Vampire Academy 04
für eine Verbesserung halten muss.“
Sie nickte. „Ich habe zunächst nur sichergestellt, dass Ihnen keine unmittelbare Gefahr mehr droht. Ich dachte, den Rest könnte ich tun, wenn Sie wach sind.“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich werde mich von ganz allein erholen.“ Ich hasste es, wenn Lissa mich heilte. Ich wollte nicht, dass sie ihre Kraft an mich verschwendete. Außerdem wollte ich nicht, dass sie die Nebenwirkungen des Geistelements heraufbeschwor.
Lissa …
Ich riss die Decken beiseite. „O mein Gott! Ich muss nach Hause. Sofort.“
Auf der Stelle versperrten mir drei Armpaare den Weg.
„Moment mal“, sagte Mark. „Sie gehen nirgendwohin. Oksana hat Sie nur ein klein wenig geheilt. Sie sind noch weit davon entfernt, wiederhergestellt zu sein.“
„Außerdem haben Sie uns noch nicht erzählt, was geschehen ist“, warf Abe ein, dessen Blick so scharfsinnig war wie eh und je. Er war so jemand, der immer alles wissen musste, und die Rätsel, die mich umgaben, trieben ihn wahrscheinlich in den Wahnsinn.
„Dafür ist jetzt keine Zeit! Lissa ist in Schwierigkeiten. Ich muss zurück in die Schule.“ Jetzt fiel mir alles wieder ein. Lissas sprunghaftes Verhalten und ihre verrückten Aktionen, angetrieben von einer Art Zwang – oder vielmehr Superzwang, wie ich vermutete, da Avery imstande gewesen war, mich aus Lissas Kopf hinauszustoßen.
„Ach, jetzt wollen Sie auf einmal nach Montana zurück?“, rief Abe aus. „Rose, selbst wenn nebenan ein Flugzeug auf Sie warten würde, wäre das eine Reise von zwanzig Stunden, mindestens. Und Sie sind nicht in der Verfassung, überhaupt irgendwo hinzugehen.“
Ich schüttelte den Kopf und versuchte immer noch, auf die Beine zu kommen. Nach allem, was ich in der vergangenen Nacht erlebt hatte, stellte diese Gruppe keine besonders große Bedrohung dar – vielleicht mit Ausnahme von Mark –, aber ich konnte ja wohl kaum anfangen, Boxhiebe auszuteilen. Und ich war mir auch immer noch nicht sicher, wozu Abe imstande war.
„Sie kapieren es nicht! Irgendjemand versucht, Lissa zu töten oder sie zu verletzen oder …“
Nun, ich wusste auch nicht genau, was Avery vorhatte. Ich wusste nur, dass Avery Lissa irgendwie dazu zwang, alle möglichen Dummheiten zu begehen. Sie musste eine erstaunlich starke Geistbenutzerin sein, dass ihr nicht nur diese Dinge gelungen waren, sondern dass sie es zudem vor Lissa und Adrian verbergen konnte. Sie hatte sogar eine falsche Aura geschaffen, um ihre goldene zu verstecken. Ich hatte keine Ahnung, wie ein solches Übermaß an Macht möglich war, insbesondere weil man Averys lebenslustige Persönlichkeit wohl kaum als wahnsinnig bezeichnen konnte. Doch was immer sie vorhatte, Lissa war in Gefahr. Ich musste etwas unternehmen.
Ich ließ Abe links liegen und sah Mark und Oksana flehend an. „Es geht um meine Bundgefährtin“, erklärte ich. „Sie steckt in Schwierigkeiten. Jemand versucht, ihr wehzutun. Ich muss zu ihr – Sie verstehen, warum ich das tun muss.“
Ich sah in ihren Gesichtern, dass sie tatsächlich verstanden hatten. Und ich wusste auch, dass sie in meiner Situation genau das Gleiche tun würden.
Mark seufzte. „Rose … wir werden Ihnen helfen, zu ihr zu kommen, aber nicht jetzt sofort.“
„Wir setzen uns mit der Schule in Verbindung“, erklärte Abe nüchtern. „Dort wird man sich darum kümmern.“
Genau. Und wie sollten wir das bitte anstellen? Direktor Lazar anrufen und ihm erzählen, dass seine partygeile Tochter andere mit mentalen Kräften korrumpierte und kontrollierte und dass sie zu Lissas Wohl und zum Wohl aller eingesperrt gehörte?
Das Ausbleiben meiner Antwort schien sie auf den Gedanken zu bringen, sie hätten mich überzeugt, was insbesondere für Abe galt. „Mit Oksanas Hilfe werden Sie wahrscheinlich morgen schon wieder hinreichend hergestellt sein, um aufzubrechen“, fügte er hinzu. „Ich kann für den nächsten Tag einen Morgenflug buchen.“
„Wird sie bis dahin zurechtkommen?“, fragte Oksana mich sanft.
„Ich … ich weiß es nicht …“ Was konnte Avery in zwei Tagen schon anrichten? Lissa noch mehr Freunde abspenstig machen und sie in Verlegenheit bringen? Schreckliche Dinge, ja, aber nichts Dauerhaftes oder Lebensbedrohliches. Doch, doch … so lange würde sie bestimmt ohne mich zurechtkommen, oder? „Lassen Sie mich mal sehen …“
Ich sah, wie Marks Augen sich weiteten, als ihm klar wurde, was ich vorhatte. Und dann sah ich nichts mehr in dem
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