah zu ihr hinüber. „Soll ich dich begleiten?”
„Und die ganze Nacht aufbleiben?” Tasha schüttelte den Kopf. „Das würde ich dir nicht antun, Dimka.”
„Es macht ihm nichts aus”, warf ich hastig ein, ganz aus dem Häuschen angesichts dieser Lösung.
Es schien Dimitri zu erheitern, dass ich für ihn eintrat, aber er widersprach mir nicht. „Es macht mir wirklich nichts aus.”
Sie zögerte. „Also schön. Aber wir sollten besser bald aufbrechen.”
Unsere verbotene kleine Party zerstreute sich. Die Moroi gingen in eine Richtung, Dimitri und ich in eine andere. Er und Tasha hatten verabredet, sich in einer halben Stunde zu treffen.
„Also, was halten Sie von ihr?”, fragte er, als wir allein waren.
„Ich mag sie. Sie ist cool.” Ich dachte einen Moment lang über Tasha nach. „Und ich kapiere jetzt, was Sie wegen der Markierungen gemeint haben.”
„Ah?”
Ich nickte und passte auf, wo ich hintrat, während wir die Pfade entlanggingen. Obwohl sie gestreut und geräumt waren, konnte man trotzdem auf darunter verborgene Eisflächen stoßen.
„Sie hat sich nicht wegen des Ruhmes so verhalten. Sie hat es getan, weil sie es tun musste. Genau wie .... genau wie meine Mom es getan hat.” Es fiel mir schrecklich schwer, das zuzugeben, aber es war die Wahrheit. Janine Hathaway mochte die schlechteste Mutter aller Zeiten sein, aber sie war eine großartige Wächterin. „Die Markierungen spielen keine Rolle. Molnijas oder Narben.”
„Sie lernen schnell”, sagte er anerkennend.
Mir schwoll unter seinem Lob die Brust. „Warum nennt sie Sie Dimka?”
Er lachte leise. Ich hatte heute Abend eine Menge von seinem Lachen gehört und kam zu dem Schluss, dass ich liebend gern noch mehr davon hören würde. „Das ist ein Kosename für Dimitri.”
„Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Es klingt ganz anders als Dimitri. Man sollte Sie, ich weiß nicht, man sollte Sie Dimi oder so nennen.”
„So funktioniert das im Russischen nicht”, entgegnete er.
„Russisch ist komisch.” Im Russischen war der Spitzname für Vasilisa Vasya, was für mich ebenfalls keinen Sinn ergab ....
„Das ist das Englische auch.”
Ich warf ihm einen Seitenblick zu. „Wenn Sie mir beibringen könnten, auf Russisch zu fluchen, würde ich die Sprache vielleicht in einem neuen Licht sehen.”
„Sie fluchen ohnehin bereits zu viel.”
„Ich möchte mich nur artikulieren können.”
„Oh, Roza.... ” Er seufzte, und ein wohliger Schauder überlief mich. Roza. Das war mein Name auf Russisch. Er benutzte ihn nur sehr selten. „Sie artikulieren sich deutlicher als irgendjemand sonst, den ich kenne.”
Ich lächelte und ging einige Schritte weiter, ohne noch etwas zu sagen. Mein Herz setzte einen Schlag aus; ich war so glücklich in seiner Nähe. Es hatte etwas Warmes und Richtiges, mit ihm zusammen zu sein. Obwohl ich wie auf Wolken ging, kaute mein Verstand auf etwas anderem herum, über das ich eben nachgedacht hatte. „Wissen Sie, irgendetwas ist komisch an Tashas Narben.”
„Und was soll das sein?”, fragte er.
„Die Narben .... entste l len ihr Gesicht”, begann ich vorsichtig. Ich hatte Mühe, meine Gedanken in Worte zu fassen. „Ich meine, es ist offenkundig, dass sie mal ausgesprochen hübsch gewesen ist. Aber selbst mit den Narben .... ich weiß nicht .... ist sie auf eine andere Weise hübsch. Es ist so .... so, als wären sie ein Teil von ihr. Sie machen sie zu etwas Ganzem.” Es klang dumm, aber so war es nun mal.
Dimitri sagte nichts, doch er bedachte mich nun seinerseits mit einem Seitenblick. Ich sah ihm unverwandt in die Augen, und als unsere Blicke sich trafen, bemerkte ich ein winziges Aufflackern der alten Anziehung. Es war flüchtig und nur allzu bald erloschen, aber ich hatte es gesehen. Stolz und Anerkennung traten an seine Stelle, und das war beinahe genauso gut.
Als er zu sprechen begann, waren seine Worte ein Echo seiner früheren Gedanken. „Sie lernen schnell, Roza.”
Ich war ziemlich zufrieden mit meinem Leben, als ich am nächsten Tag zu meiner Trainingsstunde vor dem Unterricht aufbrach. Die geheime Zusammenkunft am
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