Vampire Academy 04
komme ich gerne mit. Was ist das denn für eine Party?“
„Marina ist eine Schulfreundin“, erklärte Viktoria. „Wir treffen uns einfach so und feiern, bevor wir wieder hinmüssen.“
„Zur Schule?“, fragte ich törichterweise. Irgendwie war mir nie der Gedanke gekommen, dass die Dhampire hier draußen zur Schule gehen würden.
„Wir haben im Augenblick Ferien“, bemerkte Nikolai. „Über Ostern.“
„Oh.“ Es war Ende April, aber ich hatte keinen Schimmer, auf welches Wochenende Ostern in diesem Jahr fiel. Ich wusste nicht einmal, welcher Tag heute war. Das Fest hatte jedenfalls noch nicht stattgefunden, also mussten ihre Schulferien in die Woche vor Ostern fallen. In St. Vladimir gab es erst nach den Feiertagen schulfrei. „Wo ist eure Schule?“
„Ungefähr drei Stunden von hier. Noch abgelegener als Baja.“ Viktoria verzog das Gesicht.
„So schlimm ist Baja doch gar nicht“, neckte Nikolai sie.
„Du hast leicht reden. Du wirst irgendwann fortgehen und neue, aufregende Orte entdecken.“
„Kannst du das denn nicht auch?“, fragte ich sie.
Sie runzelte die Stirn, fühlte sich plötzlich unbehaglich. „Nun, ich könnte … aber so machen wir das hier nicht – zumindest nicht in meiner Familie. Großmutter hat einige … ganz konkrete Ansichten über Männer und Frauen. Nikolai wird Wächter werden, und ich werde mit meiner Familie hierbleiben.“
Nikolai unterzog mich plötzlich abermals einer eingehenden Betrachtung. „Bist du eine Wächterin?“
„Tja, also.“ Jetzt war die Reihe an mir, mich unbehaglich zu fühlen.
Viktoria sprach, bevor mir etwas dazu einfiel. „Sie hat außerhalb der Stadt zwei Strigoi getötet. Ganz allein.“
Er wirkte beeindruckt. „Du bist tatsächlich eine Wächterin.“
„Also, nein … ich habe auch schon früher getötet, aber eben keinen Eid abgelegt.“ Ich drehte mich um, hob mein Haar und zeigte ihnen meinen Hals. Neben all meinen gewöhnlichen Molnijas hatte ich auch die kleine sternförmige Tätowierung, die bedeutete, dass ich in einer Schlacht gekämpft hatte. Sie sogen beide scharf die Luft ein, und Nikolai machte eine Bemerkung auf Russisch. Ich ließ mein Haar fallen und sah sie an. „Was?“
„Du bist …“ Viktoria biss sich auf die Lippen und hatte einen versonnenen Ausdruck in den Augen, während sie nach den richtigen Worten suchte. „… unversprochen? Ich kenne das englische Wort nicht.“
„Unversprochen?“, wiederholte ich. „Ich schätze … aber gilt das hier nicht im Prinzip für alle Frauen?“
„Selbst wenn wir keine Wächterinnen sind, erhalten wir dennoch eine Tätowierung dafür, dass wir unsere Ausbildung beendet haben. Aber keine Versprechensmarkierungen. Wenn du so viele Strigoi getötet hast und weder der Schule noch den Wächtern verpflichtet bist …“ Viktoria zuckte die Achseln. „Wir nennen das ‚unversprochen sein‘ – es ist schon irgendwie seltsam.“
„Dort, wo ich herkomme, gilt es ebenfalls als seltsam“, räumte ich ein. Tatsächlich war es nicht seltsam, sondern geradezu unerhört. So sehr sogar, dass wir nicht einmal einen Ausdruck dafür hatten. So etwas gab es einfach nicht.
„Ich sollte euch zwei jetzt weiterziehen lassen“, meinte Nikolai und richtete seinen liebeskranken Blick wieder auf Viktoria. „Aber wir sehen uns auf jeden Fall bei Marina, oder? Vielleicht auch schon früher?“
„Ja“, stimmte sie zu. Sie verabschiedeten sich auf Russisch, dann lief er mit der leichtfüßigen, athletischen Anmut, die sich Wächter während der Ausbildung oft aneignen, über die Straße. Sein Gang erinnerte mich ein wenig an den von Dimitri.
„Ich habe ihn wohl verschreckt“, sagte ich.
„Nein, er findet dich aufregend.“
„Nicht so aufregend wie dich.“
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Was?“
„Er mag dich … ich meine, er mag dich wirklich. Merkst du das nicht?“
„Oh. Wir sind nur Freunde.“
Ihre ganze Haltung verriet mir, dass sie es ernst meinte. Sie interessierte sich einfach nicht für ihn, was wirklich ein Jammer war. Er war echt süß und nett. Doch ich beschäftigte mich nicht länger mit dem armen Nikolai und brachte die Sprache wieder auf die Wächter. Die andersartigen Einstellungen hier faszinierten mich. „Du hast gesagt, du kannst es nicht … aber willst du denn Wächterin werden?“
Sie zögerte. „Das habe ich eigentlich nie so richtig in Erwägung gezogen. Ich bekomme in der Schule genau die gleiche Ausbildung, und es gefällt mir, mich
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