Vampire Academy 03 ● Schattenträume
gefallen.”
Alberta fasste sich schließlich wieder. „Als wir in der Luft waren, ging es Ihnen gut. Als wir gelandet sind, ging es Ihnen definitiv nicht mehr gut.”
„Jetzt geht es mir wieder gut”, erwiderte ich steinern und ohne den beiden in die Augen zu sehen.
„Was ist denn passiert?”, fragte sie. „Warum das Geschrei? Was meinten Sie, als sie sagten, wir müssten dafür sorgen, dass ,sie’ weggehen?”
Ich dachte schnell über meine andere Standardantwort nach, dass alles am Stress liege. Das klang jetzt absolut idiotisch. Also sagte ich wiederum nichts. Zu meiner Überraschung spürte ich, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
„Rose”, murmelte Dimitri, und seine Stimme war so weich wie Seide auf meiner Haut. „Bitte.” Etwas lag in diesen Worten, das mich zusammenbrechen ließ. Es fiel mir so schwer, mich ihm zu verschließen. Ich drehte den Kopf und starrte zur Decke empor.
„Geister”, flüsterte ich. „Ich habe Geister gesehen.”
Damit hatte keiner von ihnen gerechnet, aber ehrlich, wie hätten sie das auch tun sollen? Lastendes Schweigen senkte sich herab. Endlich begann Dr. Olendzki mit stockender Stimme zu sprechen. „W-was meinen Sie damit?”
Ich schluckte. „Er ist mir die letzten zwei Wochen gefolgt. Mason. Auf dem Campus. Ich weiß, es klingt verrückt - aber er ist es. Oder sein Geist. Das ist es, was hinter der Sache mit Stan steckte. Ich bin erstarrt, weil ich Mason gesehen habe, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Im Flugzeug.... ich denke, er war ebenfalls dort .... und andere. Aber ich konnte sie nicht direkt sehen, als wir in der Luft waren. Nur flüchtige Blicke.... und die Kopfschmerzen. Aber als wir in Martinville gelandet sind, war er wieder in voller Gestalt da. Und - und er war nicht allein. Es waren noch andere bei ihm. Andere Geister.” Eine Träne rollte aus meinem Auge. Ich wischte sie hastig weg und hoffte, dass keiner von ihnen sie gesehen hatte.
Dann wartete ich ab, nicht sicher, womit ich zu rechnen hatte. Würde jemand lachen? Mir sagen, ich sei verrückt? Mich der Lüge bezichtigen und verlangen, dass ich erklärte, was wirklich geschehen war?
„Kannten Sie die Geister?”, fragte Dimitri schließlich.
Ich sah ihm in die Augen. Sie waren immer noch ernst und besorgt, es war kein Spott darin. „Ja.... ich habe einige von Victors Wächtern gesehen, und die Leute, die wir beide nach dem Strigoi-Massaker gefunden haben. Lissas.... Lissas Familie war ebenfalls dort.”
Danach sagte keiner mehr etwas. Sie tauschten nur alle irgendwie fragende Blicke und hofften, dass vielleicht einer der anderen Licht auf all das werfen könnte. Dr. Olendzki seufzte. „Könnte ich mit Ihnen beiden allein sprechen?”
Die drei verließen den Untersuchungsraum und schlossen hinter sich die Tür. Nur dass sie nicht ganz zufiel. Ich rutschte vom Bett, durchquerte den Raum und trat neben die Tür. Der winzige Spalt war für mein Dhampirgehör gerade breit genug, um das Gespräch mitzubekommen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich lauschte, aber sie redeten über mich, und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass hier meine Zukunft auf dem Spiel stand.
„ .... offensichtlich, was da los ist”, zischte Dr. Olendzki. Es war das erste Mal, dass ich sie so ärgerlich erlebte. Patienten gegenüber war sie der Inbegriff der Gelassenheit. Es fiel schwer, sie sich wütend vorzustellen, aber jetzt war sie offenkundig sauer. „Das arme Mädchen. Sie durchlebt eine posttraumatische Belastungsstörung, und nach allem, was geschehen ist, ist das wahrhaftig auch kein Wunder.”
„Sind Sie sich sicher?”, fragte Alberta. „Vielleicht ist es auch etwas anderes....” Aber als ihre Worte sich verloren, konnte ich erkennen, dass sie nicht die blasseste Ahnung hatte, womit sich das Geschehene sonst erklären ließe.
„Betrachten Sie die Tatsachen: ein junges Mädchen, das miterlebt hat, wie einer ihrer Freunde getötet wurde, und das dann seinen Mörder töten musste. Sie denken nicht, das sei traumatisch? Sie denken nicht, das könnte die winzigste Spur bei ihr hinterlassen haben?”
„Tragödien sind etwas, womit alle Wächter fertig werden müssen”, erklärte Alberta. „Vielleicht kann man für die Wächter, die draußen im Einsatz sind, nicht viel tun, aber Rose ist immer noch Schülerin hier. Es gibt Möglichkeiten, ihr zu helfen.”
„Und welche?”, hakte Dimitri nach. Er klang neugierig und besorgt, nicht so, als wolle er sie
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