Vampire Academy 05
ebenfalls dachte, dass ich in Schwierigkeiten steckte. Während die Wächter einander hochhalfen, holte ihr Anführer tief Luft und gab die Erklärung ab, die abzugeben er seit seinem Erscheinen im Café schon versucht hatte. Ich schluckte und wartete darauf, Victors Namen zu hören.
„Rose Hathaway, Sie stehen unter Arrest wegen Hochverrats.“
Das war allerdings nicht ganz das, was ich erwartet hatte. In der Hoffnung, dass mir meine Kapitulation Punkte eingetragen hatte, fragte ich: „Was für eine Art Hochverrat?“
„Die Ermordung Ihrer Königlichen Majestät, Königin Tatiana.“
26
Vielleicht hatte da jemand einen ziemlich kranken Sinn für Humor, aber man schloss mich in Dimitris frei gewordener Zelle ein.
Nachdem mir dieser Wächter die Anklage unterbreitet hatte, war ich still und leise mitgegangen. Tatsächlich fühlte ich mich seltsam betäubt, denn zu vieles von dem, was er gesagt hatte, war für mich unmöglich zu verarbeiten. Ich konnte nicht einmal wirklich zu dem Teil vordringen, bei dem es um mich ging. Ich konnte weder Entrüstung noch Empörung wegen dieser Anklage verspüren, weil ich immer noch an der Mitteilung festklebte, Tatiana sei tot.
Nicht einfach tot. Ermordet.
Ermordet?
Wie war das geschehen? Wie war das hier geschehen? Dieser Königshof war doch einer der sichersten Orte auf der Welt, und vor allem Tatiana wurde immer bewacht – von der gleichen Gruppe, die sich auf Dimitri und mich gestürzt hatte. Sofern sie nicht den Hof verlassen hatte – und ich war mir ziemlich sicher, dass sie es nicht getan hatte –, konnte kein Strigoi sie getötet haben. Angesichts der ständigen Bedrohungen, denen wir uns gegenübersahen, war ein Mord unter Dhampiren und Moroi beinahe unerhört. Gewiss, es geschah, es war in jeder Gesellschaft unvermeidbar, aber da unsere Gesellschaft ständig gejagt wurde, hatten wir selten Zeit, uns gegeneinander zu wenden (abgesehen vom Geschrei bei Ratssitzungen). Das war einer der Gründe, warum Victor ein derart hartes Urteil erhalten hatte. Seine Verbrechen waren so schlimm, wie sie es nur sein konnten. Bis jetzt. Sobald ich den unmöglichen Gedanken, dass Tatiana tot war, verdaut hatte, konnte ich die eigentliche Frage stellen: Warum ich? Warum klagten sie mich an? Ich war zwar keine Anwältin, aber ich war mir doch ziemlich sicher, dass eine Beschimpfung als scheinheiliges Miststück bei einer Gerichtsverhandlung kein stichhaltiger Beweis sein konnte.
Ich versuchte, von den Wachen vor meiner Zelle Näheres zu erfahren, doch sie bewahrten Stillschweigen und behielten ihre harten Mienen bei. Nachdem ich mich heiser geschrien hatte, ließ ich mich aufs Bett fallen und ging in Lissas Kopf, wo ich, wie ich fest glaubte, weitere Informationen bekommen würde.
Lissa war außer sich und versuchte, von jedem Antworten zu erhalten, den sie traf. Christian war noch immer bei ihr, sie standen im Foyer eines der Verwaltungsgebäude, in dem hektische Betriebsamkeit herrschte. Dhampire und Moroi liefen überall umher, einige angesichts der neuen Instabilität der Regierung voller Furcht, andere von der Hoffnung erfüllt, sich dies zunutze zu machen. Lissa und Christian standen inmitten all der Hektik, wie Blätter, die vom Zorn eines Sturms mitgerissen wurden.
Obwohl Lissa jetzt eigentlich erwachsen war, hatte eine ältere Person des Königshofes sie immer noch unter ihren Fittichen gehabt – im Allgemeinen war dies Priscilla Voda gewesen, gelegentlich sogar Tatiana selbst. Aus naheliegenden Gründen stand jetzt keine der beiden Frauen zur Verfügung. Und obwohl viele Royals sie respektierten, hatte Lissa eigentlich niemanden, an den sie sich wenden konnte.
Christian, der ihre Erregung spürte, umfasste ihre Hand. „Tante Tasha wird wissen, was los ist“, sagte er. „Sie wird früher oder später auftauchen. Du weißt, dass sie nicht zulassen wird, dass Rose etwas zustößt.“
Lissa wusste, dass in dieser Feststellung eine gewisse Unsicherheit lag, erwähnte aber nichts in der Art. Tasha würde vielleicht nicht wollen, dass mir etwas zustieß, aber sie war gewiss auch nicht allmächtig.
„Lissa!“
Beim Klang von Adrians Stimme drehten sich Lissa und Christian um. Adrian war gerade eingetreten, zusammen mit seiner Mutter. Er sah aus, als sei er buchstäblich direkt von meinem Schlafzimmer hierhergekommen. Er trug die Kleidung vom vergangenen Tag, die leicht zerknittert war, und sein Haar war ohne seine gewohnte Sorgfalt frisiert. Daneben wirkte
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