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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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Raum, weil ich nicht länger dort war. Ich war in Lissas Kopf. Eine neue Szenerie tauchte vor mir auf, und eine halbe Sekunde lang glaubte ich, wieder auf der Brücke zu stehen und in schwarze Fluten und einen kalten Tod hinabzublicken.
    Dann konnte ich endlich genau erkennen, was ich da sah – oder vielmehr, was Lissa sah. Sie stand auf einer Fensterbank in irgendeinem Campusgebäude. Es war Nacht. Ich konnte nicht auf Anhieb ausmachen, welches Gebäude es war, aber das spielte auch keine Rolle. Lissa befand sich schätzungsweise im fünften Stock und stand dort in hochhackigen Schuhen, lachte über irgendetwas, während ihr jederzeit der Absturz drohte. Hinter ihr hörte ich Averys Stimme.
    „Lissa, sei vorsichtig! Komm da lieber wieder runter.“
    Doch ihre Worte hatten dieselbe Zweideutigkeit, die allem anhaftete, was Avery tat. Selbst als sie diese mahnenden Worte sagte, konnte ich in Lissa einen verantwortungslosen Trieb wahrnehmen, etwas, das ihr sagte, es sei schon in Ordnung, dort zu sein, wo sie war, und sie solle sich nicht immer solche Sorgen machen. Es war Averys Zwang. Dann spürte ich eine Berührung in meinem Geist und hörte diese verärgerte Stimme.
    Du schon wieder?
    Ich wurde hinausgedrängt, zurück in das Zimmer in Nowosibirsk. Abe drehte schier durch; er dachte anscheinend, ich hätte eine Art katatonischen Anfall gehabt, und Mark und Oksana versuchten, ihm zu erklären, was geschehen war. Ich blinzelte und rieb mir die Schläfen, während ich meine Gedanken sortierte, und Mark seufzte vor Erleichterung.
    „Es ist viel merkwürdiger, jemanden dabei zu beobachten, als es selbst zu tun.“
    „Sie ist in Schwierigkeiten“, sagte ich und versuchte abermals aufzustehen. „Sie ist in Schwierigkeiten … und ich weiß nicht, was ich tun soll …“
    Sie hatten recht damit, dass es keine Möglichkeit auf Erden gab, wie ich schnell zu Lissa gelangen konnte. Und selbst wenn ich auf Abes Vorschlag einging und mich mit der Schule in Verbindung setzte … ich wusste nicht genau, wo Lissa war oder ob mir dort überhaupt jemand glauben würde. Ich dachte daran, wieder in Lissa hineinzuspringen, um ihren Aufenthaltsort möglichst aus ihren Gedanken zu lesen, doch Avery würde mich wahrscheinlich wieder abdrängen. Nach dem zu urteilen, was ich für einen Moment wahrgenommen hatte, trug Lissa ihr Handy nicht bei sich – das überraschte mich eigentlich auch nicht. Denn es gab strenge Regeln über die Benutzung von Handys im Unterricht, sodass sie ihres normalerweise einfach in ihrem Zimmer im Wohnheim ließ.
    Aber ich kannte jemanden, der sein Handy immer dabeihatte. Und der mir vor allem glauben würde.
    „Hat irgendjemand ein Telefon?“, fragte ich.
    Abe gab mir seins, und ich wählte Adrians Nummer, überrascht, dass ich sie auswendig kannte. Adrian war böse auf mich, aber Lissa lag ihm am Herzen. Er würde ihr helfen, ungeachtet seines Grolls gegen mich. Und er würde mir glauben, wenn ich versuchte, ihm einen verrückten Plan zu erklären, der mithilfe des Geistes ausgeführt werden sollte.
    Doch als der Anruf angenommen wurde, meldete sich nur seine Mailbox, nicht der Mann selbst. „Ich weiß, wie niedergeschmettert du sein musst, mich verpasst zu haben“, sagte seine gut gelaunte Stimme, „aber hinterlass mir eine Nachricht, und ich werde versuchen, dich so bald wie möglich von deinen Qualen zu befreien.“
    Ich unterbrach die Verbindung und fühlte mich hilflos und verloren. Plötzlich blickte ich zu Oksana auf, als mir eine meiner verrückteren Ideen in den Sinn kam.
    „Sie … Sie können diese Sache machen … wo Sie aktiv in den Geist eines anderen hineingehen und seine Gedanken berühren, richtig? So wie Sie es bei mir gemacht haben.“
    Oksana verzog leicht das Gesicht. „Ja, aber das ist nichts, was ich gern tue. Ich denke, es ist nicht richtig.“
    „Können Sie den Betreffenden mit Zwang belegen, sobald Sie in seinem Kopf sind?“
    Sie wirkte noch angewiderter als zuvor. „Hm, ja, natürlich … die beiden Dinge sind sich sehr ähnlich. Aber es ist eine Sache, in den Geist eines anderen einzudringen, aber eine völlig andere, ihn dazu zu zwingen, etwas gegen seinen Willen zu tun.“
    „Meine Freundin ist im Begriff, etwas sehr Gefährliches zu tun“, erklärte ich. „Es könnte sie umbringen. Sie steht unter Zwang, und ich kann nichts dagegen machen. Das Band erlaubt mir nicht, sie aktiv zu erreichen. Ich kann nur zusehen. Wenn Sie in den Kopf meiner Freundin hineingreifen

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