Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
schaust du denn schon wieder so?“
Irgendwas schien dem Kater an ihr nicht zu passen.
Doch wie üblich blinzelte Grizzly nur und begann sich dann betont gelangweilt zu putzen. Allerdings ließ er sie dabei anders als sonst nicht aus den Augen.
Lexa beschloss, das seltsame Verhalten ihres Katers zu ignorieren und durchsuchte ihr Teesortiment nach etwas, das man gut mit Milch trinken konnte. Den Gedanken an Milch fand sie neuerdings außerordentlich verlockend.
Auf dem Küchentisch lag immer noch das schwarze Buch.
Nachdem sie die Teekanne aufgegossen hatte, setzte sie sich und begann eher aus Neugierde, denn aus wirklichem Interesse in dem Buch zu blättern.
„Vampire“, erklärte sie Grizzly, „sind nun wirklich nicht das, was man bei mir vermuten würde. Diesen ganzen Edel-Gothic-Scheiß brauche ich für gar nichts. Und Särge, Fledermäuse und Gruften machen mich auch nicht an. Wer schenkt mir nur so was?“
Grizzly, der wenigstens in dieser einen Hinsicht unschuldig war, gähnte demonstrativ und legte sich hin.
Das Buch war in altmodischer Schrift gedruckt, was Lexa nicht überraschte und in einem Englisch verfasst, das gerade mal nicht ganz so alt wie die Shakespeare-Stücke wirkte, die Lexa aus der Schule kannte und hingebungsvoll gehasst hatte.
Auch ein paar Federzeichnungen waren darin enthalten, allerdings keine wild-romantischen Bildchen von halb bekleideten Damen, die dem atemberaubend gut aussehendem Gentleman-Vampir ihren Schwanenhals zum Biss darboten, sondern eher wissenschaftliche Detailzeichnungen, die sich Lexa auf den ersten Blick nicht erschlossen. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte sie die Skizze eines Raubtiergebisses, bei dem die Eckzähne erst aus dem Kiefer geschoben wurden, wenn der Kiefer ganz geöffnet wurde. Nicht groß anders als eines dieser Schnappmesser wie sie bei den Straßengangs in Filmen üblich waren. „Raffiniert!“
Sie nahm einen Schluck Tee, erfreute sich an dem Milchgeschmack und blätterte nach vorn zurück, um nun doch ein wenig in dem seltsamen Buch zu lesen.
Obwohl der Titel eigentlich Hinweis genug gewesen wäre, staunte Lexa nicht schlecht, als sie erkannte, dass es sich tatsächlich um ein Handbuch für beginnende Vampire handelte. Die einzelnen Kapitel behandelten scheinbar ausführlich Herkunft, Lebensweise und Besonderheiten des gemeinen Vampirs, gefolgt von einem langen Kapitel über nahestehende „Fabelwesen ohne Zutritt zur Wahrnehmung“ („legendary creatures without access to realization“), die dem Buch zufolge in einer sogenannten Schattenwelt hausten, und deren Erkennungsmerkmalen.
„Originär sind Vampire Wesen, die ihre Existenz und Fähigkeiten über ihre ursprüngliche Natur hinaus verstärken, indem sie sich der Kräfte anderer Wesen, bevorzugt jener ihrer ursprünglichen Gattung bedienen. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich um eine hochspezialisierte parasitäre Lebensform.“
Das las sich ziemlich logisch und erfreulich frei von Gräbern, Kruzifix-Allergien und traumatischen Erlebnissen mit Knoblauch. Auch wenn parasitär nun nicht besonders charismatisch klang.
Stirnrunzelnd las sie weiter.
Als sie einige Stunden später ihre Teekanne geleert hatte, stellte Lexa erstaunt fest, wie dunkel es bereits war. Oder vielmehr, wie problemlos sie in dem schlechten Licht über die Mythen und Legenden gelesen hatte, mit denen man sich überall auf der Welt von Vampiren erzählte. Und über das, was nach Ansicht des unbekannten Autors dieses Werkes tatsächlich einen Vampir auszeichnet.
Katzengleiche Nachtsicht zum Beispiel. Zögernd sah sie zu Grizzly hinüber, der auf der Fensterbank eingeschlafen war und neckisch eine Pfote über das Fensterbrett vor die darunterliegende Heizung hängen ließ.
Dann schob Lexa ihren Stuhl zurück, stand auf und schaltete demonstrativ das Licht an.
Der befürchtete Blendeffekt blieb aus. Oder jedenfalls im normalen Bereich. So wie es sich halt anfühlt, wenn man nachts plötzlich das Licht anschaltet. Grell, unangenehm, aber erträglich. Kein Vergleich zu dem auch mit Tränen nicht zu beruhigenden Brennen, das ihr Tageslicht verursachte.
„Vampire erfreuen sich vorzüglicher Nachtsicht. Diese Anpassung an eine über Jahrhunderte geübte Lebensweise führt allerdings zu einer extremen Lichtempfindlichkeit speziell gegenüber Sonnenlicht. Die Toleranz anderen Lichtquellen gegenüber ist deutlich höher.“
Lexa schnaubte verächtlich. „Es könnte natürlich auch sein, dass die
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