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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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herauslassen konnte. Das war auch nicht meine Aufgabe. Er war immer derjenige mit dem Zugang zu Worten der Weisheit und des Scharfblicks. Nicht ich. Trotzdem hörte er mir jetzt zu. Ich hatte seine Aufmerksamkeit. Was konnte ich sagen? Was würde zu ihm durchdringen?
    „Erinnerst du dich, was du neulich gesagt hast?“, fragte ich. „In Rubysville? Das Leben liegt in den Kleinigkeiten. Man muss die Kleinigkeiten zu schätzen wissen. Das ist die einzige Möglichkeit, um zu besiegen, was die Strigoi dir angetan haben. Die einzige Möglichkeit, den Mann zurückzubringen, der du wirklich bist. Du hast es ja selbst gesagt: Du bist mit mir geflohen, um die Welt wieder zu fühlen. Ihre Schönheit.“
    Dimitri wollte sich erneut Donovan zuwenden, aber ich ließ es nicht zu. „Hier gibt es nichts Schönes. Nur den Tod.“
    „Das stimmt lediglich dann, wenn du zulässt, dass sie es wahr machen“, erwiderte ich verzweifelt, da ich immer noch den Zeitdruck spürte. „Such etwas! Ein Ding, das schön ist. Irgendetwas. Irgendetwas, das dir zeigt, dass du keiner von ihnen bist.“
    Sein Blick war wieder auf mich gerichtet, und er musterte stumm mein Gesicht. Panik durchfuhr mich. Es gelang nicht. Ich konnte das nicht. Wir mussten weg von hier, ganz gleich, in welchem Zustand er sich befand. Ich wusste, dass er ebenfalls gehen würde. Wenn ich etwas gelernt hatte, dann dies, dass Dimitris Kämpferinstinkte immer noch wach waren. Wenn ich sagte, dass Gefahr drohte, würde er auf der Stelle reagieren, ganz gleich, welche Qualen er litt. Doch das wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass er in Verzweiflung fortging. Wenn er von hier fortging, dann sollte er dem Mann einen Schritt näher gekommen sein, der er durchaus sein konnte, wie ich genau wusste. Ich wollte, dass er unter einem Albtraum weniger litte.
    Das überstieg jedoch meine Fähigkeiten. Ich war keine Therapeutin. Ich wollte ihm gerade sagen, dass wir gehen müssten, wollte gerade dafür sorgen, dass seine Soldatenreflexe die Oberhand gewannen, als er plötzlich selber sprach. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Dein Haar.“
    „Was?“ Eine Sekunde lang fragte ich mich, ob es in Flammen stand oder irgend so was. Ich berührte eine verirrte Strähne. Nein, mit meinem Haar war alles in Ordnung, nur dass es vollkommen durcheinanderhing. Ich hatte es für den Kampf zusammengebunden, damit die Strigoi es nicht packen konnten, so wie Angeline. Doch ein Großteil meines Haares hatte sich während der Auseinandersetzung aus dem Pferdeschwanz gelöst.
    „Dein Haar“, wiederholte Dimitri. Seine Augen waren groß und wirkten beinahe voller Ehrfurcht. „Dein Haar ist schön.“
    Ich fand das gar nicht, vor allem nicht in seinem gegenwärtigen Zustand. Natürlich waren die Möglichkeiten, etwas schön zu finden, irgendwie begrenzt, wenn man bedachte, dass wir uns in einer dunklen Gasse voller Leichen befanden. „Siehst du? Du bist keiner von ihnen. Strigoi sehen keine Schönheit. Nur Tod. Du hast etwas Schönes gefunden. Etwas, das schön ist.“
    Zögernd und nervös strich er mit den Fingern über die Strähnen, die ich zuvor berührt hatte. „Aber ist das genug?“
    „Für den Augenblick ja.“ Ich drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und half ihm beim Aufstehen. „Für den Augenblick ja.“
    16
    Wenn man bedachte, dass Sydney regelmäßig Leichen vernichtete, war es doch irgendwie überraschend, dass unser Aussehen nach dem Kampf sie so sehr schockieren konnte. Vielleicht waren tote Strigoi für sie ja lediglich Gegenstände. Dimitri und ich waren dagegen echte, lebendige Leute, und wir befanden uns in einem furchtbaren Zustand.
    „Hoffentlich macht ihr beide den Wagen nicht schmutzig“, bemerkte sie schließlich, sobald sie die Leichen weggeschafft hatte und wir unterwegs waren. Ich glaube, mit diesem etwas kläglichen Versuch zu scherzen, wollte sie ihr Unbehagen über unsere zerrissene und blutige Kleidung überspielen.
    „Fahren wir nach Paris?“, fragte ich und drehte mich zu Dimitri um.
    „Paris?“, wiederholte Sydney verblüfft.
    „Noch nicht“, erwiderte Dimitri und lehnte den Kopf an den Sitz. Er sah wieder ganz so aus wie ein Wächter, der sich völlig unter Kontrolle hatte. Alle Spuren seines früheren Zusammenbruchs waren verschwunden, und ich hatte keineswegs die Absicht zu verraten, was geschehen war, bevor wir Sydney geholt hatten. So klein .... und doch so bedeutungsvoll. Und äußerst privat. Im Augenblick wirkte er eigentlich nur

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