Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
befanden.
„Mir geht es gut“, versicherte ich Adrian. „Im Wesentlichen langweile ich mich. Wir sind in dieser öden Stadt eingesperrt. Ich glaube nicht, dass uns jemand sucht. Ich glaube auch nicht, dass uns jemand suchen will.“
Ein Ausdruck der Erleichterung breitete sich auf seinem hübschen Gesicht aus, und mir wurde bewusst, wie sehr er sich um mich sorgte. „Das freut mich. Rose, du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist. Sie verhören nicht nur Leute, die vielleicht an deiner Flucht beteiligt waren. Die Wächter schmieden alle möglichen Pläne, wie sie Jagd auf dich machen können. Ständig ist von tödlicher Streitmacht die Rede.“
„Na ja, sie werden mich bestimmt nicht finden. Ich bin an einem ziemlich entlegenen Ort.“ Sehr entlegen sogar.
„Ich wünschte, ich hätte dich begleiten können.“
Er wirkte immer noch besorgt, und ich drückte ihm einen Finger auf die Lippen. „Nein. Sag das nicht! Du bist dort, wo du bist, viel besser aufgehoben – und es ist im Augenblick von größerem Vorteil, nicht noch mehr mit mir in Verbindung gebracht zu werden, als es sowieso schon der Fall ist. Hat man dich auch verhört?“
„Ja, sie haben aber nichts Nützliches aus mir herausbekommen. Ein zu wasserdichtes Alibi. Sie haben mich geholt, als ich mich auf die Suche nach Mikhail gemacht habe, weil wir mit jemandem gesprochen haben, mit.... “
„Ich weiß. Joe.“
Adrians Überraschung war nur kurz. „Kleiner Dhampir, du hast spioniert.“
„Es ist schwer, das nicht zu tun.“
„Weißt du, sosehr mir die Vorstellung auch gefällt, dass jemand immerzu Bescheid weiß, wenn ich in Schwierigkeiten stecke, bin ich doch trotzdem irgendwie froh, dass niemand ein Band mit mir teilt. Ich weiß nicht genau, ob ich wollen würde, dass jemand in meinen Kopf schaut.“
„Ich glaube auch nicht, dass jemand in deinen Kopf schauen will. Eine Person, die Adrian Ivashkovs Leben lebt, ist schon schlimm genug.“ Erheiterung flackerte in seinen Augen auf, aber sie erlosch wieder, als ich einen eher geschäftsmäßigen Tonfall anschlug. „Wie dem auch sei, ja. Ich habe auch Lissas .... ähm, das Verhör von Joe mit angehört. Das ist eine ernste Sache. Was hat Mikhail gesagt? Wenn Joe gelogen hat, sind die Hälfte der Beweise gegen mich nichtig.“ Es beraubte theoretisch auch Adrian seines Alibis.
„Na ja, nicht ganz die Hälfte. Es wäre besser gewesen, wenn Joe gesagt hätte, dass du während der Ermordung Tatianas in deinem Zimmer warst, statt zuzugeben, dass er ein Aufschneider ist, der sich an nichts erinnern kann. Außerdem wäre es besser gewesen, wenn er das alles nicht unter Lissas Zwang gesagt hätte. Das kann Mikhail nicht melden.“
Ich seufzte. Da ich ständig mit Geistbenutzern umging, nahm ich Zwang allmählich für selbstverständlich. Es war leicht zu vergessen, dass er unter Moroi tabu war und man dadurch in ernste Schwierigkeiten geraten konnte. Tatsächlich würde Lissa nicht nur deswegen Probleme bekommen, weil sie unerlaubt Zwang ausgeübt hatte. Man könnte ihr auch vorwerfen, dass sie Joe einfach dazu gebracht hätte zu sagen, was sie hören wollte. Was immer er daher zu meinen Gunsten aussagte, es wäre verdächtig. Niemand würde es glauben.
„Außerdem“, fügte Adrian unglücklich hinzu, „wenn herauskommt, was Joe gesagt hat, würde die Welt von den dämlichen Liebesaffären meiner Mutter erfahren.“
„Das tut mir leid“, sagte ich und legte die Arme um ihn. Er beklagte sich ständig über seine Eltern, aber seine Mutter bedeutete ihm wirklich viel. Es war ein harter Schlag für ihn gewesen, von ihrer Bestechung zu erfahren, und ich wusste, dass Tatianas Tod ihn immer noch schmerzte. Offenbar war ich in letzter Zeit häufig mit Männern zusammen, die unter Seelenqualen litten. „Obwohl ich wirklich froh bin, dass sie dich von jeder Verbindung reingewaschen hat.“
„Es war dumm von ihr. Wenn das jemand herausfindet, wird sie in ernsten Schwierigkeiten stecken.“
„Wozu rät dir Mikhail denn?“
„Er wird Joe suchen und ihn mal unter vier Augen befragen. Dann müssen wir weitersehen. Im Augenblick können wir mit den Informationen nicht viel mehr anfangen. Sie sind nützlich für uns, ja schon .... aber nicht für das Verfahren.“
„Ja“, sagte ich und versuchte, mich nicht entmutigen zu lassen. „Ich vermute mal, es ist besser als gar nichts.“
Adrian nickte, dann schob er die düstere Laune mit seiner gewohnten Unbekümmertheit beiseite. Er hielt
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