Vampire Academy 04
sagen, also spucken Sie’s einfach aus.“
Er lächelte, anscheinend erfreut über meinen Scharfsinn – oder vielleicht über meine Unverschämtheit. „Wenn Sie sie retten wollen, müssen Sie es über ihn versuchen. Über Rolan.“
Ich lachte höhnisch. „Wohl kaum. Er würde sie nur dann in Ruhe lassen, wenn ich ihren Platz einnehme.“ Aber, hey, auch Freundschaft hatte ihre Grenzen.
„Nicht wenn ich mit ihm rede.“
„Was haben Sie vor? Wollen Sie ihm eine Moralpredigt halten und ihn mit einer vernünftigen Argumentation umstimmen?“
„Oh, ich würde ihn in der Tat umstimmen. Aber glauben Sie mir, ich würde es nicht mit vernünftigen Argumenten versuchen – zumindest nicht mit der Art von Argumentation, an die Sie jetzt vielleicht denken. Wenn ich ihm sage, dass er sie in Ruhe lassen soll, dann wird er sie auch in Ruhe lassen. Für immer.“
Ich trat, ohne es bewusst wahrzunehmen, noch einen Schritt zurück und stieß gegen die Mauer. Abe sah richtig unheimlich aus. Zmey. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel an seinen Worten. Er konnte Rolan garantiert dazu bewegen, Viktoria in Ruhe zu lassen. Wahrscheinlich würde er dazu nicht einmal seine Dhampire einsetzen müssen. Abe konnte genug Angst verbreiten – und vermutlich auch einen guten Boxhieb platzieren –, um sein Angebot wahr zu machen.
„Warum sollten Sie das für mich tun?“, fragte ich.
„Als Zeichen meines guten Willens. Versprechen Sie mir, Baja zu verlassen, und ich werde mich um Rolan kümmern.“ Seine Augen funkelten. Wir konnten beide spüren, wie sich die Schlinge um meinen Hals langsam zuzog.
„Das ist jetzt also Ihre Taktik? Sie bieten mir einen Handel an? Meine Abreise ist es doch echt nicht wert, dass Sie irgendein Moroi-Arschloch erschrecken.“
Die Schlinge wurde enger. „Wirklich nicht, Rose?“
Verzweifelt dachte ich darüber nach, was ich tun sollte. Ein Teil von mir war der Ansicht, dass es Viktoria freistand, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, zu lieben, wen sie wollte … andererseits wusste ich genau, dass Rolan sie nicht liebte. Für ihn war sie nur eine weitere Eroberung, wie sein Versuch, mir nachzustellen, deutlich gezeigt hatte – von Sonja ganz zu schweigen. Was würde mit Viktoria geschehen? Würde sie wie die anderen Frauen hier werden? Würde sie die nächste Belikov sein, die ein Baby bekam? Selbst wenn sie nicht die Absicht hatte, Wächterin zu werden, war dies bestimmt nicht der richtige Weg für sie. Karolina hatte es abgelehnt, sich den Wächtern anzuschließen, und lebte jetzt ein respektables Leben mit ihren Kindern und einem Job, der – wenn auch nicht besonders aufregend – immerhin solide war und es ihr ermöglichte, ihre Würde zu bewahren. Ich konnte nicht zulassen, dass Viktoria einen Weg einschlug, der den Rest ihres Lebens zerstören würde. Ich konnte nicht zulassen, dass Dimitris Schwester so etwas widerfuhr.
Dimitri …
Ich kannte ihn. Ich kannte seinen tief verwurzelten Drang, andere zu beschützen. Er würde niemals zulassen, dass denen, die ihm am Herzen lagen, etwas zustieß. Ich verabscheute allein den Gedanken an diese Bluthurenhöhle, aber ich würde trotzdem hineinlaufen, um sie zu holen – denn das war, was Dimitri getan hätte. Allerdings wusste ich nicht, ob ich sie rechtzeitig finden würde. Dafür wusste ich jedoch sicher, dass Abe sehr wohl dazu in der Lage war – und dass er Rolan außerdem dazu bringen konnte, sich für immer von Viktoria fernzuhalten. Und so antwortete ich, ohne die Konsequenzen meiner Worte in ihrer ganzen Tragweite zu begreifen.
„Ich werde Baja verlassen.“
15
Abe blickte zu einem seiner Wächter hinüber und nickte kurz. Der Mann setzte sich sofort in Bewegung. „Das ist erledigt“, sagte Abe.
„Einfach so?“, fragte ich ungläubig.
Seine Mundwinkel zuckten. „Rolan weiß, wer ich bin. Er weiß auch, wer für mich arbeitet. Sobald Pawel meine … ah, Wünsche übermittelt, wird diese Geschichte zu Ende sein.“
Ich schauderte, denn ich wusste, dass Abe die Wahrheit sagte. Wenn man bedachte, wie unverschämt ich Abe die ganze Zeit gekommen war, erstaunte es mich wirklich, dass man meine Füße nicht in Beton gegossen und mich ins Meer geworfen hatte. „Also, warum schleppen Sie mich nicht einfach mit Gewalt von hier weg?“
„Ich zwinge nicht gern jemanden zu etwas, das er nicht tun will. Nicht einmal Rolan. Es ist viel leichter, wenn die Leute einfach Vernunft annehmen und tun, worum ich sie bitte, ohne Gewalt
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