Vampire Academy 05
bestimmt, zusammen zu sein.“
„Ich will, dass du dich von mir fernhältst“, erklärte er, ohne auf meinen Kommentar einzugehen. „Ich will nicht, dass du weiter versuchst, Gefühle zurückzuholen, die erloschen sind. Das gehört der Vergangenheit an. Nichts von alledem wird noch einmal geschehen. Niemals mehr. Es ist besser für uns, wenn wir uns wie Fremde benehmen. Es ist auch besser für dich.“
Die liebevollen, mitfühlenden Regungen, die er in mir geweckt hatte, heizten sich auf – und verwandelten sich in Zorn. „Wenn du mir sagen willst, was ich tun darf und was nicht“, knurrte ich so leise, wie ich es nur schaffen konnte, „dann habe zumindest den Mut, es mir ins Gesicht zu sagen!“
Er fuhr so schnell herum, dass er tatsächlich noch ein Strigoi hätte sein können. Sein Gesicht war erfüllt von … von was? Nicht von dieser früheren Depression jedenfalls. Auch nicht von Wut, obwohl da schon ein wenig Ärger war. Doch es gab noch mehr … Eine Mischung aus Verzweiflung, Frustration und vielleicht sogar Angst. Unter alledem lag Schmerz: als litte er unter schrecklichen Qualen.
„Ich will dich nicht hierhaben“, sagte er mit flammenden Augen. Die Worten taten weh, aber etwas daran erregte mich auch, genau wie seine frühere Wut über meine schnippischen Bemerkungen es getan hatte. Dies war nicht der kalte, berechnende Strigoi. Dies war aber auch nicht der besiegte Mann in der Zelle. Sondern es war mein alter Lehrer, mein Geliebter, der alles im Leben mit Intensität und Leidenschaft attackierte. „Wie viele Male muss ich es dir noch sagen? Du solltest dich von mir fernhalten.“
„Aber du wirst mir nicht wehtun. Das weiß ich.“
„Ich habe dir ja schon wehgetan. Warum kannst du das nicht verstehen? Wie viele Male muss ich es noch sagen?“
„Du hast es mir gesagt … du hast es mir gesagt, bevor du fortgegangen bist, dass du mich liebst.“ Meine Stimme zitterte. „Wie kannst du das einfach loslassen?“
„Weil es zu spät ist! Und es ist einfacher, als daran erinnert zu werden, was ich dir angetan habe!“ Seine Selbstbeherrschung zerbrach, und seine Stimme hallte jetzt durch den hinteren Teil der Kirche. Der Priester und diejenigen Leute, die noch auf die Kommunion warteten, bemerkten es zwar nicht, aber wir hatten definitiv die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher in der hinteren Hälfte der Kirche erregt. Einige der Wächter versteiften sich, und wieder musste ich mir die Warnung ins Gedächtnis rufen. Wie wütend ich auf Dimitri auch sein mochte, wie verraten ich mich auch fühlte, weil er sich von mir abgewandt hatte … Ich durfte nicht riskieren, dass andere ihn für gefährlich hielten. Dimitri sah zwar kaum so aus, als würde er jemandem das Genick brechen, aber er war doch sichtlich erregt, und man konnte seine Frustration und seinen Schmerz leicht mit etwas Finsterem verwechseln.
Ich wandte mich von ihm ab und versuchte, meine aufgewühlten Gefühle zu beruhigen. Als ich ihn dann wieder ansah, trafen sich unsere Blicke, und Macht und Elektrizität brannten zwischen uns. Dimitri konnte es ignorieren, so viel er wollte, aber diese Verbindung, dieser tiefe Ruf unserer Seelen – war immer noch da. Ich wollte ihn berühren, nicht nur indem ich mein Bein an seins legte, sondern mit allem, was ich hatte. Ich wollte ihn in die Arme nehmen und an mich drücken, wollte ihm versichern, dass wir zusammen alles schaffen konnten. Ohne es auch nur wahrzunehmen, streckte ich die Hand aus, weil ich diese Berührung brauchte. Er sprang auf, als sei ich eine Schlange, und all seine Wächter schossen herbei, gewappnet für das, was er vielleicht gleich tun würde.
Aber er tat nichts. Er sah mich nur mit einem Blick an, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Als sei ich etwas Fremdartiges und Schlechtes. „Rose. Bitte, hör auf. Bitte, halt dich von mir fern.“ Er hatte große Mühe, ruhig zu bleiben.
Ich sprang auf, jetzt genauso wütend und frustriert wie er. Ich hatte das Gefühl, dass wir beide die Fassung verlieren würden, wenn ich blieb. Sehr leise murmelte ich: „Dies ist noch nicht vorbei. Ich werde dich nicht aufgeben.“
„Ich habe dich aber aufgegeben“, erwiderte er genauso leise. „Liebe verblasst. Meine ist verblasst.“
Ungläubig starrte ich ihn an. Während all dieser Zeit hatte er es niemals so ausgedrückt. Seine Beteuerungen hatten sich immer um irgendein größeres Wohl gedreht, um die Reue, die er empfand, weil er ein Ungeheuer gewesen war,
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