Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Beide bargen die starke Möglichkeit, dass ich nicht überleben würde.
Adrian wirkte so zerrissen, wie ich mich fühlte. Wir wussten beide, dass es für mich keine richtige oder falsche Entscheidung gab. Er machte sich lediglich Sorgen und wollte, dass ich wusste, welches Risiko ich einging. Dimitri dagegen .... für ihn gab es überhaupt keine Diskussion. Ich sah es ihm an. Er war ein Verfechter von Regeln und davon, das Richtige zu tun. Aber in diesem Fall? Bei derart schlechten Chancen? Es schien besser, ein Leben als Flüchtling zu riskieren, und wenn der Tod kam, dann mochte es besser sein, sich ihm im Kampf zu stellen.
Mein Tod ist nicht irgendein Eintrag in einem Kalender, ein Termin.
„Gehen wir“, sagte ich.
Wir rannten aus dem Gebäude, ängstlich besorgt, den Plan einzuhalten. Ich konnte mir eine Bemerkung – an Adrian gerichtet – nicht verkneifen. „Du musst eine Menge Geist eingesetzt haben, um die Wachen mit all diesen Illusionen zu füttern.“
„Stimmt“, bestätigte er. „Und ich habe wirklich nicht die Macht, so etwas besonders lange aufrechtzuerhalten. Lissa könnte wahrscheinlich ein Dutzend Wächter zum Glauben veranlassen, sie hätten Gespenster gesehen. Aber ich? Mir gelingt es mit knapper Not, dass ein paar Wächter Eddie und Mikhail vergessen. Deswegen musste es doch jemanden geben, an den sie sich erinnern können, und Dimitri ist der ideale Sündenbock.“
„Also, dann vielen Dank.“ Ich drückte ganz sanft seine Hand. Während ein Gefühl von Wärme zwischen uns floss, ersparte ich mir die Bemerkung, dass ich noch lange nicht frei war. Das hätte seine Heldentaten herabgewürdigt. Vor uns lagen noch zahlreiche Hindernisse, aber ich wusste es trotzdem zu schätzen, dass er für mich eingetreten war und meine Entscheidung, dem Fluchtplan zu folgen, respektierte.
Adrian warf mir einen Seitenblick zu. „Ja, hm, ich bin angeblich verrückt, nicht wahr?“ Zuneigung blitzte in seinen Augen auf. „Und es gibt nicht viel, was ich für dich nicht täte. Je dümmer, desto besser.“
Wir erreichten das Erdgeschoss, und ich sah, dass Eddie hinsichtlich der Wächter recht gehabt hatte. Flure und Räume waren praktisch verlassen. Ohne einen weiteren Blick eilten wir nach draußen, und die frische Luft schenkte mir neue Energie.
„Was jetzt?“, fragte ich meine Retter.
„Jetzt bringen wir dich erst mal zum Fluchtwagen“, antwortete Eddie.
Die Garagen lagen nicht weit entfernt, aber sie waren auch nicht besonders nah. „Das ist ja eine ganz schöne Strecke über offenes Gelände“, bemerkte ich. Das naheliegende Problem brachte ich jedoch gar nicht zur Sprache: dass man mich bei einer Entdeckung töten würde.
„Ich setze Geist ein, damit wir alle möglichst vage und unauffällig erscheinen“, sagte Adrian. Dies bedeutete eine weitere Beanspruchung seiner Magie. Viel mehr konnte er nicht verkraften. „Die Leute werden uns nicht erkennen, es sei denn, sie bleiben stehen und sehen uns geradeheraus an.“
„Was sie wahrscheinlich nicht tun werden“, warf Mikhail ein. „Wenn uns überhaupt jemand wahrnimmt. Alle sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um in dem ganzen Chaos irgendjemand anders große Aufmerksamkeit zu schenken.“
Als ich mich draußen umsah, erkannte ich, dass er recht hatte. Das Gefängnisgebäude war weit von der Kirche entfernt, aber mittlerweile waren Leute, die sich in der Nähe der Explosion befunden hatten, in diesen Teil des Hofs gelangt. Einige liefen auf ihre Residenzen zu. Andere suchten nach Wächtern, immer in der Hoffnung auf Schutz. Und einige .... einige gingen in die gleiche Richtung wie wir: zu den Garagen.
„Den Leuten ist der Schreck dermaßen in die Glieder gefahren, dass sie tatsächlich das Weite suchen wollen“, sagte ich. Unsere Gruppe rannte so schnell, wie es mit Adrian, der nicht die körperliche Konstitution von uns Dhampiren hatte, überhaupt möglich war. „Die Garagen werden überfüllt sein.“ Sowohl offizielle Wagen des Hofes als auch die Autos der Gäste parkten auf dem gleichen Gelände.
„Das könnte uns helfen“, meinte Mikhail. „Noch mehr Chaos.“
Da meine eigene Realität so viele Ablenkungen erfuhr, konnte ich mich nicht ganz und gar in die von Lissa stürzen. Eine leichte Berührung des Bandes verriet mir, dass sie in Sicherheit war, drüben im Palast.
„Was tut Lissa in dieser ganzen Angelegenheit?“, fragte ich.
Ich war froh, dass sie mit dieser irrsinnigen Befreiungsaktion nichts zu
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