Vampire Academy 03 ● Schattenträume
streiten”, überlegte ich laut. Wir sollten uns zum Beispiel wegen Victor Dashkovs Verhandlung Sorgen machen, begriff ich. Einen Moment lang erwog ich sogar, Christian zu erzählen, was ich erfahren hatte.
Er war im vergangenen Herbst dabei gewesen, als Victor Lissa hatte entführen lassen. Doch dann beschloss ich, ihn nicht jetzt schon einzuweihen. Lissa musste es zuerst erfahren.
„Ja”, sagte Christian, der nichts von meinen Gedanken wusste. „Ob es dir gefällt oder nicht, wir beide sind gar nicht so verschieden. Ich meine, ich bin klüger und erheblich witziger, aber unterm Strich wollen wir doch beide Lissa beschützen.” Er zögerte. „Weißt du.... ich werde sie dir nicht wegnehmen. Das kann ich gar nicht. Niemand kann das, nicht solange ihr zwei dieses Band habt.”
Es überraschte mich, dass er diesen Gedanken zur Sprache brachte.
Ich hatte schon länger den Verdacht, dass es zwei Gründe gab, warum er und ich uns so oft stritten. Einer war gewiss der, dass wir beide Persönlichkeiten waren, die gern stritten. Der andere Grund - und zwar der wesentliche - war dagegen der, dass jeder von uns den anderen um seine Beziehung zu Lissa beneidete. Aber wie er gesagt hatte, wir hatten wirklich die gleichen Motive. Sie lag uns am Herzen.
„Und du brauchst nicht zu glauben, dass das Band euch zwei trennen wird”, erwiderte ich. Ich wusste, dass ihm unsere Verbindung zu schaffen machte. Wie konnte man jemandem in romantischer Hinsicht jemals nahekommen, wenn dieser jemand eine solche Verbindung zu einer anderen Person besaß, selbst wenn es sich bei dieser anderen Person nur um eine Freundin handelte? „Du bedeutest ihr viel....” Ich konnte mich nicht dazu überwinden zu sagen: Sie liebt dich. „Sie hat einen eigenen, großen Platz für dich in ihrem Herzen.”
Christian stellte seine Schale in den Ofen. „Du hast das doch nicht nur so gesagt. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass wir drauf und dran sind, einander zu umarmen und uns niedliche Spitznamen füreinander auszudenken.” Er versuchte angewidert über meine Sentimentalität dreinzuschauen, aber ich konnte erkennen, dass es ihm gefiel, gesagt zu bekommen, dass er Lissa viel bedeutete.
„Ich habe sogar schon einen Spitznamen für dich, aber ich werde sicher Ärger kriegen, wenn ich ihn im Unterricht ausspreche.”
„Ah”, sagte er glücklich. „Das ist die Rose, die ich kenne.”
Er ging davon, um mit einem Freund zu reden, während sein Hackbraten garte - was wahrscheinlich nur gut war. Die Tür, an der ich stand, war im Ernstfall schwer zu verteidigen, und ich hätte nicht plaudern dürfen, selbst wenn der Rest der Klasse es tat. Auf der anderen Seite des Raumes sah ich Jesse und Ralf zusammenarbeiten.
Wie Christian hatten auch sie einfach einen bequemen Kurs gewählt.
Es gab jetzt keine Angriffe mehr, aber ein Wächter namens Dustin kam herein, um sich Notizen über uns zu machen, während wir unsere Positionen hielten. Er stand neben mir, als Jesse vorbeischlenderte. Zuerst dachte ich, es sei ein Zufall - bis Jesse sein Maul aufriss.
„Ich nehme zurück, was ich vorhin gesagt habe, Rose. Ich bin inzwischen dahintergekommen. Du bist gar nicht aufgeregt wegen Lissa oder Christian. Du bist aufgeregt, weil die Regeln besagen, dass du einen anderen Schüler bewachen musst und Adrian Ivashkov zu alt ist. Wie ich gehört habe, habt ihr zwei ja bereits eine Menge Übung darin, den Körper des anderen zu beobachten.”
Dieser Witz hätte so viel komischer sein können, aber ich hatte gelernt, nicht allzu viel von Jesse zu erwarten. Ich wusste mit Bestimmtheit, dass er sich nicht für Adrian und mich interessierte.
Außerdem hatte ich den Verdacht, dass er nicht einmal glaubte, dass zwischen uns etwas lief. Aber Jesse war immer noch verbittert, weil ich ihn vorhin bedroht hatte, und dies war seine Chance, sich an mir zu rächen. Dustin, der in Hörweite stand, hatte kein Interesse an Jesses idiotischen Neckereien. Er würde jedoch wahrscheinlich durchaus Interesse entwickeln, wenn ich Jesse mit dem Gesicht voran gegen die Wand gerammt hätte.
Das bedeutete jedoch nicht, dass ich still sein musste. Wächter redeten ständig mit Moroi; sie neigten nur dazu, respektvoll zu sein und gleichzeitig ihre Umgebung im Auge zu behalten. Also bedachte ich Jesse mit einem schmalen Lächeln und sagte nur: „Ihr Witz ist immer ein Genuss, Mr Zeklos. Ich kann mich kaum beherrschen.”
Dann wandte ich mich ab und betrachtete den Rest des
Weitere Kostenlose Bücher