Vampire Academy 03 ● Schattenträume
herausfordern.
„Therapie. Es kann unglaublich guttun, mit jemandem über die Ereignisse zu reden. Das hätte schon veranlasst werden sollen, sobald sie damals zurück war. Und wenn Sie schon mal dabei sind, sollten Sie jetzt auch die anderen einbeziehen, die damals mit ihr zusammen waren. Warum denkt eigentlich niemand an solche Dinge?”
„Es ist eine gute Idee”, sagte Dimitri. Ich erkannte seinen Tonfall - in seinem Kopf drehte sich alles. „Sie könnte es an ihrem freien Tag tun.”
„An ihrem freien Tag? Wohl eher an jedem Tag. Sie sollten sie aus diesem ganzen Praktikum rausnehmen. Gestellte Strigoi-Angriffe sind keine Möglichkeit, sich von einem realen Angriff zu erholen.”
„Nein!” Ich hatte die Tür aufgestoßen, bevor es mir selbst bewusst geworden war. Sie alle starrten mich an - ich kam mir sofort dumm vor. Ich hatte gerade selbst verraten, dass ich gelauscht hatte.
„Rose”, sagte Dr. Olendzki, die jetzt wieder in ihren fürsorglichen (aber leicht tadelnden) Arztmodus verfiel. „Sie sollten sich besser hinlegen.”
„Mir geht es gut. Und Sie können mich nicht dazu zwingen, aus dem Praktikum auszusteigen. Wenn Sie das tun, bekomme ich meinen Abschluss nicht.”
„Es geht Ihnen nicht gut, Rose, und es gibt nichts, wofür Sie sich nach dem, was Ihnen widerfahren ist, schämen müssten. Wenn Sie die Umstände bedenken, ist es nicht allzu verwunderlich, dass Sie glauben, die Geister von Verstorbenen zu sehen.”
Ich wollte ihre Bemerkung darüber, ich hätte nur geglaubt, die Geister zu sehen, schon korrigieren, verkniff es mir dann aber. Der Einwand, ich hätte wirklich einen Geist gesehen, würde mich wahrscheinlich nicht weiter bringen, befand ich, selbst wenn ich zu glauben begann, dass das genau das war, was ich gesehen habe. Verzweifelt suchte ich nach einem überzeugenden Grund, im Praktikum zu bleiben. Im Allgemeinen war ich ziemlich gut darin, mich aus schlimmen Situationen herauszureden.
„Wenn Sie mir eine Rund-um-die-Uhr-Therapie verschreiben, werden Sie es nur noch schlimmer machen. Ich muss mich beschäftigen. Im Augenblick finden die meisten Kurse nicht statt. Was soll ich also tun? Herumsitzen? Immer mehr und mehr darüber nachdenken, was passiert ist? Ich werde durchdrehen - richtig durchdrehen. Ich will nicht für alle Zeit auf der Vergangenheit sitzen. Ich muss meine Zukunft aufbauen.”
Dies löste eine Diskussion darüber aus, was mit mir zu geschehen habe. Ich hörte zu, biss mir auf die Zunge und wusste, dass ich mich da raushalten musste. Endlich kamen sie unter einigem Gemurre von Seiten der Ärztin zu dem Schluss, dass ich das Praktikum mit halber Stundenzahl fortsetzen sollte.
Es erwies sich als ein idealer Kompromiss für alle - nun, bis auf mich. Ich wollte nur, dass das Leben genauso weiterging wie bisher.
Trotzdem wusste ich, dass ich ein besseres Angebot wohl kaum bekommen konnte. Sie beschlossen, dass ich drei Tage die Woche am Praktikum teilnehmen würde, ohne Nachtschichten. Während der anderen Tage sollte ich ein wenig trainieren und irgendwelche Bücher lesen, die sie für mich ausgruben.
Außerdem würde ich mit einem Therapeuten sprechen müssen, was mich auch nicht gerade begeisterte. Es war zwar nicht so, dass ich etwas gegen Therapeuten hatte. Lissa war zu einem gegangen, und es war auch wirklich nützlich für sie gewesen. Es half, wenn man über Dinge redete. Es war nur.... nun, dies war einfach etwas, worüber ich nicht reden wollte.
Aber wenn ich die Wahl zwischen diesem Angebot hatte und der Möglichkeit, aus dem Praktikum geworfen zu werden, war ich mehr als glücklich, mich damit einverstanden zu erklären. Alberta fand, dass sie es rechtfertigen konnten, mich mit einem verminderten Praktikum durchkommen zu lassen. Außerdem gefiel ihr der Gedanke, dass ich therapeutisch behandelt werden würde, während ich mit gestellten Strigoi-Angriffen fertig werden musste - nur für den Fall, dass sie wirklich traumatisierend wirkten.
Nachdem mich Dr. Olendzki noch ein wenig weiter untersucht hatte, erklärte sie mich für gesund und sagte, ich dürfe in mein Wohnheim zurückkehren. Danach verließ Alberta den Raum, aber Dimitri blieb, um mich zurückzubegleiten.
„Danke, dass Sie an diese Halbzeitsache gedacht haben”, sagte ich zu ihm. Die Fußwege waren heute ziemlich nass, weil es nach dem Unwetter wärmer geworden war. Es war zwar kein Badeanzugwetter, aber Eis und Schnee schmolzen bereits. Von den Bäumen tropfte stetig Wasser,
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