Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
Vom Netzwerk:
ein Mensch. Er machte einen fähigen und vertrauenswürdigen Eindruck, und während ich mich an den Wagen lehnte, lachte und sprach er mit dem alten Ehepaar, als seien sie schon seit ewigen Zeiten die besten Freunde. Der Mann verströmte etwas Professionelles und Beruhigendes, und schon bald lächelten auch die beiden Alten. Ich bin mir nicht sicher, was er ihnen erzählt hatte, vielleicht dass ich seine launische Tochter sei oder so, aber anscheinend vertrauten sie ihm genug, um mich in seine Obhut zu geben. Ich nahm an, das gehörte zu seinem Job, er verzauberte sie mit seinem Alchemistencharme.
    Als die beiden alten Leute davonfuhren, veränderte sich sein Verhalten jedoch ein wenig. Er wirkte zwar nicht so kalt, wie Sydney es am Anfang getan hatte, aber er zeigte auch keinerlei Neigung, mit mir zu lachen oder zu scherzen. Er legte jetzt ein eindeutig geschäftsmäßiges Gebaren an den Tag, und ich konnte nicht umhin, an die Geschichten von den Männern in Schwarz zu denken, diesen Typen, die nach extraterrestrischen Begegnungen alles wieder aufräumten, damit die Welt nicht die Wahrheit erfuhr.
    „Können Sie gehen?“, fragte er und musterte mich von Kopf bis Fuß.
    „Das ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar“, antwortete ich.
    Es stellte sich heraus, dass ich es konnte, wenn auch nicht sehr gut. Mit seiner Hilfe landete ich schließlich in einem Stadthaus in einem Wohnviertel. An diesem Punkt hatte ich bereits einen völlig verschleierten Blick und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Es waren auch andere Leute dort, aber die nahm ich gar nicht mehr wahr. Das Einzige, was zählte, war das Schlafzimmer, in das man mich führte. Ich brachte genug Kraft auf, um den Arm, der mich stützte, abzuschütteln und mich vornüber mitten aufs Bett fallen zu lassen. Ich schlief sofort ein.
    Als ich aufwachte, war mein Zimmer von hellem Sonnenschein durchflutet, und ich hörte gedämpfte Stimmen. Eingedenk all dessen, was ich erlebt hatte, hätte es mich nicht überrascht, Dimitri, Tatiana oder sogar Dr. Olendzki von der Akademie dort zu sehen. Stattdessen war es Abes bärtiges Gesicht, das auf mich herabblickte. Sein Schmuck funkelte im Licht.
    Einen Moment lang verschwamm sein Gesicht, und alles, was ich sah, war dunkles, tief dunkles Wasser – Wasser, das mich wegzureißen drohte. Dimitris letzte Worte hallten durch meinen Kopf: Das war eigentlich mein Text … Er hatte verstanden, dass ich hören wollte, wie sehr er mich liebte. Was wäre geschehen, wenn wir noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten? Hätte er diese Worte ausgesprochen? Hätte er sie ernst gemeint? Und hätte es eine Rolle gespielt?
    Mit der gleichen Entschlossenheit, die ich zuvor aufgebracht hatte, teilte ich das Wasser, das in meinem Kopf umherwirbelte, und befahl mir, die letzte Nacht so lange wie möglich beiseitezuschieben. Ich würde ertrinken, wenn ich weiter darüber nachdachte. Jetzt musste ich schwimmen. Abes Gesicht wurde wieder scharf.
    „Seien Sie gegrüßt, Zmey“, sagte ich schwach. Irgendwie überraschte mich seine Anwesenheit hier nicht. Sydney hatte ihren Vorgesetzten gewiss von mir erzählen müssen, die ihrerseits vermutlich Abe informierten. „Wie nett, dass Sie vorbeischauen.“
    Er schüttelte den Kopf und trug ein klägliches Lächeln zur Schau. „Ich denke, wenn es darum geht, um dunkle Ecken zu schleichen, haben Sie mich übertroffen. Ich dachte, Sie sind längst auf dem Rückweg nach Montana.“
    „Beim nächsten Mal sollten Sie darauf achten, ein paar wichtige Details in Ihre geschäftlichen Abmachungen zu schreiben. Oder Sie packen mich gleich richtig ein und schicken mich einfach in die Staaten zurück.“
    „Oh“, sagte er, „genau das beabsichtige ich nun zu tun.“ Er lächelte, während er das sagte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es ihm ernst damit war. Und plötzlich fürchtete ich dieses Schicksal nicht länger. Der Gedanke, nach Hause zurückzukehren, gefiel mir langsam immer besser.
    Mark und Oksana kamen herein und traten neben Abe. Mit den beiden hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, aber ich freute mich aufrichtig, sie zu sehen. Sie lächelten ebenfalls, ihre Gesichter wirkten zwar melancholisch, aber zugleich erleichtert. Ich setzte mich aufrecht hin und war überrascht, dass ich mich überhaupt bewegen konnte.
    „Sie haben mich geheilt“, sagte ich zu Oksana. „Ich habe immer noch Schmerzen, aber ich fühle mich nicht mehr so, als würde ich gleich sterben, was ich wohl

Weitere Kostenlose Bücher