Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
foltern mochten.
Inzwischen waren wir eine Stunde lang dabei gewesen und wurden langsam müde. Zumindest ich wurde müde. Ich lehnte mich neben Sonya an die Wand, und obwohl ich meinen Pflock in der Hand hielt, verließ ich mich etwas mehr auf die Wand, um aufrecht stehen zu bleiben, als mir lieb war. Seit einer Weile hatte keiner von uns mehr gesprochen. Selbst Sonya hatte ihre geknurrten Drohungen eingestellt. Sie wartete einfach ab und blieb wachsam; zweifellos plante sie die Flucht und überlegte wahrscheinlich, dass wir schneller ermüden würden als sie.
Dieses Schweigen war beängstigender als alle Drohungen auf der Welt. Ich war es ja gewohnt, dass mich Strigoi mit Worten einschüchtern wollten. Da hätte ich nie erwartet, dass Schweigen und drohende Blicke eine solche Macht haben konnten.
„Was hast du mit deinem Kopf gemacht, Rose?“, fragte Dimitri plötzlich.
Ich hatte ein wenig abgeschaltet und begriff erst verspätet, dass er mit mir sprach. „Hm?“ Ich schob das Haar beiseite, das einen Teil meiner Stirn verdeckt hatte. Als ich die Hand sinken ließ, waren meine Finger blutverklebt, was eine vage Erinnerung daran zurückbrachte, dass ich ja gegen den Tisch geknallt war. Ich zuckte die Achseln und ignorierte das Schwindelgefühl, das ich verspürt hatte. „Alles okay.“
Dimitri warf Sydney einen denkbar kurzen Blick zu. „Bring sie weg! Sie soll sich hinlegen. Säubere die Wunde. Sie darf nicht schlafen, bevor wir herausgefunden haben, ob es eine Gehirnerschütterung ist.“
„Nein, das geht jetzt nicht“, protestierte ich. „Ich kann dich nicht mit ihr allein lassen .... “
„Ich komme schon zurecht“, sagte er. „Ruh dich aus, damit du mir später helfen kannst. Du nützt mir doch nichts, wenn du gleich umkippst.“
Ich argumentierte zwar weiter, aber als Sydney sanft nach meinem Arm griff, verriet mich mein Stolpern. Sie führte mich zu meinem großen Entsetzen in das einzige Schlafzimmer des Hauses. Es hatte etwas Unheimliches zu wissen, dass ich im Bett eines Strigoi lag – selbst wenn ein blau-weiß geblümter Quilt darauf lag.
„Mann“, murmelte ich und legte mich in das Kissen zurück, sobald mir Sydney die Stirn gereinigt hatte. Trotz meiner vorherigen Proteste tat es unglaublich gut, mich auszuruhen. „Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, wie unheimlich es ist, dass ein Strigoi in einem so .... so gewöhnlichen Haus lebt. Wie kommst du zurecht?“
„Besser als ihr beide“, antwortete Sydney. Sie legte die Arme um sich und sah sich mit Unbehagen in dem Raum um. „Nachdem ich Strigoi um mich hatte, glaube ich allmählich, dass ihr beide doch nicht so übel seid.“
„Na ja, dann ist ja wenigstens etwas Gutes dabei rausgesprungen“, bemerkte ich. Trotz ihres Scherzes wusste ich aber, dass sie Todesängste ausstehen musste. Ich schloss die Augen und war im nächsten Moment wieder hellwach, als Sydney mich am Arm schüttelte.
„Nicht einschlafen!“, schalt sie. „Bleib wach und rede mit mir!“
„Es ist doch keine Gehirnerschütterung“, murmelte ich. „Aber ich nehme an, wir sollten inzwischen verschiedene Pläne durchsprechen, wie wir Sonya zum Reden bringen können.“
Sydney setzte sich ans Fußende des Bettes und verzog das Gesicht. „Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich glaube nicht, dass sie zusammenbrechen wird.“
„Sie wird schon, sobald sie einige Tage ohne Blut hinter sich hat.“
Sydney erbleichte. „Einige Tage?“
„Na ja, wie lange es halt dauert, bis .... “ Ein Stachel von Gefühl huschte durch das Band, und ich erstarrte. Sydney sprang auf und sah sich wild nach einer Bande Strigoi um, die vielleicht in den Raum geplatzt waren.
„Was ist los?“, rief sie.
„Ich muss zu Lissa.“
„Du sollst nicht schlafen .... “
„Das ist doch kein Schlaf“, erklärte ich schroff. Und mit diesen Worten sprang ich aus Sonyas Schlafzimmer heraus und mitten in Lissas Perspektive hinein.
Sie fuhr mit fünf anderen Leuten in einem Van; fünf Leuten, in denen ich sofort andere Kandidaten für die Krone erkannte. Es war ein Fahrzeug für acht Personen, und bei den Kandidaten waren ein Wächter, der fuhr, und ein weiterer auf dem Beifahrersitz, der sich gerade zu Lissa und ihren Gefährten umdrehte.
„Jeder von Ihnen wird an einer anderen Stelle am Rand eines Waldes abgesetzt und erhält eine Karte und einen Kompass. Das Ziel besteht für Sie darin, den Bestimmungsort auf der Karte zu finden und bei Tageslicht dort
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