Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
vereinter Kraft befreien. Ich wollte die Sache jedoch so schnell wie möglich hinter mich bringen und es daher auf einen Machtkampf hinauslaufen lassen.
Ich rannte auf sie zu, den Pflock in der Hand, und stieß ihn ihr durch das rechte Schulterblatt, wobei ich hoffte, dass er nicht bis in die Nähe ihres Herzens vordrang. Das verzauberte Silber, das für Strigoihaut so quälend war, entlockte ihr einen Aufschrei. Hektisch stieß sie mich mit einer Kraft weg, die selbst für einen Strigoi erstaunlich war. Ich taumelte zurück, stürzte und schlug mir den Kopf an einem Beistelltischchen an. Mir wurde leicht schwarz vor Augen, aber Instinkt und Adrenalin ließen mich wieder aufspringen.
Mein Angriff verschaffte Dimitri den Sekundenbruchteil Zeit, den er brauchte. Er schlug Sonya zu Boden, packte meinen Pflock und hielt ihn ihr an die Kehle. Sie schrie und ruderte mit den Armen – und jetzt wollte ich ihm helfen, wohl wissend, wie schwer es war, einen Strigoi festzuhalten.
„Hol Sydney .... “, ächzte er. „Die Kette .... “
Ich bewegte mich, so schnell ich konnte, wobei Sterne und Schatten vor meinen Augen tanzten. Dann entriegelte ich die Haustür und trat sie auf – Zeichen für Sydney –, bevor ich zu Dimitri zurückrannte. Sonya machte nämlich schon gute Fortschritte dabei, ihn abzuwehren. Ich ließ mich auf die Knie fallen und hielt sie unter Aufbietung aller Kräfte mit Dimitri zusammen fest. In seinen Augen stand wieder diese Kampfeslust, ein Ausdruck, der besagte, dass er sie am liebsten gleich hier vernichten wollte. Aber da war auch noch etwas anderes. Etwas, das mich auf den Gedanken brachte, dass er mehr Selbstbeherrschung zeigte, dass meine Worte in der Gasse tatsächlich Eindruck gemacht hatten. Trotzdem sprach ich eine Warnung aus.
„Wir brauchen sie .... vergiss nicht, dass wir sie brauchen!“
Er nickte mir kaum merklich zu, und im gleichen Augenblick tauchte Sydney auf. Sie schleifte die Kette hinter sich her und starrte mit großen Augen auf die Szene. Nur einen kurzen Moment hielt sie inne, bevor sie auf uns zugeeilt kam. Wir werden noch eine Kriegerin aus ihr machen, schoss es mir durch den Kopf.
Dimitri und ich nahmen unsere nächste Aufgabe in Angriff. Wir hatten bereits die geeignetste Stelle entdeckt, um Sonya zu fesseln: einen schweren Kippstuhl in der Ecke. Im nächsten Augenblick hoben wir sie hoch – was gefährlich war, da sie noch immer wild um sich schlug – und drückten sie hinein. Dann versuchte Dimitri, der ihr den Pflock noch immer an den Hals hielt, sie unten zu halten, während ich die Kette packte.
Mir blieb keine Zeit, mir ein genaues System zu überlegen. Ich wickelte einfach die Kette um sie, zuerst um die Beine und dann, so gut ich konnte, um ihren Körper, wobei ich versuchte, ihre Arme ebenfalls zu fesseln. Dimitri hatte glücklicherweise eine lange Kette gekauft, und ich wickelte sie wie eine Wahnsinnige hastig um den Sessel und tat dabei alles nur Erdenkliche, um Sonya festzuhalten.
Als ich schließlich das Ende der Kette erreicht hatte, war Sonya ziemlich gut gefesselt. War ihr ein Ausbruch trotzdem noch möglich? Aber ja! Auch mit einem silbernen Pflock am Hals? Nicht so einfach. Doch mit beidem zusammen .... na ja, im Augenblick saß sie jedenfalls in der Falle. Mehr konnten wir nicht erreichen.
Dimitri und ich wechselten einen kurzen, erschöpften Blick. Mir war zwar schwindelig, aber ich kämpfte dagegen an, wohl wissend, dass unsere Aufgabe noch keineswegs erledigt war.
„Zeit für einige Fragen“, sagte ich grimmig.
17
Das Verhör lief nicht so gut.
Oh, sicher, wir drohten, was das Zeug hielt, und benutzten die Pflöcke als Foltergeräte. Aber es nützte nicht viel. Dimitri war immer noch furchteinflößend, wenn er mit Sonya sprach, aber nach seinem Zusammenbruch bei Donovan schien er darauf bedacht, nicht wieder in diese rasende Wut zu verfallen. Auf lange Sicht mochte das gewiss gesünder für ihn sein, aber es war nicht so gut, wenn es galt, Sonya eine solche Angst einzujagen, dass sie uns Antworten gab. Dass wir ihr nicht direkt eine konkrete Frage stellen konnten, machte die Dinge auch nicht gerade besser. Zumeist warfen wir ihr eine ganze Serie von Fragen an den Kopf. Wusste sie von einem anderen Dragomir? War sie mit der Mutter verwandt? Wo waren Mutter und Kind? Die Situation verschlimmerte sich noch, als Sonya begriff, dass wir sie zu sehr brauchten, um sie zu töten, ganz gleich, wie sehr wir sie mit dem silbernen Pflock auch
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