Vampire Academy 05
oder darum, dass es ihn zu sehr beschädigt hatte, um noch lieben zu können. Ich habe dich aufgegeben. Liebe verblasst. Meine ist verblasst.
Ich wich zurück; der Stachel dieser Worte traf mich so hart, als hätte er mich geschlagen. Etwas veränderte sich in seinen Zügen, als wisse er vielleicht, wie sehr er mich verletzt hatte. Ich blieb nicht, um es zu sehen. Stattdessen bahnte ich mir einen Weg hinaus in den Gang und rannte durch die Türen im hinteren Teil des Gebäudes, weil ich Angst hatte, dass mich alle in der Kirche weinen sehen würden, wenn ich noch länger blieb.
25
Danach wollte ich niemanden sehen. Ich ging, so schnell ich konnte, in mein Zimmer zurück und nahm die Hindernisse und Leute auf meinem Weg kaum wahr. Wieder und wieder spulten sich Dimitris Worte in meinem Kopf ab: Liebe verblasst. Meine ist verblasst. Irgendwie war das das Schlimmste, was er hätte sagen können. Nicht dass man mich falsch versteht: Der Rest war auch nicht leicht zu verdauen. Ihn sagen zu hören, dass er mir aus dem Weg gehen und unsere frühere Beziehung ignorieren werde, war ebenfalls schrecklich. Doch darin lag, wie weh es auch tat, die winzige Hoffnung, dass da noch immer ein Funke Liebe zwischen uns war. Dass Dimitri mich noch immer liebte.
Aber … Liebe verblasst.
Das war etwas ganz anderes. Es bedeutete, dass das, was wir gehabt hatten, sterben würde, dass es bleich werden würde, bis es zerfiel und wie vertrocknete Blätter im Wind davondriftete. Der Gedanke daran rief einen Schmerz in meiner Brust und meinem Magen wach, ich rollte mich auf dem Bett zusammen und schlang die Arme um mich, als könnte dies den Schmerz verringern. Ich konnte einfach nicht akzeptieren, was er gesagt hatte. Ich konnte nicht akzeptieren, dass seine Liebe zu mir nach seinem Martyrium einfach erloschen sein sollte.
Ich wollte für den Rest des Tages in meinem Zimmer bleiben, zusammengerollt in der Dunkelheit meiner Decken. Ich vergaß das Gespräch mit Sydney und meine früheren Sorgen wegen Lissas Dad. Ich ließ sogar Lissa selbst los. Sie musste heute einige Besorgungen machen, aber immer wieder huschte durch das Band eine Nachricht zu mir: Kommst du zu mir?
Als ich mich nicht bei ihr meldete, begann sie sich Sorgen zu machen. Ich hatte plötzlich Angst, dass sie – oder jemand anders – mich in meinem Zimmer suchen kommen könnte. Also beschloss ich zu gehen. Ich hatte kein echtes Ziel; ich musste einfach nur in Bewegung bleiben. Ich lief über das Gelände des Hofes und erkundete Orte, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Hier gab es mehr Statuen und Springbrunnen, als mir bewusst gewesen war. Ihre Schönheit war jedoch an mich verschwendet, und als ich Stunden später in mein Zimmer zurückkehrte, war ich von all der Lauferei erschöpft. Oh, na ja … Zumindest hatte ich es vermieden, mit irgendjemandem zu reden.
Oder etwa nicht? Es war spät, später, als ich für gewöhnlich zu Bett ging, als es an meiner Tür klopfte. Ich öffnete nur zögerlich. Wer kam so spät noch vorbei? Wollte ich die Ablenkung, oder wollte ich lieber ungestört sein? Ich hatte keine Ahnung, wer es sein konnte, nur dass es nicht Lissa war. Gott. Wahrscheinlich war es Hans, der zu wissen verlangte, warum ich nicht zu meiner Arbeit in den Gewölben aufgetaucht war. Nach längerem Nachdenken (und weiterem beharrlichen Klopfen) beschloss ich zu öffnen.
Es war Adrian.
„Kleiner Dhampir“, begrüßte er mich mit einem schwachen, müden Lächeln. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
Keinen Geist, nicht direkt. Wahrhaftig, ich erkannte Geister, wenn ich sie sah. „Ich habe nur, ich habe nur nicht damit gerechnet, dich nach heute Morgen noch zu sehen …“
Er trat ein und setzte sich auf mein Bett, und ich war froh, dass er sich nach unserem früheren Gespräch umgezogen hatte. Er trug frische Kleider, sein Haar zeigte wieder seine übliche Perfektion. Ich fing noch immer den Duft von Nelkenzigaretten auf, aber nach dem, was er meinetwegen durchgemacht hatte, hatte er durchaus ein Recht auf seine Laster.
„Ja, hm, ich hatte auch nicht erwartet, dass ich vorbeikommen würde“, gab er zu. „Aber du … nun … du hast mich etwas nachdenklich gemacht.“
Ich setzte mich neben ihn, wobei ich einen gesunden Abstand wahrte. „Was uns betrifft?“
„Nein. Was Lissa betrifft.“
„Oh.“ Ich hatte Dimitri bezichtigt, egozentrisch zu sein, aber hier saß ich nun und ging selbstverständlich davon aus, dass die Liebe zu
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