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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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und mich wahrscheinlich nur spöttisch gelacht. Sie hätte unsere Beziehung als unschicklich bezeichnet und gesagt, ich sei zu jung. Oder hätte sie es vielleicht doch nicht getan? Möglicherweise urteilte ich auch einfach zu vorschnell über sie.
    Als Olena mich vor dem offenen Schrank stehen sah, schüttelte sie tadelnd den Kopf. „Aber zuerst musst du etwas essen.“
    „Nur einen Imbiss“, versicherte ich ihr. „Machen Sie sich bloß keine Umstände.“
    Am Ende schnitt sie mir ein paar dicke Scheiben von dem Schwarzbrot ab, das sie tagsüber gebacken hatte, und stellte einen Buttertopf dazu, weil sie wusste, wie gern ich mir richtig dick Butter auf mein Brot schmierte. Karolina hatte mich damit aufgezogen, dass Amerikaner vielleicht schockiert gewesen wären, wenn sie wüssten, was alles in diesem Brot war, also stellte ich einfach keine Fragen. Es war irgendwie gleichzeitig süß und würzig, und ich fand es total lecker.
    Olena setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl und beobachtete mich beim Essen. „Das war sein Lieblingsbrot, als er klein war.“
    „Dimitris?“
    Sie nickte. „Wann immer er in den Schulferien nach Hause kam, fragte er als Erstes nach diesem Brot. So wie er es verschlang, musste ich ihm praktisch jedes Mal seinen eigenen Laib backen. Die Mädchen haben nie so viel gegessen.“
    „Jungen essen anscheinend immer mehr.“ Zugegebenermaßen konnte ich mit den meisten von ihnen mithalten. „Und er ist größer und kräftiger als die meisten.“
    „Stimmt“, sagte sie versonnen. „Aber irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich ihn dazu gebracht habe, es selbst zu backen. Ich habe ihm erklärt, dass er, wenn er vorhätte, mein ganzes Essen aufzuessen, auch am besten wissen sollte, wie viel Arbeit dahintersteckt.“
    Ich lachte. „Ich kann mir Dimitri gar nicht beim Brotbacken vorstellen.“
    Und doch, sobald die Worte heraus waren, besann ich mich eines Besseren. Zwar waren meine ersten Assoziationen, wenn ich an Dimitri dachte, recht intensiv und wild; meistens kam mir zuerst seine kriegsgottgleiche Erscheinung in den Sinn. Doch war es gerade die Mischung dieser todbringenden Ausstrahlung mit seiner Sanftheit und Aufmerksamkeit, die Dimitri so wunderbar gemacht hatte. Dieselben Hände, die mit tödlicher Präzision Pflöcke schwangen, strichen mir vorsichtig das Haar aus dem Gesicht. Dieselben Augen, die scharfsinnig jede drohende Gefahr erkannten, betrachteten mich voller Staunen und Verehrung, als sei ich die schönste und erstaunlichste Frau der Welt.
    Ich seufzte unter der Last dieses bittersüßen Schmerzes in meiner Brust, der mir mittlerweile so vertraut geworden war. Wie albern, sich ausgerechnet wegen eines Laibes Brot derart aufzuregen. Aber so war es nun mal. Wann immer ich an Dimitri dachte, lief ich vor Gefühlen förmlich über.
    Olenas Blick ruhte auf mir, liebevoll und mitfühlend. „Ich weiß“, sagte sie, da sie meine Gedanken erriet. „Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“
    „Wird es irgendwann leichter?“, fragte ich.
    Im Gegensatz zu Sydney hatte Olena eine Antwort darauf. „Ja. Aber du wirst nie wieder dieselbe sein.“
    Ich wusste allerdings nicht, ob ich aus diesen Worten Trost schöpfen sollte oder nicht. Nachdem ich gegessen hatte, gab sie mir eine kurze Einkaufsliste, und ich machte mich auf den Weg in die Stadt – froh darüber, draußen zu sein und in Bewegung. Die Untätigkeit bekam mir einfach nicht.
    Im Lebensmittelladen lief ich zu meiner Überraschung Mark über den Weg. Ich hatte eigentlich den Eindruck gewonnen, dass er und Oksana nicht allzu oft in die Stadt kamen. Ich hätte es ihnen durchaus zugetraut, als Selbstversorger von dem zu leben, was das Land ihnen gab. Er schenkte mir ein warmes Lächeln. „Ich hatte mich schon gefragt, ob Sie wohl noch in der Stadt sind.“
    „Ja.“ Ich hielt meinen Korb hoch. „Ich erledige nur ein paar Einkäufe für Olena.“
    „Ich bin froh, dass Sie noch hier sind“, erwiderte er. „Sie wirken … viel ruhiger.“
    „Ihr Ring hilft, denke ich. Zumindest was die Ruhe angeht. Was das Treffen von Entscheidungen betrifft, hat er noch nicht so viel ausgerichtet.“
    Mark runzelte die Stirn und nahm den Milchkarton, den er in einem Arm hielt, in den anderen. „Welche Entscheidungen?“
    „Was ich jetzt machen soll. Wohin ich gehen soll.“
    „Warum bleiben Sie nicht einfach hier?“
    Das wurde mir langsam unheimlich, weil dieses Gespräch dem so ähnlich war, das ich mit Viktoria geführt

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