Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Kehle zu legen. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. „Christian hat nichts mit irgendwelchen Strigoi zu tun”, sagte ich mit leiser Stimme.
„Seine Eltern....”
„Sind seine Eltern. Und er ist Christian. Verwechsle sie nicht.”
Jesse war schon zuvor auf der falschen Seite meiner Wut gewesen. Offensichtlich erinnerte er sich jetzt daran, und seine Furcht wetteiferte mit seinem Verlangen, Christian vor mir schlecht zu machen.
Überraschenderweise gewann Letzteres die Oberhand. „Vorhin hast du dich benommen, als sei es das Ende der Welt, mit ihm zusammen zu sein, und jetzt verteidigst du ihn? Du weißt, wie er ist - ständig bricht er Regeln. Willst du im Ernst behaupten, du glaubtest nicht, dass ein Risiko besteht, er könne zum Strigoi werden? So wie seine Eltern?”
„Kein Risiko”, sagte ich. „Nicht das geringste. Christian ist wahrscheinlich mehr als jeder andere Moroi hier bereit, sich gegen die Strigoi zu stellen.” Jesses Augen flackerten auf eigenartige Weise in Ralfs Richtung, bevor er wieder mich ansah. „Er hat mir in Spokane sogar geholfen, gegen die Strigoi zu kämpfen. Es besteht nicht das geringste Risiko, dass er sich jemals — jemals - in einen Strigoi verwandelt.” Ich zermarterte mir das Hirn und versuchte, mich daran zu erinnern, wer Jesse für das Praktikum zugeteilt worden war. „Und wenn ich höre, dass du diesen Mist verbreitest, wird Dean nicht in der Lage sein, dich vor mir zu retten.”
„Oder vor mir”, fügte Eddie hinzu, der neben mich getreten war.
Jesse schluckte und wich einen Schritt zurück. „Du bist eine solche Lügnerin. Du kannst mir kein Haar krümmen. Wenn du jetzt der Schule verwiesen wirst, wirst du niemals deinen Abschluss kriegen.”
Er hatte natürlich recht, aber ich lächelte trotzdem. „Das könnte die Sache wert sein. Wir werden abwarten müssen, hm?” An dieser Stelle beschlossen Jesse und Ralf, doch nichts essen zu wollen. Sie stolzierten davon, und ich hörte etwas, das verdächtig wie „verrücktes Miststück” klang.
„Idioten”, murmelte ich. Dann hellte sich meine Miene auf. „Oh, he. Donuts.”
Ich nahm mir einen mit Schokoladenguss, dann eilten Eddie und ich davon, um unsere Moroi zu finden und mit ihnen in den Unterricht zu gehen. Er grinste mich an. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast gerade Christians Ehre verteidigt. Ist er doch keine Nervensäge?”
„Doch, das ist er”, erwiderte ich und leckte mir die Glasur von den Fingern. „Aber für die nächsten sechs Wochen ist er immerhin meine Nervensäge.”
Nach dem Mittagessen wurde es ernst. Da ich aber bereits ohnehin fast die gleichen Nachmittagskurse belegt hatte wie Christian, war es für mich beinahe so, als folgte ich meinem eigenen Zeitplan. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass ich nicht länger als Schülerin in diesen Kursen war. Ich saß nicht an einem Schreibpult, brauchte dem Unterricht nicht zu folgen und keine Aufgaben dafür zu machen.
Und ich fühlte mich erheblich unbehaglicher als sonst, da ich nun die ganze Zeit hinten im Raum stehen musste - zusammen mit anderen Dhampir-Novizen, die ebenfalls „ihre” Moroi bewachten. Außerhalb der Schule war es im Allgemeinen genauso. Die Moroi kamen zuerst.
Wächter waren Schatten.
Wir verspürten eine starke Versuchung, miteinander zu reden, vor allem während der Zeiten, da die Moroi allein arbeiteten oder sich miteinander unterhielten. Aber der Druck und der hohe Adrenalinspiegel des ersten Tages führten dazu, dass wir uns alle gut hielten.
Nach dem Biokurs gingen Eddie und ich zur Teamarbeit über. Ich blieb zu ihrem unmittelbaren Schutz bei Lissa und Christian. Eddie, der den Part des Umfeldschutzes übernahm, hielt sich etwas weiter entfernt und suchte die Umgebung nach potenziellen Bedrohungen ab.
Für den Rest des Tages folgten wir diesem Muster, bis die letzte Unterrichtsstunde begann. Lissa gab Christian einen schnellen Kuss auf die Wange. Ich begriff, dass sie sich verabschiedeten.
„Ihr habt jetzt nicht den gleichen Kurs?”, fragte ich entsetzt und trat etwas beiseite, um niemandem im Weg zu stehen. Eddie hatte bereits geschlussfolgert, dass wir uns trennten, seine Tätigkeit als Umfeldwache eingestellt - und nun gesellte er sich wieder zu uns. Ich hatte mich vorher nicht informiert, inwieweit Lissas und Christians Stundenpläne in diesem Semester voneinander abwichen.
Lissa bemerkte meinen enttäuschten Blick und schenkte mir ein mitfühlendes
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