Vampire Academy 03 ● Schattenträume
haben sie es denn getan? Besteht irgendein Risiko, dass du nicht bei ihr sein könntest, nachdem du deinen Abschluss bekommst?”
„Nein. Sie scheinen nur alle zu denken, dass es jetzt ein besseres Training für mich wäre. Dimitri und ich werden ohnehin später ihre Wächter sein.”
Adrian warf mir einen Seitenblick zu. „Oh, ich bin davon überzeugt, dass das eine ziemliche Härte für dich bedeutet.” Es musste eins der merkwürdigsten Dinge im Universum sein, dass Lissa niemals auch nur ansatzweise Verdacht geschöpft hatte, was meine Gefühle für Dimitri betraf, aber Adrian hatte es sich zusammengereimt.
„Wie gesagt, deine Kommentare sind heute nicht erwünscht.” Offenbar war er da anderer Meinung. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass er bereits getrunken hatte, und es war noch nicht einmal Mittag.
„Wo liegt das Problem? Christian wird ohnehin die ganze Zeit mit Lissa zusammen sein.” Adrian hatte da nicht unrecht. Nicht dass ich es eingestanden hätte.
Dann wechselte er in der für ihn typischen kurzen Aufmerksamkeitsspanne das Thema, gerade als wir uns dem Gebäude näherten. „Hab ich schon mal deine Aura erwähnt?”, fragte er plötzlich.
Es klang ein seltsamer Unterton in seiner Stimme mit. Zögernd. Neugierig. Es war sehr untypisch. Alles, was er für gewöhnlich sagte, wirkte spöttisch.
„Keine Ahnung. Ja, einmal. Du hast gesagt, sie sei dunkel oder irgendetwas. Warum?” Auren waren Lichtfelder, die jede Person umgaben. Ihre Farben und die Helligkeit waren angeblich mit der Persönlichkeit und Energie einer Person verbunden. Nur Geistbenutzer konnten sie sehen. Adrian tat das, seit er denken konnte, aber Lissa lernte noch.
„Schwer zu erklären. Vielleicht hat es ja nichts zu bedeuten.” Er blieb neben der Tür stehen und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Dann gab er sich demonstrativ Mühe, die Rauchwolke von mir wegzublasen. Doch der Wind trug sie zu mir zurück. „Auren sind seltsam. Sie bewegen sich wie Ebbe und Flut und verändern Farbe und Helligkeit. Einige sind leuchtend, andere bleich. Ab und zu wird die Aura einer Person auch stabil und leuchtet in einer so reinen Farbe, dass man....” Er legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel hinauf.
Ich erkannte die Anzeichen für diesen unheimlichen und „unausgeglichenen” Zustand, in den er manchmal verfiel. „ .... sofort begreift, was es bedeutet. Es ist wie ein Blick in die Seele.”
Ich lächelte. ,Aber meine Aura hast du nicht ausgeknobelt, hm? Oder was irgendwelche von diesen Farben bedeuten?”
Er zuckte die Achseln. „Ich bin dabei, sie auszuknobeln. Wenn man mit genug Leuten redet und ein Gefühl dafür bekommt, wie sie wirklich sind, dann fängt man an, den gleichen Typ von Leuten mit den gleichen Typen von Farben zu sehen.... nach einer Weile fangen die Farben an, Bedeutung zu gewinnen.”
„Wie sehen meine denn im Augenblick aus?”
Er sah zu mir herüber. „Ahm, ich kann mich heute irgendwie nicht darauf konzentrieren.”
„Wusste ich es doch. Du hast getrunken.” Substanzen wie Alkohol oder gewisse Medikamente betäubten die Wirkung des Geistes.
„Nur genug, um die Kälte zu vertreiben. Ich kann jedoch erraten, wie deine Aura aussieht. Sie ist meist wie die der anderen, voller kreiselnder Farben - nur irgendwie umrahmt von Dunkelheit. Als folgte dir ständig ein Schatten.”
Etwas in seiner Stimme ließ mich schaudern. Obwohl ich ihn und Lissa häufig schon über Auren hatte reden hören, hatte ich darin doch nie etwas gesehen, um das ich mir Sorgen machen musste. Sie waren mehr wie eine Art Bühnentrick - eine coole Sache mit wenig Substanz.
„Das ist ja sehr ermutigend”, erwiderte ich.
Sein zerstreuter Ausdruck verblasste, die übliche Heiterkeit kehrte zurück. „Keine Bange, kleiner Dhampir. Du magst von Wolken umringt sein, aber für mich wirst du immer ein Sonnenschein bleiben.”
Ich verdrehte die Augen. Er ließ seine Zigarette auf den Gehsteig fallen und drückte sie mit dem Fuß aus. „Ich muss los. Wir sehen uns später.” Er machte eine galante, schwungvolle Verbeugung und ging dann auf das Gästehaus zu.
„Du hast gerade Müll hinterlassen!”, brüllte ich.
„Über den Regeln, Rose”, rief er zurück. „Über den Regeln.” Kopfschüttelnd hob ich den inzwischen erkalteten Zigarettenstummel auf und brachte ihn zu einem Abfalleimer vor dem Gebäude.
Als ich eintrat, war die Wärme darin eine willkommene Abwechslung, während ich den
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