Vampire Academy 03 ● Schattenträume
schrecklich zugerichtet worden waren. Und wie Mason starrten sie mich nur mit traurigen Augen an; sie sprachen zwar nicht, wollten aber offenkundig etwas sagen. Nur dass ich, anders als in Masons Fall, die Botschaft verstand.
Hinter Andre war ein großer schwarzer Fleck, der stetig größer wurde. Andre deutete auf mich, dann auf den Fleck. Ohne zu begreifen, wieso, verstand ich, dass es der Eingang zur Welt des Todes sei, der Welt, aus der ich zurückgekehrt war. Andre - der bei seinem Tod in meinem Alter gewesen war - zeigte noch einmal darauf. Seine Eltern gesellten sich zu ihm. Sie brauchten nicht zu sprechen, ich wusste auch so, was sie sagten: Du hättest nicht überleben sollen. Du musst mit uns zurückkehren....
Ich schrie. Und schrie.
Ich dachte, dass jemand im Flugzeug mit mir sprach, aber ich konnte mir dessen nicht sicher sein, nicht solange ich nichts außer diesen Gesichtern sah, außer diesen Händen und der Schwärze hinter Andre.
Immer wieder erschien in der Nähe Masons Gesicht, ernst und traurig. Ich flehte ihn an, mir zu helfen. „Mach, dass sie weggehen!”, brüllte ich. „Mach, dass sie weggehen!”
Aber es gab nichts, das er tun wollte - oder konnte. Verzweifelt öffnete ich meinen Sicherheitsgurt und versuchte aufzustehen. Die Geister berührten mich nicht, aber sie waren viel zu nah und griffen noch immer mit skeletthaften Händen nach mir. Ich wedelte mit den Armen, um sie abzuwehren, und schrie, mir solle irgendjemand helfen und dafür sorgen, dass all das aufhöre.
Doch es gab keine Hilfe für mich. Keine Hilfe gegen all diese Hände und die hohlen Augen oder den Schmerz, der mich verzehrte.
Es wurde so schlimm, dass glitzernde schwarze Punkte durch mein Gesichtsfeld tanzten. Ich hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden - und ich hieß die Ohnmacht willkommen. Sie würde den Schmerz vertreiben und mich vor den Gesichtern retten. Die Punkte wurden größer und größer. Schon bald konnte ich nichts mehr sehen. Die Gesichter verschwanden und der Schmerz ebenso, während mich süße schwarze Gewässer nach unten zogen.
Danach verschwamm alles. Ich nahm vage wahr, dass ich immer wieder bewusstlos wurde, dass Leute meinen Namen sagten, dass ich wieder in der Luft war. Schließlich erwachte ich auf der Krankenstation der Schule und stellte fest, dass Dr. Olendzki auf mich herabblickte. „Hallo, Rose”, sagte sie. Sie war eine Moroi in mittleren Jahren und witzelte häufig, dass ich ihre Patientin Nummer eins sei. „Wie fühlen Sie sich?”
Ich erinnerte mich an die Einzelheiten dessen, was geschehen war. Die Gesichter. Mason. Die anderen Geister. Den schrecklichen Schmerz in meinem Kopf. Das alles war jetzt wieder fort.
„Gut”, antwortete ich, halb überrascht, diese Worte zu äußern. Einen Moment lang fragte ich mich, ob das Ganze vielleicht ein Traum gewesen war. Dann schaute ich an ihr vorbei und sah Dimitri und Alberta in der Nähe stehen. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern sagte mir, dass die Ereignisse im Flugzeug tatsächlich real gewesen sein mussten.
Alberta räusperte sich, und Dr. Olendzki drehte sich zu ihr um. „Dürfen wir?”, fragte Alberta. Die Ärztin nickte, und die beiden anderen traten vor.
Dimitri war wie immer Balsam für mich. Ganz gleich, was geschah, in seiner Anwesenheit fühlte ich mich ein wenig sicherer. Doch nicht einmal er hatte dem, was am Flughafen passiert war, Einhalt gebieten können. Wenn er mich so ansah wie jetzt, mit so viel Zärtlichkeit und Sorge in den Augen, löste das bei mir gemischte Gefühle aus. Ein Teil von mir fand es wunderbar, dass ich ihm so viel bedeutete. Der andere Teil wollte für ihn stark sein, wollte nicht, dass er sich sorgte.
„Rose begann “, Alberta unsicher. Ich konnte spüren, dass sie keinen Schimmer hatte, wie sie anfangen sollte. Was geschehen war, überstieg ihren Erfahrungshorizont. Dimitri übernahm.
„Rose, was ist auf diesem Flughafen passiert?” Bevor ich ein Wort über die Lippen bringen konnte, unterbrach er mich schon wieder. „Und sagen Sie diesmal nicht, es sei nichts gewesen.”
Nun, wenn ich auf diese Antwort nicht zurückgreifen konnte, dann wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Dr. Olendzki schob sich die Brille auf dem Nasenrücken nach oben. „Wir wollen Ihnen nur helfen.”
„Ich brauche keine Hilfe”, erwiderte ich. „Mir geht es gut.” Ich klang genau wie Brandon und Brett. Wahrscheinlich war ich nur einen einzigen Schritt davon entfernt zu sagen: „Ich bin
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