Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
funktionierende Familie zerrüttet hatte. Dass Emily und John uns begleiteten, war zwar nicht Teil meiner Pläne gewesen, aber ich konnte ihnen keinen Vorwurf machen und sah auch nicht, welcher Schaden daraus entstehen könnte. Wir brauchten Emily ohnehin, damit sie allen von Eric erzählte.
„Danke“, sagte ich. „Ich bin Ihnen ja so dankbar.“
John musterte mich. „Wir haben uns immer noch nicht mit der Tatsache beschäftigt, dass sich in unserem Haus ein Flüchtling aufhält.“
„Rose hat es nicht getan!“ Diese Wildheit sprach noch immer aus Jill. „Man hat alles so arrangiert.“
„Das ist richtig.“ Ich zögerte, bevor ich meine nächsten Worte sprach. „Wahrscheinlich ist es von Leuten so eingerichtet worden, die gegen Lissa sind.“
Emily erbleichte, aber ich verspürte das Bedürfnis nach Aufrichtigkeit, selbst wenn es ihre Ängste aufs Neue bestätigte. Sie holte tief Luft. „Ich glaube Ihnen. Ich glaube auch, dass Sie es nicht getan haben. Ich weiß nicht, warum .... aber ich glaube Ihnen.“ Sie lächelte beinahe. „Nein, ich weiß doch, warum. Der Grund ist das, was ich zuvor gesagt habe, über diese Vipern bei Hof. Das sind diejenigen, die so etwas tun. Nicht Sie.“
„Weißt du das genau?“, fragte John mit Unbehagen. „Dieses Durcheinander mit Jill ist schon schlimm genug, auch ohne dass wir eine Kriminelle beherbergen.“
„Ich weiß es genau“, bekräftigte Emily. „Sonya und Jill vertrauen Rose, und ich tue es ebenfalls. Sie dürfen gern die Nacht hier verbringen, da wir wohl kaum auf der Stelle zum Hof aufbrechen können.“
Ich öffnete den Mund und wollte sagen, dass wir natürlich sofort aufbrechen könnten, aber Sydney rammte mir den Ellbogen in die Seite. „Vielen Dank, Mrs Mastrano“, sagte sie mit dieser Alchemistendiplomatie. „Das wäre großartig.“
Ich verkniff mir einen finsteren Blick. Die Zeit lief mir zwar nach wie vor davon, aber ich wusste, dass die Mastranos das Recht darauf hatten, noch einige Vorbereitungen zu treffen. Außerdem war es wahrscheinlich besser, bei Tag zu reisen. Eine grobe Überprüfung meiner mentalen Landkarte brachte mich auf den Gedanken, dass wir die ganze Fahrt zurück zum Hof an einem einzigen Tag hinter uns bringen könnten. Ich nickte Sydney zustimmend zu und fand mich mit einer Nacht im Haus der Mastranos ab.
„Danke! Wir wissen Ihre Freundlichkeit zu schätzen.“ Plötzlich kam mir ein Gedanke, und ich rief mir Johns Worte noch einmal ins Gedächtnis. Dieses Durcheinander mit Jill ist schon schlimm genug, auch ohne dass wir eine Kriminelle beherbergen. Ich lächelte Emily so überzeugend und beruhigend zu, wie es mir nur möglich war. „Wir, ähm, haben außerdem einige Freunde bei uns, die draußen im Wagen warten .... “
24
In Anbetracht ihrer früheren Feindseligkeit war ich ein wenig überrascht, dass Sonya und Robert ihre Kräfte vereinigten, um die Gebrüder Dashkov zu tarnen. Sie erschufen ein Trugbild für die beiden, und zusammen mit einigen falschen Namen hielt die Familie Mastrano die Männer einfach nur für einen Teil unseres zunehmend bizarreren Gefolges. Eingedenk des Leids und der Unruhe, die bereits im Haus herrschten, waren einige weitere Leute wohl die geringste Sorge der Mastranos.
Da sie gute Moroigastgeber spielten, reichte es nicht aus, einfach ein Abendessen zuzubereiten. Emily gelang es auch, eine Spenderin ins Haus zu holen – eine Art Blutservice. Normalerweise hatten Moroi, die außerhalb geschützter Bereiche wohnten und unter Menschen lebten, zu geheimen Spendern in ihrer Nähe Zugang. Gewöhnlich hatten diese Spender so etwas wie einen Hüter, einen Moroi, der an ihren Diensten mitverdiente. Eigentlich gingen die Moroi einfach ins Haus des Besitzers eines Spenders, aber in diesem Fall hatte Emily ein Arrangement getroffen, demzufolge der Spender zu ihr ins Haus kam.
Sie tat es aus einer Höflichkeit heraus, die sie jedem Moroigast erwiesen hätte – selbst solchen, die Neuigkeiten überbrachten, vor denen sie sich ein Leben lang gefürchtet hatte. Wie wenig ahnte sie, dass die Moroi, die wir mitgebracht hatten, das Blut wirklich dringendst benötigten! Es machte mir zwar nichts aus, dass die Brüder etwas geschwächt sein mochten, aber Sonya benötigte ganz bestimmt Blut, wenn ihre Genesung weiter voranschreiten sollte.
Und es war in der Tat so, dass Sonya zuerst trank, als die Spenderin und ihr Hüter auftauchten. Dimitri und ich mussten oben bleiben, wo die beiden uns nicht
Weitere Kostenlose Bücher