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Vampire Academy 05

Vampire Academy 05

Titel: Vampire Academy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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bereits zu sprechen begonnen, daher ging ich so leise ich konnte zu Dimitris Bank. Mein Schweigen spielte jedoch keine Rolle, denn ich erregte trotzdem beträchtliche Aufmerksamkeit von Seiten der Leute in der Nähe, die erstaunt waren, dass ich mich neben den zum Dhampir gewordenen Strigoi setzte. Etliche Gottesdienstbesucher starrten mich an, und mehrere gedämpfte Gespräche brachen ab.
    Die Wächter hatten links und rechts von Dimitri ein wenig Platz gelassen, und als ich mich neben ihn setzte, zeigte der Ausdruck auf seinem Gesicht, dass ihn mein Erscheinen gleichzeitig überraschte und auch wieder nicht überraschte.
    „Tu es nicht“, sagte er mit gedämpfter Stimme. „Fang nicht damit an – nicht hier drin.“
    „Würde mir im Traum nicht einfallen, Genosse“, murmelte ich zurück. „Ich bin lediglich zum Wohl meiner Seele hergekommen, das ist alles.“
    Er brauchte kein Wort zu sagen, um mir die Botschaft zu vermitteln, dass er bezweifelte, dass ich aus irgendwelchen heiligen Gründen hier war. Während des Gottesdienstes verhielt ich mich jedoch still. Selbst ich respektierte ein paar Grenzen. Nach mehreren Minuten legte sich die Anspannung in Dimitris Körper ein wenig. Er war wachsam geworden, als ich mich zu ihm gesetzt hatte, musste aber schließlich erkannt haben, dass ich mich gut benehmen würde. Nach einer Weile konzentrierte er sich wieder darauf zu singen und zu beten, und ich tat mein Bestes, ihn dabei zu beobachten, ohne allzu sehr aufzufallen.
    Dimitri hatte die Kapelle der Schule besucht, weil ihm das Frieden brachte. Seine Erklärung dafür war einfach gewesen: Obwohl er mit den Morden, die er beging, das Böse in der Welt vernichtete, verspürte er dennoch das Bedürfnis, in die Kirche zu gehen, um über sein Leben nachzudenken und um Vergebung für seine Sünden zu bitten. Als ich ihn jetzt beobachtete, wurde mir klar, dass dies mehr denn je die Wahrheit war.
    Sein Gesichtsausdruck war exquisit. Im Allgemeinen verbarg er seine Gefühle, und daran war ich gewöhnt, daher war es ein wenig verblüffend, dass sein Gesicht nun plötzlich eine solche Vielzahl von Gefühlen zeigte. Er war in die Worte des Priesters vollkommen versunken, sein wunderschönes Gesicht wirkte absolut konzentriert. Und mir wurde klar, dass er alles, was der Priester über Sünde sagte, sehr persönlich nahm. Dimitri durchlebte im Geiste noch einmal all die schrecklichen Dinge, die er als Strigoi getan hatte. Nach der Verzweiflung in seinen Zügen zu urteilen sollte man meinen, dass Dimitri selbst für all die Sünden der Welt, von denen der Priester sprach, verantwortlich war.
    Einen Moment lang glaubte ich, auch Hoffnung auf Dimitris Gesicht zu sehen, nur einen Funken davon, durchmischt von seinen Schuldgefühlen und seinem Kummer. Nein, begriff ich, nicht Hoffnung. Hoffnung bedeutet, dass man denkt, man habe bei irgendetwas eine Chance. Was ich bei Dimitri aber sah, war eher Sehnsucht. Wehmut. Dimitri wünschte, dass er, indem er hier an diesem heiligen Ort saß und auf die Botschaften des Priesters lauschte, Vergebung für das finden könnte, was er getan hatte. Doch … gleichzeitig war klar, dass er das für vollkommen unmöglich hielt. Er wollte es, konnte es aber, soweit es ihn betraf, niemals bekommen.
    Dies in ihm zu sehen, tat mir weh. Ich wusste nicht, wie ich auf diese Art von Trostlosigkeit reagieren sollte. Er glaubte, dass es keine Hoffnung für ihn gab. Und ich? Ich konnte mir eine Welt ohne jede Hoffnung sicher nicht vorstellen.
    Ich hätte mir auch niemals vorstellen können, dass ich eine Kirchenlektion zitieren würde, aber als der Rest der Gottesdienstbesucher aufstand, um zur Kommunion zu gehen, bemerkte ich zu Dimitri: „Meinst du nicht, dass es, wenn Gott dir angeblich verzeiht, irgendwie egozentrisch wäre, wenn du dir nicht selbst auch verzeihst?“
    „Wie lange hast du darauf gewartet, diesen Spruch auf mich loslassen zu können?“, fragte er.
    „Tatsächlich ist es mir gerade erst eingefallen. Ziemlich gut, hm? Ich wette, du hast gedacht, ich würde nicht aufpassen.“
    „Hast du auch nicht. Das tust du nie. Du hast mich beobachtet.“
    Interessant. Um zu wissen, dass ich ihn beobachtete, musste Dimitri dann nicht auch mich dabei beobachtet haben, wie ich ihn beobachtete? Es war extrem verwirrend. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
    Er hielt den Blick auf die Menschen im Mittelgang gerichtet, während er sich seine Antwort zurechtlegte. „Es spielt keine Rolle. Ich muss

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