Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
weggeschickt, damit sie an einer Schule Unterricht gibt. Ich glaube, es war eine Schule an der Ostküste.“
Nach dem Strigoiangriff, bei dem Grant und einige andere ums Leben gekommen waren, hatten die Wächter beschlossen, Serena für eine Weile aus dem aktiven Dienst herauszunehmen. Sie war die einzige Wächterin, die überlebt hatte.
„Das tut sie auch, aber jetzt im Sommer haben sie Serena zurückgeholt. Sie soll bei den Wahlen helfen, die Menge in Schach zu halten. Sie arbeitet an den Fronttoren.“
Lissa und Christian wechselten einen Blick. „Wir müssen mit ihr sprechen“, rief Lissa aufgeregt. „Sie könnte gewusst haben, wen Grant insgeheim unterrichtet hat.“
„Das bedeutet nicht, dass eine dieser Personen Tatiana getötet hat“, mahnte meine Mutter.
Lissa nickte. „Nein, aber es besteht ein Zusammenhang, wenn Ambroses Brief recht hat. Sie ist jetzt dort? Bei den Toren?“
„Ju“, antwortete Adrian. „Und wir brauchen ihr wahrscheinlich nicht mal einen Drink zu spendieren.“
„Dann lasst uns gehen.“ Lissa stand auf und griff nach ihren Schuhen.
„Bist du dir wirklich sicher?“, fragte Christian. „Du weißt doch, was dich da draußen erwartet.“
Lissa zögerte. Für Moroi war es spät in der Nacht, aber das bedeutete nicht, dass alle im Bett lagen – vor allem an den Toren, an denen sich in letzter Zeit ständig ungezählte Leute drängten. Es sei viel zu wichtig, meinen Namen reinzuwaschen, fand Lissa. „Ja. Gehen wir es an.“
Angeführt von meiner Mutter traten meine Freunde an den Eingang zum Hof. (Das Tor, das Abe geschaffen hatte, war inzwischen geflickt worden.) Der Hof war von hohen, vielfarbenen Steinmauern umringt, was dazu beitrug, die menschliche Vorstellung zu bestärken, dass es sich tatsächlich um eine Eliteschule handelte. Schmiedeeiserne Tore am Eingang standen offen, aber eine Gruppe von Wächtern versperrte die Straße, die auf das Hofgelände führte. Normalerweise wäre das Häuschen am Tor nur von zwei Wächtern besetzt gewesen. Die zusätzlichen Wächter dienten sowohl zur ausführlicheren Befragung durchfahrender Autofahrer als auch zur Kontrolle der Menge. Zuschauer säumten die Straßenränder und beobachteten die eintreffenden Wagen, als befänden sie sich bei einer Premierenvorstellung samt rotem Teppich. Janine kannte einen Umweg, der es ihnen ermöglichte, einigen Leuten auszuweichen – aber nicht allen.
„Duck dich nicht“, sagte Christian zu Lissa, als sie an einer besonders lautstarken Gruppe vorbeikamen, die sie bemerkt hatte. „Du bist schließlich eine königliche Kandidatin. Benimm dich also auch so. Du verdienst das hier. Du bist die letzte Dragomir. Eine Tochter aus königlichem Geblüt.“
Sie warf ihm einen kurzen, erstaunten Blick zu, überrascht von dem wilden Unterton in seiner Stimme – und dass er offensichtlich an seine Worte glaubte. Lissa richtete sich auf, wandte sich ihren Fans zu, lächelte und winkte zurück, woraufhin die Aufregung der Leute nur desto mehr wuchs. Nimm das ernst!, rief sie sich ins Gedächtnis. Bereite unserer Geschichte keine Schande!
Am Ende erwies es sich als einfacher, durch die Menge am Tor zu gelangen, als Serena allein zu erwischen. Die Wächter waren vollständig überfordert und bestanden darauf, Serena dazubehalten, aber meine Mutter führte ein schnelles Gespräch mit dem zuständigen Wächter. Sie rief ihm Lissas Wichtigkeit ins Gedächtnis und erbot sich, Serena für einige Minuten zu vertreten.
Serena hatte sich schon vor langer Zeit von dem Strigoiangriff erholt. Sie war in meinem Alter, blond und hübsch. Offensichtlich war sie überrascht, ihre frühere Schutzbefohlene zu sehen. „Prinzessin“, sagte sie förmlich. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
Lissa zog Serena von den Wächtern weg, die mit den Moroifahrern am Tor sprachen. „Sie können mich Lissa nennen. Das wissen Sie doch. Sie haben mir schließlich beigebracht, wie man Kissen erdolcht.“
Serena lächelte schwach. „Die Dinge haben sich inzwischen geändert. Sie könnten unsere nächste Königin sein.“
Lissa verzog das Gesicht. „Unwahrscheinlich.“ Vor allem, da ich keinen Schimmer habe, wie ich dieses Rätsel lösen soll, dachte sie. „Aber ich brauche Ihre Hilfe. Sie und Grant haben viel Zeit miteinander verbracht .... hat er jemals davon gesprochen, dass er für Tatiana Moroi trainierte? Ich meine, so etwas wie geheime Nahkampfübungen?“
Serenas Gesicht verriet die Antwort, und sie wandte den Blick ab.
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