Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
sich mir das Herz in der Brust zusammenkrampfte.
Als ich den Blick hob, sah ich, dass Dimitri seine Gegner ebenfalls bezwungen hatte. Daraufhin gingen wir zwar weiter, als sei nichts geschehen, aber ich schaute doch zu Eddie hinüber und wusste, dass mein Gesicht Traurigkeit zeigte. Er wirkte ebenfalls gequält, versuchte jedoch, mich zu beruhigen, während wir weitereilten.
„Du hast getan, was du tun musstest“, sagte er. „Es ist ihr bestimmt nichts passiert. Sie trägt ein paar blaue Flecken davon, sonst nichts.“
„Ich habe hart zugeschlagen.“
„Die Sanitäter werden mit Gehirnerschütterungen fertig. Verdammt, wie viele haben wir uns beim Training zugezogen?“
Ich hoffte, dass er recht hatte. Die Grenzen zwischen Recht und Unrecht verwischten sich langsam. Das einzig Gute war wohl, dass Meredith so mit mir beschäftigt gewesen war, dass sie Eddie und die anderen wahrscheinlich gar nicht bemerkt hatte. Sie hatten sich im Kampf zurückgehalten und hoffentlich Adrians Schleier von Geist aufrechterhalten, während Dimitri und ich die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt hatten.
Endlich erreichten wir die Garagen, wo tatsächlich ein größerer Betrieb herrschte als sonst. Einige Moroi waren bereits abgefahren. Eine Frau, eine Royal, war äußerst hysterisch, weil ihr Fahrer die Autoschlüssel hatte und sie nicht wusste, wo er war. Sie rief einigen Vorübergehenden zu, sie sollten nachsehen, ob jemand den Wagen für sie kurzschließen könnte.
Dimitri führte uns entschlossen und unbeirrt weiter. Er wusste genau, wohin wir gingen. Mir wurde klar, dass das Unternehmen viel Planung erfordert hatte. Und der größte Teil davon war wahrscheinlich schon gestern passiert. Warum hatte Lissa es vor mir verborgen? Wäre es nicht besser für mich gewesen, ich wäre vorgewarnt gewesen?
Wir eilten durch das Gedränge zu der Garage auf der Seite, die am weitesten entfernt lag. Davor stand, offenbar abfahrbereit, ein nichtssagender grauer Honda Civic, daneben ein Mann, die Arme vor der Brust verschränkt, der die Windschutzscheibe musterte. Als er uns näher kommen hörte, drehte er sich um.
„Abe!“, rief ich.
Mein illustrer Vater drehte sich um und schenkte mir sein so typisches charmantes Lächeln, das die Unvorsichtigen in ihr Verhängnis locken konnte.
„Was tun Sie hier?“, fragte Dimitri scharf. „Sie werden dann ebenfalls auf der Liste der Verdächtigen stehen! Sie sollten doch bei den anderen bleiben.“
Abe zuckte die Achseln. Er wirkte angesichts von Dimitris wütender Miene bemerkenswert sorglos. Mir hätte es gar nicht gefallen, wenn sich dieser Zorn gegen mich gerichtet hätte. „Vasilisa wird dafür sorgen, dass einige Leute im Palast schwören, sie hätten mich während der fraglichen Zeit dort gesehen.“ Er richtete seine dunklen Augen auf mich. „Außerdem konnte ich doch nicht wegfahren, ohne mich von dir zu verabschieden, oder?“
Entnervt schüttelte ich den Kopf. „War das alles Teil deines Plans als mein Anwalt? Ich erinnere mich nicht, dass Ausbrüche mithilfe von Sprengstoff zu der Ausbildung eines Juristen gehören.“
„Na ja, es gehörte auch ganz bestimmt nicht zu Damon Tarus’ juristischer Ausbildung.“ Abes Lächeln verrutschte keinen Moment lang. „Ich habe es dir gesagt, Rose. Du wirst nie vor einer Hinrichtung stehen – oder auch nur vor einem Richter, sofern ich es verhindern kann.“ Er hielt inne. „Was ich natürlich kann.“
Zögernd sah ich zum Wagen hinüber. Dimitri stand mit den Schlüsseln daneben und wirkte ungeduldig. Adrians Worte hallten mir durch den Kopf.
„Wenn ich weglaufe, werde ich dadurch bloß umso schuldiger erscheinen.“
„Sie halten dich doch längst für schuldig“, sagte Abe. „Daran wird sich nichts ändern, wenn du in dieser Zelle schmachtest. Deine Flucht sorgt lediglich dafür, dass wir jetzt mehr Zeit haben zu tun, was wir tun müssen, ohne dass das Schwert deiner Hinrichtung über uns schwebt.“
„Und was genau werdet ihr tun?“
„Deine Unschuld beweisen“, erklärte Adrian. „Oder, na ja, dass du meine Tante nicht getötet hast. Ich weiß ja schon seit einer ganzen Zeit, dass du so unschuldig nicht bist.“
„Was, wollt ihr die Beweise vernichten?“, fragte ich, ohne auf den Seitenhieb einzugehen.
„Nein“, sagte Eddie. „Wir müssen herausfinden, wer sie wirklich getötet hat.“
„Ihr solltet euch jetzt, da ich frei bin, nicht mehr damit abgeben. Es ist mein Problem. Habt ihr mich nicht deswegen
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